Ein Traditionslokal mit Zukunft
29.12.2017 LampenbergDas Restaurant Reblaube bleibt in der Familie
Nach 50 Jahren übergibt Bethli Heger ihren Restaurant-Betrieb in Lampenberg an Enkel Patrick Thommen. Die Gäste dürfen sich freuen: Die beliebte «Metzgete» gibt es in der «Reblaube» auch ...
Das Restaurant Reblaube bleibt in der Familie
Nach 50 Jahren übergibt Bethli Heger ihren Restaurant-Betrieb in Lampenberg an Enkel Patrick Thommen. Die Gäste dürfen sich freuen: Die beliebte «Metzgete» gibt es in der «Reblaube» auch weiterhin.
Elmar Gächter
Denkt man an die «Reblaube» Lampenberg, steigt einem sofort der unverkennbare Duft von frischen Blutund Leberwürsten, von saftigem Kesselifleisch, von feurigem Sauerkraut, von währschaften Bohnen und selbst gemachten Spätzli in die Nase. Man denkt unwillkürlich an die üppigen Schlachtplatten, die den Gaumen allein schon vom Anblick her in den Zustand erwartungsvoller Vorfreude versetzen. Und das Beste: So wird es auch künftig sein! Was für ein Lichtblick in Zeiten, da kaum ein paar Wochen vergehen, ohne dass ein traditioneller Gastrobetrieb seine Türen für immer schliesst. Bethli Heger-Tanner, seit 50 Jahren Wirtin auf der «Reblaube», übergibt ihren Betrieb auf Anfang Januar ihrem Enkel Patrick Thommen.
Nein, ein Zuckerschlecken war es nicht, als Bethli Heger 1967 Wirtin auf der «Reblaube» wurde, vielmehr eine Notlage. Vorgesehen war, dass ihre Eltern den Betrieb übernehmen würden, aber nach dem allzu frühen Tod ihrer Mutter kam alles ganz anders. Als Tochter einer Wirtefamilie – die Eltern führten das Restaurant Station Lampenberg – war Gastronomie für sie zwar kein Fremdwort, aber in der «Reblaube» fehlte so ziemlich alles für einen effizienten Betrieb. «Ich musste für grössere Anlässe das Geschirr bei meinem Bruder, der die ‹Station Lampenberg› zwischenzeitlich führte, ausleihen. Die Küche bestand aus einer kleinen Nische mit einer einzigen Steckdose, sodass zusätzlich mit Holz gekocht werden musste», blickt Bethli Heger zurück. Der Umbau von 1984, über den sie sich heute noch freut, brachte eine grössere Küche, ein geräumigeres Buffet und nicht zuletzt eine geheizte Toilette. Die Gäste brauchten nicht mehr im alten Klo im Aussenbereich des Hauses zu frieren.
«Metzgete» bleibt das Flaggschiff
Bethli Heger durfte stets auf viele temporäre Helfer und Helferinnen zählen, die sie bei ihrer Arbeit unterstützten. «Ich habe nie ein Stelleninserat aufgegeben. Wir haben immer Leute im Dorf gefunden und auch unsere beiden Kinder halfen ihrem jeweiligen Alter entsprechend tatkräftig mit.» Dies war ganz besonders wichtig nach dem Tod ihres Mannes vor rund 20 Jahren, der für alle handwerklichen Tätigkeiten im Haus besorgt war. Dass sie in den 50 Jahren auf der «Reblaube» durchschnittlich auf einen 16-Stunden-Tag kommt, erwähnt sie nur nebenbei.
Stolz ist Bethli Heger auch auf ihre treue Kundschaft. «Es kommen Familien zu uns, die bereits die fünfte Generation repräsentieren und schon bei meinen Vorgängern Stammgäste waren.» Die Menükarte bietet neben saisonalen Speisen nach wie vor ein gutbürgerliches Angebot an, bei dem auch «Schnipo» nicht fehlen darf. Der eigentliche Renner ist jedoch auch weiterhin die «Metzgete» mit ihrer Schlachtplatte. Sie wird auch unter der Regie des Nachfolgers das gastronomische Flaggschiff im Haus bleiben. «Ausser dem Schlachten machen wir nach wie vor alles selber», sagt Patrick Thommen, der seit rund einem Jahr seiner Grossmutter vor allem im Service zur Seite steht. Er stellt fest, dass die «Metzgete» vermehrt auch junge Gäste anspricht. «Sie ist so beliebt, dass wir unsere 60 Plätze jeweils bis zu drei Mal am Tag besetzen können.»
«Reblauben»-Fest im Januar
Grosse Änderungen, ob betrieblicher und gastronomischer Art, plant Patrick Thommen nicht. Er wird als gelernter Koch mit internationaler Erfahrung, unter anderem in den USA, künftig vor allem in der Küche stehen. Dabei darf er weiterhin auf die Unterstützung seiner Grossmutter zählen. «Ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung. Ich bin jetzt 25 und übernehme den Betrieb just in jenem Alter, wie es mein Grosi vor 50 Jahren getan hat.»
Apropos Jubiläum: Bethli Heger wollte eigentlich keinen speziellen Anlass machen, liess sich aber vom Enkel überzeugen, am 6. Januar ein «Reblauben»-Fest zu veranstalten mit einer «Aa- und Uustrinkete». «Ich habe viele schöne Erinnerungen. Ich musste zwar kämpfen, aber das Positive hat immer überwogen. Vor allem der Zusammenhalt in der Familie und unter unseren Mitarbeitenden war und ist einmalig», so Bethli Heger.