500 Flugblätter gegen Dorfladen-Umzug
15.03.2018 LupsingenKritiker sehen ihr Geld verschwendet und machen mobil
ssc. Die Gemeindeverwaltung von Lupsingen hat für die kommende Gemeindeversammlung am 19. März vorsorglich die Turnhalle reserviert. Erwartet werden rund 150 Besucher. Grund für das Interesse dürfte ...
Kritiker sehen ihr Geld verschwendet und machen mobil
ssc. Die Gemeindeverwaltung von Lupsingen hat für die kommende Gemeindeversammlung am 19. März vorsorglich die Turnhalle reserviert. Erwartet werden rund 150 Besucher. Grund für das Interesse dürfte eine Verteilaktion von 500 Flugblättern sein, mit der sich eine Gruppe von Einwohnern gegen den geplanten Umzug des Dorfladens in das alte Feuerwehrmagazin wehrt.
Das Gebäude, das durch die Auslagerung der Feuerwehr nach Liestal seinen Verwendungszweck verloren hat, soll nämlich für knapp 600 000 Franken saniert und mit einem Anbau versehen werden. Dies, damit der Dorfladen dort einziehen kann und seinen aktuellen Standort für Alterswohnungen freigibt. Die Kritiker sehen ihre Steuergelder durch «aktive Wirtschaftspolitik» veruntreut.
Soll der Volg vom Volk profitieren?
Geplanter Umzug des Dorfladens gerät in die Kritik
An der kommenden «Gmäini» in Lupsingen werden rund 150 Besucher erwartet. Grund dafür ist der Plan des Gemeinderats, den Dorfladen für über eine halbe Million Franken um 100 Meter zu verschieben. Einige Einwohner sind dagegen und haben 500 Flugblätter verteilt.
Sebastian Schanzer
Der Plan der Gemeinde Lupsingen, den Dorfladen ins nicht mehr benötigte Feuerwehrmagazin im Dorfzentrum zu zügeln und an dessen Stelle Wohnraum für die ältere Bevölkerung zu schaffen, erhält Gegenwind. Rund 500 Flugblätter landeten gestern Nachmittag in den Briefkästen der Dorfbewohner. Eine Gruppe von Gegnern des knapp 600 000 Franken teuren Projekts, unter anderen alt Gemeindepräsident Marcel Dürrenberger, bittet die Bevölkerung im Schreiben, den entsprechenden Antrag des Gemeinderats an der kommenden «Gmäini» zurückzuweisen oder einem Alternativantrag zuzustimmen.
Darum geht es: Die Gemeinde beantragt der Versammlung vom 19. März, einem Kredit von 591 000 Franken für das Projekt «Dorfladen auf Dorfplatz» zuzustimmen. Mit dem Geld will sie das teilweise unter Denkmalschutz stehende Feuerwehrmagazin bis im Mai 2019 umbauen und es anschliessend inklusive des neuen Anbaus dem Dorfladen zur Miete anbieten. Seit Anfang Jahr benötigt die Gemeinde das Magazin nicht mehr, weil die Einwohner vergangenen Dezember einer Auslagerung der Feuerwehr nach Liestal zugestimmt haben. Die Volg AG bekunde grosses Interesse am Umzug, heisst es im Projektbeschrieb. Ein Mietvertrag mit Laufzeit von 10 bis 15 Jahren liege bereits als Entwurf vor.
Der aktuelle Volg-Laden befindet sich etwa 100 Meter vom Magazin entfernt in einem auf Gemeindeboden errichteten Modulbau. Im Sommer 2008 brannte das ursprüngliche Ladengebäude nieder. Die Gemeinde beschloss in der Folge das heutige Modul zu errichten, weil die Volg AG selbst nicht mehr bauen wollte. Der Abbau und Verkauf dieses provisorischen Gebäudes soll kostenneutral vonstatten gehen.
«Keine aktive Wirtschaftspolitik»
Ziel der Gemeinde ist es gemäss Vorlage zum einen, die Dorfentwicklung voranzutreiben. Mit dem Umzug des Ladens auf den Dorfplatz werde dieser belebt und zum eigentlichen Zentrum aufgewertet. Zum anderen werde durch den Umzug attraktives Bauland frei, also Land, das die Gemeinde gemäss ihrem 2008 verabschiedeten Altersleitbild für altersgerechten Wohnraum vorsieht.
Die Kritiker des Projekts stossen sich insbesondere am Einsatz von Staatsgeldern zum Wohl des Dorfladens. «Es ist unseres Erachtens nicht Aufgabe einer öffentlichrechtlichen Körperschaft wie unserer Einwohnergemeinde, aktive Wirtschaftspolitik zu betreiben», heisst es im Flugblatt. Zudem sei der Fortbestand des Ladens weniger von seinem Standort als viel mehr von seinem Umsatz abhängig. «Mit der Versetzung des Ladens wird nichts erreicht.»
Auf Nachfrage präzisiert alt «Preesi» Marcel Dürrenberger: «Die Gemeinde will rund zehn Prozent ihres Budgets für ein Projekt ausgeben, das keinen Mehrwert generiert». Nutzniesser wären seiner Ansicht nach einzig der Dorfladen und die Baugenossenschaft, welche die allfälligen Alterswohnungen errichten würde. Auch deshalb plädieren die Urheber des Flugblatts für einen Alternativantrag, wonach die entsprechende Baugenossenschaft für den Kredit aufkommen müsste. Dürrenberger bezweifelt darüber hinaus, dass die altersgerechten Wohnungen tatsächlich durch ältere Bewohner genutzt würden. Er nennt das Beispiel von zwei Häusern in der Obermatt, die zwar altersgerecht erstellt wurden, nun aber gar nicht von der vorgesehenen Klientel bewohnt würden.
Trotz der Kritik: Gemeindepräsident Stefan Vögtli ist überzeugt, dass das Projekt in der Bevölkerung gut abgestützt ist. In einer Konsultativabstimmung an der Gemeindeversammlung vom September 2016 habe sich das Volk bereits für die Verschiebung des Ladens ausgesprochen. Zudem ginge es dem Gemeinderat weniger darum, dem Dorfladen auf Kosten der Steuerzahler Vorteile zu verschaffen, als vielmehr, die Zentrumsentwicklung voranzutreiben. Klar ist für Vögtli auch: Ein Bauträger für das frei werdende Land darf nicht gewinnorientiert sein. Einen konkreten Interessenten kann der Gemeinderat noch nicht vorweisen.
Betreffend das Flugblatt seiner Kritiker zeigt Vögtli Sportsgeist. «Es ist schön, wenn jemand die ganze Bevölkerung für dieses wichtige Dorf-Anliegen mobilisiert.» Die Verwaltung hat zur Sicherheit bereits die Turnhalle für die Gemeindeversammlung reserviert. «Der Gemeindesaal würde für die erwarteten 150 Besucher nicht ausreichen.»