Weltweites Kerzenleuchten
18.12.2025 PolitikAndrea Heger, Gemeindepräsidentin und Landrätin EVP, Hölstein
Das Ende des Advents naht, Weihnachten steht vor der Tür. Da leuchten wohl kaum je so viele Kerzen mit den blinkenden Lichterketten um die Wette wie sonst im Jahr. Ich schreibe diesen ...
Andrea Heger, Gemeindepräsidentin und Landrätin EVP, Hölstein
Das Ende des Advents naht, Weihnachten steht vor der Tür. Da leuchten wohl kaum je so viele Kerzen mit den blinkenden Lichterketten um die Wette wie sonst im Jahr. Ich schreibe diesen Beitrag am dritten Adventssonntag. Doch habe ich die Überschrift nicht deswegen gewählt. Nein, beim Titel handelt sich vielmehr um die deutsche Bezeichnung des internationalen «World Wide Candle Lighting Day». Dieser findet jährlich am zweiten Dezembersonntag statt. Familien und Angehörige gedenken ihrer verstorbenen Kinder, Geschwister und Enkelkinder. Um 19 Uhr Ortszeit soll im Gedenken an jedes verstorbene Kind eine Kerze angezündet werden. Auf diese Weise geht im Verlauf von 24 Stunden eine Lichterwelle um die ganze Welt, lässt nochmals die Freude über das Kind aufleuchten und verbindet die Hinterbliebenen miteinander.
Es ist zwar wenig bekannt, doch sind leider sehr viele Familien durch früh verstorbene Kinder betroffen. Kinder, die während, kurz vor oder nach der Geburt sterben, werden auch «Sternenkinder» genannt. Schätzungen gehen davon aus, dass jede dritte Frau im Lauf ihres Lebens ein Kind verliert. Demnach kennen wir alle mehrere Betroffene, jedoch meist unwissentlich. Denn oft wird darüber geschwiegen. Zu beachten ist: Auch wenn ein Kind nicht lebendig zur Welt gekommen ist, fühlen sich die Eltern als Eltern und durchleb(t)en oft das ganze Gefühlsspektrum von Eltern. Doch durch das vielerorts herrschende Tabu werden die Eltern oft nicht als solche (an-)erkannt und die Kinder im wahrsten Sinne des Wortes totgeschwiegen. Das ist einer der Punkte, der die Trauerarbeit erschwert. Die Eltern lieben ihr Kind, möchten dies zeigen und den Verlust verarbeiten.
Es ist zentral, die Familien in ihrer Trauerverarbeitung zu unterstützen. Einigen ist es sehr wichtig, ihr Kind bestatten zu können. Doch ist dies nicht überall gewährleistet. Im Baselbiet bestehen je nach Gemeinde andere Regeln. Daher habe ich im Frühling den Vorstoss «Bestattung für Sternenkinder garantieren» eingereicht. Alle, die wollen, sollen ihr Kind bestatten dürfen. Vor rund drei Wochen überwies ihn der Landrat einstimmig als Postulat an die Regierung.
Vor einer Woche wiederum verabschiedeten die EVP-Frauen Schweiz an ihrer jährlichen Vollversammlung eine Resolution zur Problematik rund um die Sternenkinder. Sie lautet: «Wir stellen fest, dass es keine schweizweite Gesetzgebung gibt und die Kantone unterschiedlich weit sind, wie sie Sternenkinder, ihre Eltern und Familien behandeln. Deshalb fordern wir unsere Politiker und Politikerinnen auf, sich für folgende Anliegen einzusetzen: Kostenübernahme bei früher Fehlgeburt, gestaffelter Mutterschutz, Vaterschaftsurlaub bei Tod des Kindes und ein Angleichen der Wochengrenze für Meldepflicht von stillgeborenen Kindern und Mutterschutz. Wir fordern, dass eine Bestattung der Sternenkinder schweizweit möglich wird.»
Möge die Weihnachtszeit helfen, neben der Besinnung auf Jesu Geburt, das Leben und den Tod, auch mehr Raum für Freude und Trauer über Sternenkinder-Erlebnisse zuzulassen.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.

