Hier brennt der Baum
16.01.2018 DiepflingenEin Dorf feiert seinen ganz eigenen Brauch
vs. Nach einjähriger Pause haben sich in diesem Jahr wieder die Flammen die ausgedienten Weihnachtsbäume der Diepflinger Bevölkerung einverleibt. Fehlende Helfer und Probleme, die notwendigen Bewilligungen vom Kanton ...
Ein Dorf feiert seinen ganz eigenen Brauch
vs. Nach einjähriger Pause haben sich in diesem Jahr wieder die Flammen die ausgedienten Weihnachtsbäume der Diepflinger Bevölkerung einverleibt. Fehlende Helfer und Probleme, die notwendigen Bewilligungen vom Kanton zu erhalten, machten dem traditionellen Anlass in Diepflingen, bei dem sich die Bevölkerung trifft und die Christbäume vom vergangenen Jahr in einem grossen Feuer verbrennt, in letzter Zeit das Leben schwer. 2017 musste die Veranstaltung gar ganz abgesagt werden.
In diesem Jahr gelang es dem Fitness-Club Diepflingen jedoch wieder, alles Nötige auf die Beine zu stellen und den Anlass durchzuführen. Brandmeister Markus Berner beförderte rund 40 Tannen, Fichten und andere Nadelbäume – natürlich ohne Schmuck – in die lodernden Flammen. Nach dem grossen Funken freuten sich die Einwohner bei Suppe oder Wurst über den auferstandenen Brauch.
Der Weihnachtsbaum steht in Flammen
Weihnachtsbäume mit Volksfest entsorgt
Nach einjähriger Pause hat «Fitness Diepflingen» dem traditionellen Brauch des Weihnachtsbaum-Feuers neues Leben eingehaucht. Und so loderten die Nadelbäume wieder auf dem Fussballplatz.
Otto Graf
Der Brauch, die ausgedienten «Diepfliker» Weihnachtsbäume öffentlich zu verbrennen, hat es nie einfach gehabt. Vor Jahren war es die Obrigkeit in der Hauptstadt, die meinte, dem nächtlichen Treiben in der einstigen Republik den Riegel schieben zu müssen. Vergeblich, denn die Republikaner besannen sich auf ihre Vergangenheit und verwiesen auf das Freiheitsfeuer in Läufelfingen, den Chienbesenumzug in Liestal oder auf die Höhenfeuer am Nationalfeiertag. Dort, betonten sie, werde ja auch Holz verbrannt.
2016 loderten die Christbäume letztmals in den Nachthimmel über dem Homburgertal. «Mangels Helferinnen und Helfer können wir den Anlass leider nicht weiterführen», liess damals der organisierende Fitness-Club Diepflingen verlauten.
Heuer nahm der gleiche Klub einen neuen Anlauf. Und siehe da: Wie Phönix aus der Asche erlebte der Brauch seine Auferstehung. Wie Mattie Coolen seitens Fitness-Club Diepflingen erzählte, hat ein etwa zehnköpfiges Team auf dem Fussballplatz ein Zelt aufgebaut und darin eine beheizte Festwirtschaft eingerichtet, alles mit dem Segen des Gemeinderats. Ausserdem bat der Klub im Einladungsflugblatt die Bevölkerung, den eigenen Weihnachtsbaum ohne Schmuck mitzubringen.
Heller als mit Weihnachtsschmuck
Gut vierzig Tannen, Fichten und andere Nadelbäume kamen so zusammen. Um nicht gegen Gesetze und Vorschriften zu verstossen, kontrollierte Brandmeister Markus Berner jeden Baum. Dann beförderte er die weihnächtlichen Symbole, Stück für Stück, in die Glut. «Bäume, die in der Stube kein Wasser erhalten haben, stehen in zwei Sekunden in Vollbrand. Bei den anderen geht es etwas länger», erklärte der Experte. Ein letztes Mal erstrahlten die ausgemusterten Weihnachtsbäume nochmals mit aller Kraft heller denn je und lösten einen gewaltigen Funkenregen aus. Danach hatte das Personal im Zelt alle Hände voll zu tun, um die Gäste mit einer dampfenden Gerstensuppe oder mit einer Wurst vom Grill zu verwöhnen. Die Festwirtschaft, in der bald eine lockere Stimmung herrschte, florierte. Alle freuten sich, dass der traditionelle Brauch des Weihnachtsfeuers wieder auferstanden ist. Der Reingewinn kommt wie bis anhin der Jugendriege zugute.