«Dem Verein etwas zurückgeben»
23.02.2018 SportMichael Fässler wird neuer Sportchef bei Zunzgen-Sissach
Die Zweitligisten des EHC Zunzgen-Sissach haben mit der Qualifikation für den Gruppenfinal das Saisonziel bereits erreicht und stecken mitten in der Serie gegen Rheinfelden. Auf die kommende Saison hin wird Michael ...
Michael Fässler wird neuer Sportchef bei Zunzgen-Sissach
Die Zweitligisten des EHC Zunzgen-Sissach haben mit der Qualifikation für den Gruppenfinal das Saisonziel bereits erreicht und stecken mitten in der Serie gegen Rheinfelden. Auf die kommende Saison hin wird Michael Fässler das Amt des Sportchefs übernehmen. Der ehemalige ZS-Junior möchte den Nachwuchs fördern und den Verein zurück in die 1. Liga führen.
Daniel Hofstetter
«Mein Gefühl sagte mir: Doch, jetzt gibst du dem Verein etwas zurück, dem du dein Leben verdankst», sagt Michael Fässler. Er meint damit seine Zusage, beim EHC Zunzgen-Sissach das Amt des Sportchefs zu übernehmen, und bezieht sich auf das zentrale Erlebnis, das sein Leben veränderte. Mit 17 Jahren stand Fässler an der Schwelle zum Eishockeyprofi. Er hatte soeben den Sprung zu den Elite-Junioren des SC Bern geschafft, als er wegen einer Hirnblutung während des Trainings zusammenbrach. Den lebensbedrohlichen Unfall überlebte Fässler wohl nur deshalb, weil sich einerseits das Berner Inselspital in der Nähe des Eisstadiums befindet. Andererseits dank seiner guten physischen Verfassung, die er zu einem grossen Teil dem Training bei ZS verdankte. Die Hoffnungen auf eine Karriere als Eishockeyprofi musste Fässler aufgrund der erlittenen halbseitigen Lähmung begraben. Diesem Fakt trauert Fässler aber keineswegs nach. Denn für ihn eröffneten sich neue Chancen, die er zu nutzen wusste.
Tischtennis und Botschafter
Sportlich wechselte er zum Rollstuhl-Tischtennis. Dank der Unterstützung von Sponsoren konnte er als Profi agieren, reiste für Turniere um den Globus. «Es war eine coole Zeit. Wenn ich zurückblicke, bin ich dafür dankbar, dass ich so viele verschiedene Kulturen und Menschen habe kennenlernen dürfen», so Fässler. Es sei eine Lebenserfahrung gewesen, die er schätze, und: «Das alles wäre nicht möglich gewesen, wenn ich im Eishockey-Geschäft geblieben wäre.» Doch Fässler entwickelte sich auch abseits des Sports weiter. Zum einen wurde er 2012 zum «Mister Handicap» gewählt. Damit avancierte er zum Botschafter für Menschen mit einer Behinderung. Darüber hinaus blieb Fässler beruflich ebenfalls nicht stehen. Er bildete sich zum Sport-Mentaltrainer weiter. In dieser Funktion betreut er bis heute junge Talente sowie etablierte Spitzensportler. Und nun beginnt für ihn ein weiteres Kapitel seines Lebens. Der Kontakt zum Eishockey im Generellen sowie dem EHC Zunzgen-Sissach im Speziellen riss nie völlig ab. Bereits als Kleinkind habe Fässler festgestellt, dass der Sport «einen Platz in meinem Herzen» finden würde. Auch bezeichnet er Eishockey als wertvolle Lebensschule. «Wenn man weiss, wie es ist, um seinen Platz kämpfen zu müssen», sei das eine Erfahrung, die einem «in allen Lebensphasen zugutekommt.» Das Interesse am Eishockey blieb so bestehen.
Er verfolgte den Sport insbesondere ausserhalb des Oberbaselbiets. Da er aber in Sissach wohnhaft war, bekam er gleichwohl einiges aus dem Umfeld des EHC Zunzgen-Sissach mit. Intensiviert wurde der Bezug schliesslich mit der Rückkehr seines Bruders Simon zu ZS. Nun war Fässler wieder vermehrt auf der Kunsteisbahn anzutreffen. Und mit der Anfrage des aktuellen Sportchefs Ruedi Müller, damals Fässlers erster Trainer, «schliesst sich der Kreis», wie es der 29-Jährige ausdrückt.
Den Nachwuchs fördern
Bevor er zusagte, räumte sich Fässler eine Bedenkzeit ein. Er besuchte die Kunsteisbahn, «schmeckte» den Geruch der Garderoben. Fässler wollte herausfinden, ob ihn die Herausforderung packt, er sich mit allem identifizieren kann. Er ist sich bewusst, dass er sich «die Sporen abverdienen» müsse. Doch Fässler geht die Aufgabe mit gleichermassen viel Zuversicht wie Freude an. Dabei verfolgt er klare Ziele. Ganz oben auf der Liste steht die Art und Weise, wie der Liestaler arbeiten möchte.
«Es geht immer um einen Menschen. Der Umgang mit Menschen ist in einem Verein der wichtigste Aspekt. Wenn ein Mensch sich wohlfühlt, gleichzeitig Chancen sieht, kann er sich entfalten. Das, glaube ich, kann ich schon vermitteln.»
Bereits gefordert ist der neue Sportchef bei der Besetzung des Postens des Cheftrainers für die erste Mannschaft. Robert Othmann, dem Fässler eine «super Arbeit» attestiert, wird den Verein Ende Saison verlassen. Damit ein Nachfolger gefunden werden kann, haben Fässler und Müller zusammen eine Liste mit potenziellen Kandidaten erstellt. Nach den anstehenden Interviews «werden wir gemeinsam entscheiden, welche die beste Lösung für den Verein ist».
Eine Vision, die der neue Übungsleiter des Fanionteams unbedingt mittragen muss, ist, dass ZS in die 1. Liga zurückkehren soll. Denn die Promotion wäre der Brückenschlag zum nächsten zentralen Pfeiler in Fässlers Vorstellungen: Die Förderung von Nachwuchsspielern. «Die 1. Liga muss das Ziel sein. Es ist eine Motivation für die Jungen, wenn sie etwas haben, wozu sie hochschauen können», erklärt Fässler. Im Gegenzug müssen die Talente aber auch bereit sein, ihre Komfortzone zu verlassen.
Diese Leistungsbereitschaft möchte Fässler vorleben. Er will «den Jungen die grösstmögliche Chance geben, im Aktivbereich Fuss fassen zu können, damit sie anschliessend den Schritt ins Profigeschäft schaffen können.» Es ist genau dieser Punkt, auf den sich Fässler am meisten freut. Wie im beruflichen Leben ist es seine Ambition, dass sich jedes Individuum weiterentwickelt: «Ich möchte den Jungen aufzeigen, dass sie durch den Sport eine Riesenchance im Leben haben, so wie ich sie damals hatte.»