200 Jahre Johann Strauss (Sohn)
25.09.2025 KulturZum Jubiläumsjahr des «Walzerkönigs»
Johann Strauss, der Vater unseres Jubilars, war ein europaweit bekannt gewordener Dirigent und Komponist von Wiener Tanzmusik. Er wollte nicht, dass Johann, der älteste Sohn, in seine Fussstapfen trat. Doch bereits mit neunzehn ...
Zum Jubiläumsjahr des «Walzerkönigs»
Johann Strauss, der Vater unseres Jubilars, war ein europaweit bekannt gewordener Dirigent und Komponist von Wiener Tanzmusik. Er wollte nicht, dass Johann, der älteste Sohn, in seine Fussstapfen trat. Doch bereits mit neunzehn Jahren hatte der Junior in Wien seine eigene Kapelle und begann, angespornt von der Mutter, mit Erfolg ebenfalls Tanzmusik zu spielen und zu komponieren: Walzer, Märsche, Polkas, Quadrillen etc. Sein rasch wachsender Ruhm bescherte ihm Engagements bis nach St. Petersburg und schliesslich sogar eine Einladung zu lukrativen Auftritten mit vielen Mitwirkenden in Nordamerika. Er nahm sie an, obwohl er Ortsveränderungen hasste und in der Eisenbahn manchmal die Vorhänge zuzog und sich ängstlich auf den Boden setzte. Komponieren bei Sonnenschein widerstrebte ihm.
Am liebsten arbeitete dieser Schöpfer von strahlender und beschwingter Musik, der selbst nicht tanzte, in gut geheizten Zimmern, wenn es draussen regnete. Wo immer er war, flogen ihm die musikalischen Einfälle zu, so dass er sie zwecks späterer Verwendung manchmal auf den Manschetten notierte. Einmal soll er sogar ein Walzerthema im Bett auf das Leintuch geschrieben haben, um es am Morgen nicht wieder zu vergessen.
Erfolgsverwöhnt
Die meisten Werke dieses Ur-Wieners erlebten ihre Uraufführung in seiner Vaterstadt. Aber ausgerechnet die beiden wohl populärsten traten ihren Siegeszug um die Welt nicht im Gefolge der Wiener Premieren an, sondern erst etwas später in anderen Metropolen: Die Operette Die Fledermaus in Berlin und der Walzer An der schönen blauen Donau als Konzertstück an der Weltausstellung in Paris 1867. Trotz gewisser Phobien konnte Johann Strauss seine rauschenden Erfolge in der Öffentlichkeit meistens geniessen, auch wenn man ihn auf keinem der vielen Porträts lächeln sieht. Er war galant zu den ihn umschwärmenden Damen und wirkte mit seiner schlanken Figur und den pechschwarzen Haaren noch als Siebzigjähriger elegant und fast jugendlich. Eng war seine Beziehung zum sensiblen, früh verstorbenen jüngeren Bruder Joseph, einem Ingenieur, der mehr oder weniger gezwungen wurde, ins florierende musikalische Familienunternehmen einzusteigen. Und so begann auch Joseph die Kapelle zu dirigieren und komponierte bald in ähnlichem Stil und auf ebenso hohem Niveau wie der Bruder.
Aus dem Familienleben
Endete Johanns übereilt geschlossene zweite Ehe in einer Katastrophe, so kann man seine erste und dritte Partnerschaft durchaus als glücklich bezeichnen. Die dritte Gattin sass 1899 auch am Sterbebett des an Lungenentzündung Erkrankten und erzählte später, wie sich Johann Strauss kurz vor dem Tod noch einmal aufgerichtet habe und ein altes Wienerlied aus der Raimund- und Schubertzeit summte: «Brüderlein fein … einmal muss geschieden sein.» Das immense Vermögen erbte die «Gesellschaft der Musikfreunde» in Wien mit der Verpflichtung, die festgesetzte Jahresrente für die Witwe zu übernehmen.
Der jüngste Strauss-Bruder, «der schöne Edi», dirigierte und komponierte ebenfalls ziemlich erfolgreich. Durch private Schicksalsschläge verbittert, liess er 1907 das ganze familiäre Notenarchiv verbrennen. Er starb während des Ersten Weltkriegs kurz nach dem legendären Kaiser Franz Joseph (1916), dem Symbol des untergehenden habsburgischen Riesenreichs.
Peter Gisi