Ein Trauertreff soll Betroffenen helfen, ihren Verlust zu verarbeiten – die Nachfrage ist gering
Im Frühling hat Esther Edry-Müller im Zentrum für Pflege und Betreuung Mülimatt in Sissach eine Trauergruppe initiiert, wo sich Trauernde austauschen können. ...
Ein Trauertreff soll Betroffenen helfen, ihren Verlust zu verarbeiten – die Nachfrage ist gering
Im Frühling hat Esther Edry-Müller im Zentrum für Pflege und Betreuung Mülimatt in Sissach eine Trauergruppe initiiert, wo sich Trauernde austauschen können. Mangels Nachfrage wird der Trauertreff im neuen Jahr voraussichtlich nicht weitergeführt.
«Trauer ist immer noch ein Tabuthema», sagt Esther Edry-Müller, stellvertretende Leiterin Pflege und Betreuung im Zentrum für Pflege und Betreuung Mülimatt in Sissach. Die gelernte Pflegefachfrau ist die Initiantin des Treffs «Trauergruppe», wo sich Betroffene mit ihrer Trauer bei einem bevorstehenden oder erlittenen Verlust austauschen können. Geleitet wird der Treff von Ursula Moll, Trauerbegleiterin, Heilpraktikerin und ausgebildete Pflegefachfrau, die seit 20 Jahren in eigener Praxis Menschen in Krisensituationen und in der Trauer begleitet.
«Seit einem halben Jahr bieten wir den Treff kostenfrei an und konnten so Erfahrung sammeln», erklärt Edry. Leider sei das Angebot nur von wenigen Personen angenommen worden. Und so wurde beschlossen, den Treff auf Ende Jahr auszusetzen. «Eine Gruppe bietet die Möglichkeit, sich anzuvertrauen, sich tragen zu lassen und für andere tragend zu sein», erklärt die Initiantin.
Trauern im Verborgenen
Sie habe aber die Erfahrung gemacht, dass es den meisten Menschen immer noch schwerfalle, über Tod und Verlust zu reden. Es gehe aber nicht nur ums Sterben und den Tod: «Man kann einen Angehörigen oder Bekannten auch in der Demenz verlieren.» Auch das könne Schmerz und Trauer auslösen, so Edry. Die Diskussion um Tod und Verlust werde in der heutigen Gesellschaft verdrängt. Der vorherrschende Jugendwahn, «alle wollen jung bleiben», führe dazu, dass Trauer meist hinter verschlossenen Türen und im Geheimen stattfinde.
Edry ist sich bewusst, dass die Teilnahme an den Gruppengesprächen Offenheit und die Bereitschaft bedingt, sich mit der eigenen Trauer in einer Gruppe auseinanderzusetzen. Für viele Menschen ist es eine Herausforderung, sein Innerstes preiszugeben. Man kennt sich im Dorf. Trifft sich beim Einkauf oder Kaffee. Getrauert wird hinter verschlossenen Türen und möglichst unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Angebot in anderer Form?
Gemeinsames Trauern und Reden über Tod und Verlust hat noch keinen Platz in unserer Gesellschaft. Ein Glücksfall, wenn Trauernde im sozialen Umfeld getragen werden.
«Wir überlegen uns – sollte das Bedürfnis vorhanden sein und Anfragen bei uns eintreffen –, die Trauerbegleitung in einer veränderten Form anzubieten», zeigt sich Edry überzeugt. Es müsse aber ein Rahmen geschaffen werden, der Verbindlichkeit, aber auch Vertrauen schaffe. Nur so sei es möglich, den Weg gemeinsam zu gehen.