Wie viel Hochwasserschutz soll es sein?
05.09.2024 RothenfluhBestvariante biegt auf die Zielgerade ein
Mitte Oktober soll die geeignetste Variante auf dem Tisch liegen, wie das Siedlungsgebiet vor Überflutungen durch den Dübach und die Ergolz zu schützen ist. Am Montag orientierten Fachleute das Volk über die verschiedenen ...
Bestvariante biegt auf die Zielgerade ein
Mitte Oktober soll die geeignetste Variante auf dem Tisch liegen, wie das Siedlungsgebiet vor Überflutungen durch den Dübach und die Ergolz zu schützen ist. Am Montag orientierten Fachleute das Volk über die verschiedenen Projektvarianten.
Otto Graf
Seit Jahrzehnten ist der Hochwasserschutz im Siedlungsgebiet von Rothenfluh mehr oder weniger aktuell. Der Dübach und die Ergolz traten in unregelmässigen Abständen immer wieder über die Ufer und richteten Schäden an. 2015 nahm das Tiefbauamt Baselland, Abteilung Wasserbau, das 2006 sistierte Hochwasserschutzprojekt wieder auf. Passiert ist danach planerisch wenig und bezüglich Massnahmen gar nichts.
Dann kam der 23. Juni 2021. Damals registrierte die automatisierte Wetterstation im Gebiet «Holingen» innert zwei Stunden eine rekordverdächtige Niederschlagsmenge von 79 Millimetern, was nach Einschätzung der Fachleute «nahe an einem Jahrhundertereignis» lag. Der Dübach trat über die Ufer und überschwemmte zahlreiche Keller und Erdgeschosse, weil die engen Röhren und die Dolen längs des Dübachwegs und der Hirschengasse die gewaltigen Wassermassen nicht schlucken konnten.
Das Ereignis verfehlte seine Wirkung nicht. An einem Workshop Ende Mai dieses Jahres stellten Fachleute Varianten mit Massnahmen vor, um das Schadenspotenzial des Dübachs zu vermindern. Die Bevölkerung hatte dabei Gelegenheit, Inputs abzugeben, wie das Schutzziel am effizientesten erreicht werden könnte. Gut drei Monate später liegen nun konkretere Vorstellungen auf dem Tisch, wie der Dübach, aber auch die Ergolz im Zaum gehalten werden sollen.
Opferfonds statt Dämme?
Wie am Montag an einem Infoanlass zu erfahren war, ist nach wie vor von Rückhaltebecken, Ableitungen in Stollen und Sohlenverbreiterungen sowie von einer Kombinationen dieser baulichen Massnahmen die Rede. So könnte der Dübach mit einem 220 Meter langen und mehr als 15 Meter hohen Damm gebändigt werden. Dieses Bauwerk könnte 140 000 Kubikmeter Wasser aufstauen und dosiert mit 1,5 Kubikmetern pro Sekunde abfliessen lassen. Ein ähnliches Szenario ergibt sich an der Ergolz. Allerdings wäre die Krone des Walls nur 110 Meter lang und 9,6 Meter hoch.
In der anschliessenden Diskussion kam die ganze Palette der zu ergreifenden Massnahmen zur Sprache, die finanziellen Auswirkungen inbegriffen. Während eine Mehrheit der Anwesenden der Meinung war, bauliche Eingriffe seien unerlässlich, stuften andere Redner die mutmasslichen Investitionen als viel zu hoch ein. Es gab auch Stimmen, den Status quo beizubehalten und einen Fonds mit jährlichen Einzahlungen zu äufnen, um im Ereignisfall auf diesen Fonds zurückgreifen zu können. Die Fachleute verwiesen darauf, dass bei allen Massnahmen auch die raumplanerischen Aspekte und die Auswirkungen auf das Dorfbild zu berücksichtigen seien. Die Gemeinde könne in der Begleitgruppe ihre Meinung einbringen.
Bereits Mitte Oktober solle als Basis für die weitere Planung und den politischen Prozess die sogenannte Bestvariante vorliegen. Der Kanton wird entscheiden, was zu machen ist. Bis die Baumaschinen auffahren, dürfte es noch eine Weile dauern.