11 Gegentore, 1 «coole Erfahrung»
02.09.2025 Sport, FussballSchweizer Cup Frauen: SV Sissach – Servette FC 1:11 (1:7)
Die Erstligistinnen des SV Sissach sind im Cup-Spiel gegen das nationale Spitzenteam von Servette chancenlos und verlieren mit 1:11 (1:7). Mitnehmen können sie aus der Partie gegen die Profis dennoch einiges.
...Schweizer Cup Frauen: SV Sissach – Servette FC 1:11 (1:7)
Die Erstligistinnen des SV Sissach sind im Cup-Spiel gegen das nationale Spitzenteam von Servette chancenlos und verlieren mit 1:11 (1:7). Mitnehmen können sie aus der Partie gegen die Profis dennoch einiges.
Alan Heckel
Rote und weisse Ballons am Spielfeldrand, eine Torwand, ein Wettbewerb und eine Speakerin – auch das Drumherum machte deutlich, dass am Sonntag kein gewöhnliches Heimspiel für den SV Sissach anstand. Der Erstligist empfing im Cup den Servette FC Chênois Féminin, der in der Women’s Super League zu den Meisterschaftsanwärtern zählt.
«Die vielen Zuschauer und der prominente Gegner hatten natürlich Einfluss aufs Nervenkostüm», gab Patrick Ivanovic zu. Der Sissacher Trainer hatte deshalb gehofft, dass sein Team zumindest eine Viertelstunde ohne Gegentreffer bleiben würde, um die Nervosität abzuschütteln. Dem war aber nicht so – im Gegenteil: Nach 48 Sekunden verwertete Magdalena Sobal die zweite Chance für Servette und brachte den Favoriten per Kopf in Führung.
Die Baselbieterinnen versuchten zu reagieren und kamen zu einem gefährlichen Abschluss. Luana Pricoli nahm es auf der halblinken Seite mit zwei Genferinnen auf und prüfte Mickaela Bottega aus spitzem Winkel (4.). Der Applaus der rund 250 Fans auf der Sportanlage Tannenbrunn war noch nicht verklungen, da erhöhte Sobal im Gegenzug auf 2:0. Und weil auch beim nächsten Abschluss von Ghoutia Karchouni der Ball ins Sissacher Netz fand, war der Match nach sechs Minuten de facto gelaufen.
Gedankenschnelle Profis
«Ob Technik, Physis oder Präzision – man hat von Anfang an gemerkt, dass sie zwei Ligen höher spielen», versuchte Ramona Hasler die Differenz zwischen den Teams in Worte zu fassen. Besonders eindrücklich fand Sissachs Kapitänin die Gedankenschnelligkeit der Gegnerinnen. «Während wir noch am Überlegen waren, wo der Ball hinkommen könnte, hatten sie längst geschaltet.»
Vom Glück begünstigt war der Aussenseiter allerdings auch nicht. Das 0:3 war unhaltbar abgefälscht und beim 0:4 von Anna Maria Simonsson (17.) traf die Torschützin den Ball nicht richtig, sodass die Flugkurve unvorhersehbar war. So dauerte es 25 Minuten, ehe sich Vicky Buceta ein erstes Mal auszeichnen konnte. Die SVS-Keeperin war bei Simonssons Schuss in die nahe Ecke zur Stelle.
Obwohl dem WSL-Team vor der Pause noch drei weitere Treffer gelangen, legten die Einheimischen im Verlauf der ersten Halbzeit die Nervosität ein wenig ab. «Wir haben uns mehr zugetraut», fand Captain Hasler, die am Ursprung des einzigen Sissacher Treffers stand. Ihr Ballgewinn gegen die aufgerückten Westschweizerinnen führte zu einem Konter, bei dem das Leder zu Pricoli gelangte, die im Sechzehner nur regelwidrig zu stoppen war. Die Gefoulte verwertete den Strafstoss zum zwischenzeitlichen 1:6 souverän (34.).
«Das Tor hat uns Mut gegeben», erklärte Tara Rudin, die aufgrund von Personalproblemen aus dem zentralen Mittelfeld eine Reihe nach hinten gerückt war und erstmals in ihrer Karriere Innenverteidigerin spielte. «Es lief ganz gut, ich hatte erfahrene Spielerinnen neben mir und konnte mich an ihnen orientieren.» Dass der Gegner so häufig traf, sei nicht ihrer neuen Position, sondern der individuellen Klasse der Servettiennes geschuldet gewesen. «In der 1. Liga hätte ich in der einen oder anderen Szene noch etwas ausrichten können, aber beim hohen Tempo der Genferinnen? Keine Chance!»
Lange dicht gehalten
Für den zweiten Durchgang gab Trainer Ivanovic die Devise aus, «so lange wie möglich kein Gegentor zu erhalten». Das klappte ganz gut, denn 38 Minuten lang liefen die Rot-Weissen erfolgreich die Lücken zu und gingen keinem Zweikampf aus dem Weg. Doch der Kräfteverschleiss und die Wechsel hatten zur Folge, dass Servette in der Schlussphase noch vier weitere Treffer zum 1:11-Endstand gelangen.
«Die Spielerinnen sind unglaublich viel gelaufen», staunte Patrick Ivanovic, dem vor allem die lange Phase ohne Gegentreffer zwischen der 46. und 83. Minute gefallen hatte. «Da hat man gesehen, dass wir auch gegen ein solches Team als Kollektiv defensiv kompakt stehen können.»
Bei den Gastgeberinnen war nach Abpfiff jedenfalls keine Spur von Enttäuschung zu sehen. «Das war eine coole Erfahrung und ein absolutes Highlight», fasste Ramona Hasler zusammen und fand, dass man in vielen Bereichen von dieser Partie lernen könne. «Wir haben gesehen, was im Fussball möglich ist.» Trotz der hohen Niederlage konnte sogar Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben in der Meisterschaft getankt werden. «Wir haben ja nicht zu null verloren und hatten eine lange Phase, in der wir keinen Treffer kassiert haben», hielt Tara Rudin fest und richtete den Fokus aufs Auswärtsspiel beim Luzerner SC am nächsten Samstag. «Wenn wir so spielen wie heute, liegt definitiv etwas drin.»
TELEGRAMM
SV Sissach – Servette FC Chênois Féminin 1:11 (1:7). Sportplatz: Tannenbrunn. Zuschauer: 250. Schiedsrichter: Kohler. Tore: 1. Sobal 0:1; 4. Sobal 0:2; 6. Karchouni 0:3; 17. Simonsson 0:4; 26. Sobal 0:5; 29. Simonsson 0:6; 34. Pricoli 1:6; 41. Sobal 1:7; 83. Sobal 1:8; 85. Marinelli 1:9; 86. Marinelli 1:10; 91. Tufo 1:11.
Sissach: Buceta; Lessa (76. Hofstetter), Dibrani (69. Martin), Rudin, Zimmermann; Hasler; Ruch, Enz (76. Knechtle); N. Aktas (46. Kara); S. Aktas (63. Giudice), Pricoli.
Servette: Bottega; Simon (46. Wallin), Muratovic, Jelencic (63. Bourma), Marchao; Misini (46. Felber); Karchouni (57. Marinelli), Tufo; Simonsson (57. Martinez), Sobal, Salomon.
Bemerkungen: Keine Verwarnungen. 12. Hasler klärt Schuss von Sobal auf der Linie.