Alte Turnhalle ist abgerissen
30.11.2017 HölsteinNeue Halle ist finanziell nicht machbar
Jetzt war sie mal, die Turnhalle in Hölstein. 80 Jahre lang stand sie und war damit die älteste Halle im ganzen Waldenburgertal. Nun wurde sie dem Erdboden gleichgemacht. Ersatz ist jedoch nicht in Sicht. Der Gemeinderat klärt zurzeit ...
Neue Halle ist finanziell nicht machbar
Jetzt war sie mal, die Turnhalle in Hölstein. 80 Jahre lang stand sie und war damit die älteste Halle im ganzen Waldenburgertal. Nun wurde sie dem Erdboden gleichgemacht. Ersatz ist jedoch nicht in Sicht. Der Gemeinderat klärt zurzeit ab, ob der Bedarf für eine neue Halle überhaupt vorhanden ist. Wäre dem so, würde die finanzielle Lage Hölsteins einen Neubau für 3 bis 4 Millionen Franken in naher Zukunft eh nicht zulassen.
Das Ende einer Legende
Die älteste Turnhalle des Tals ist dem Erdboden gleichgemacht
80 Jahre lang war die Turnhalle in Hölstein so etwas wie ein Wahrzeichen am nördlichen Dorfeingang des «Gwaaggendorfs». Jetzt bleibt nur noch ihre Geschichte und Erinnerungen bei der Bevölkerung.
«Müssen sie uns wirklich unsere schönen Kindheitserinnerungen rauben?» Wer dies sagt, sind die unmittelbaren Nachbarn der alten Turnhalle. Für Reinhard und Francine Häner-Jacquet geht mit dem Abriss eine Geschichte zu Ende, die beide seit der ersten Schulklasse mit dem Gebäude verbindet. Gemeinsam haben sie hier beim Schulturnen ihre Purzelbäume geschlagen. Reinhard oder «Reini», wie er von Freunden genannt wird, ist hier direkt neben der Halle aufgewachsen.
Mit Schmunzeln erinnert er sich, wie sich die Knaben wegen der fehlenden Garderobe auf der Bühne umziehen mussten, die Mädchen in den Kellerräumen. Ein Astloch im Holzboden animierte die Buben dazu, den einen oder anderen Blick nach unten zu werfen, sehr zum Missfallen ihrer Schulkameradinnen. Musikabende, Theateraufführungen, Maskenbälle, sportliche Anlässe vom Faustball bis zum Rhönradturnen und vieles andere mehr: Sie war ein gefragtes Objekt im Waldenburgertal, die Turnhalle an der Hauptstrasse. Wäre es nach Häners gegangen, hätte sie durchaus noch ein paar Jahre ihren Dienst versehen können.
Jetzt, da sie in Schutt und Asche liegt, und man sich mit dem Gedanken trägt, allenfalls einen zweckmässigen, schönen Neubau für den Sport- und Kulturbetrieb zu erstellen und dafür mit Kosten von mehr als 3 Millionen Franken rechnet, drängt sich ein Rückblick in alte Zeiten auf. Dank der Recherchen der ehemaligen Gemeindepräsidentin Anita Schweizer sind ein paar interessante und amüsante Details erhalten geblieben. Auf einen Gebäudewert von sage und schreibe 36 500 Franken wurde die Halle geschätzt, als sie am 20. Juni 1937 offiziell eingeweiht wurde. Das Inserat für die Einladung im «Landschäftler» kostete 19.80 Franken.
Kein Ersatz in Sicht
300 Holzklappstühle zu einem Stückpreis von 3.50 Franken wurden angeschafft, eine Investition, die sich lohnen sollte. Denn noch heute versehen mehrere davon ihren Dienst bei einzelnen Festivitäten. Sparsamkeit war beim Gemeinderat Trumpf und damit sind Parallelen zu aktuellen Sparrunden offensichtlich. Abwart Hans Eglin wurde zwar bewilligt, zum Heizen in den Wintermonaten neben Holz auch Kohle zu verfeuern, die zusätzlichen Auslagen mussten jedoch dahingehend kompensiert werden, dass die Halle während der Heizperiode nur an drei Tagen in der Woche benützt werden durfte.
1954 forderten die Vereine den Anbau einer Theaterbühne. Der Gemeinderat war dagegen und beantragte der Gemeindeversammlung, den Kredit von 8000 Franken abzuweisen. Wer eine Bühne will, soll sie auch selber bezahlen, so sein Credo. Da hatte der Wirt aber die Rechnung ohne seine Gäste gemacht: Bühnenanbau samt Garderobenräumen und Duschen wurden zulasten der Gemeindekasse realisiert. War sie allenfalls eine Retourkutsche der Behörde, die Regelung, dass für das Benützen der Duschen pro Person 20 Rappen bezahlt werden mussten?
Nicht nur Reini und Francine Häner trauern der alten Halle nach, auch für die Rhönradturnerinnen und -turner der Satusgemeinschaft Rondo Hölstein war sie während Jahrzehnten so etwas wie sportliche Heimat. Ob überhaupt und in welchem Umfang der Bedarf für eine neue Halle vorhanden ist, lässt der Gemeinderat zurzeit bei den Vereinen abklären. Die Umfrage diene dazu, eine Entscheidungsgrundlage zu liefern. Angesichts des enormen Finanzbedarfs der Gemeinde für andere Investitionen wäre es allerdings eine Illusion zu glauben, Hölstein könne sich die 3 bis 4 Millionen Franken für ein solches Vorhaben in naher Zukunft leisten.
Aber träumen darf man ja, so wie Tegi und Patrick Klar, die treibenden Kräfte des Rhönradturnens in der Region. «Wenn die neue Halle kommt, werden wir uns sofort um die Durchführung der Team-Weltmeisterschaft bewerben», sagt Tegi Klar.