«Was gibt es Geileres?»
14.03.2024 Eishockey, Sport2. Liga: EHC Zunzgen-Sissach – EHC Zuchwil Regio 5:1 (1:1; 1:0; 3:0)
Nach einer spannenden Aufholjagd in der Finalserie kann ZS im dritten Anlauf nach 2020 und 2023 den Meistertitel feiern. Neben erfahrenen Spielern wie Rony Spreyermann konnte auch der junge Noah Imhof treffen und ...
2. Liga: EHC Zunzgen-Sissach – EHC Zuchwil Regio 5:1 (1:1; 1:0; 3:0)
Nach einer spannenden Aufholjagd in der Finalserie kann ZS im dritten Anlauf nach 2020 und 2023 den Meistertitel feiern. Neben erfahrenen Spielern wie Rony Spreyermann konnte auch der junge Noah Imhof treffen und mit seinem Tor ZS zum ersten Mal in Führung schiessen.
Luana Güntert
Es war eine Final-Serie, die für den EHC Zunzgen-Sissach nicht besser hätte enden können: Nach zwei Niederlagen zu Beginn konnten sich die Oberbaselbieter mit zwei Siegen zurückkämpfen und vorgestern für die grosse Entscheidung vor heimischer Kulisse sorgen. 873 Zuschauer – eine Zahl, die erst selten überboten wurde – kamen in der Sissacher «Kunsti» zusammen, um ZS zum Titelgewinn der Zentralschweizer Meisterschaft anzufeuern, nachdem die Oberbaselbieter 2020 und 2023 den Final deutlich verloren hatten. Den Fans wurde dann auch das geboten, was Headcoach Lukas Kamber vor der Saison von seinem Team gefordert hatte: attraktives, modernes Eishockey. Doch von vorne.
Zu Beginn der Partie zeigten sich ZS sowie Zuchwil zwar angriffig, doch man merkte beiden Teams gewisse Hemmungen an. Niemand wollte einen Fehler machen. Wie schon im vierten Spiel glänzte in dieser Phase vor allem Goalie Michele Lepori, der die Führung der Gäste mehrmals verhinderte. Auch bei einer Eins-gegen-Eins-Situation, als ein Zuchwiler Angreifer der ZS-Verteidigung entkommen konnte, war die Nummer 20 parat und parierte souverän.
Nach zehn Minuten war es mit Noah Imhof ein junger Spieler, der in der 2. Liga erst einmal getroffen hatte, der ZS mit einem Nachschuss in Führung bringen konnte. Die Zuchwiler konnten sich nach dem Gegentor einige Chancen erarbeiten und nach 16 Minuten ausgleichen. Wie schon in den vergangenen zwei Partien wirkte das Pausengespräch Wunder und ZS riss nach dem Wiederanpfiff das Spieldiktat an sich. Innert weniger Sekunden konnte Silian Gyger gleich zwei gute Schüsse auf das Solothurner Tor abgeben. Auch Captain Remo Hunziker schaffte es, sich von hinten bis vor den Zuchwiler Kasten durchzukämpfen – doch auch er verpasste den erneuten Führungstreffer. Selbst im herrlichen Zusammenspiel mit Gyger wollte die Scheibe den Weg ins Tor einfach nicht finden.
«Dosenöffner»
Kurz vor Ende des Mitteldrittels spielte ZS einen schnellen Konter: Routinier André Dintheer legte für Jérôme Lanz vor, der den Puck im Solothurner Goal versenkte. «Das 2:1 war sehr befreiend, auch wenn bei einem Tor Vorsprung ein kleiner Fehler alles wieder aufheben kann», sagte Assistenztrainer Pascal Müller nach dem Spiel. Dennoch sei dieses Tor ein «Dosenöffner» gewesen.
Nur eine Zeigerumdrehung musste im letzten Drittel vergehen, bis Rony Spreyermann das 3:1 erzielen und Zunzgen-Sissach eine Minute später die Führung durch ein Tor von Silian Gyger, auf Pass von Remo Hunziker, nochmals ausbauen konnte. Das 4:1 war dann ausschlaggebend für Zuchwil, ein Time-out zu beziehen. «Wir haben unseren Jungs gesagt, dass wir nichts ändern, sondern genau so weitermachen», sagte Müller.
Entwicklung in der Finalserie
Das Spiel wurde von Drittel zu Drittel ruppiger und beide Teams hielten sich mit Körpereinsatz nicht zurück. Nach 45 Minuten musste Ueli Dietrich zum zweiten Mal in der Kühlbox Platz nehmen. Als er dann die Strafbank verlassen durfte, ging es schnell: Er wurde von Leandro Gfeller angespielt und konnte nur acht Sekunden später zum 5:1 einnetzen.
Jetzt war ZS so richtig in Fahrt und die Oberbaselbieter führten Zuchwil regelrecht vor. Mit präzisen, langen Pässen und Weitschüssen auf das gegnerische Tor setzte ZS alles daran, noch weitere Treffer zu feiern. Raoul Seiler punktete vor allem mit schönen Doppelpässen, mit denen er die Zuchwiler umspielte. Auch Imhof zeigte nach seinem frühen Tor weitere schöne Szenen und spielte Matteo Bertschy mit cleveren Pässen frei. Als nach 60 Minuten die Sirene ertönte, gab es für die ZS-Akteure kein Halten mehr und man konnte sagen: Aller guten Dinge sind drei!
«Familien und Freunde, mit denen man aufgewachsen ist, sind hier, um uns zu unterstützen. Was gibt es Geileres? Es ist so schön!», sagte ZS-Verteidiger Benedikt Schneider nach dem Sieg. Das Team habe gewusst, dass jeder sein Bestes geben und über sich hinauswachsen müsse. «Wir haben nur ein Tor zugelassen. Und wir wussten: Wenn wir geduldig bleiben, werden die Tore für uns fallen.» «Ich hatte das Gefühl, dass wir den Sieg etwas mehr gewollt haben», so Assistenztrainer Müller weiter. Das war vor allem in den Schlussminuten spürbar, als Zunzgen-Sissach trotz klarer Führung immer noch weitere Tore suchte. «Wenn man das Gefühl hat, ‹safe› zu sein, wird es gefährlich.» Er habe ausserdem in der Final-Serie eine gute Entwicklung erkannt: «Anfangs waren wir noch zu ungestüm und kassierten unnötige Strafen. Heute waren wir zwar aggressiv, aber gingen im richtigen Moment aus dem Weg. Ich bin stolz, wie wir gelernt haben, diese Emotionen zu kontrollieren», so Müller.
Für ihn als Trainer fühle sich der Titel vor allem schön an, weil er wisse, was das Trainer-Trio in das Team hineingegeben habe, das vom Team umgesetzt werde. «Im Amateur-Hockey geht es oft auch um die gute Stimmung im Team. Das haben meine zwei Kollegen und ich gut hingekriegt.» Mit diesem Titel ist die Saison für Zunzgen-Sissach noch nicht vorbei. Die Oberbaselbieter bestreiten noch die Spiele gegen die anderen beiden Regionalmeister, um untereinander den nationalen Meistertitel auszumachen. Dazu mehr in der morgigen Ausgabe der «Volksstimme».
TELEGRAMM
EHC Zunzgen-Sissach – EHC Zuchwil Regio 5:1 (1:1; 1:0; 3:0). Eisbahn: Sissach. Zuschauer: 873. Schiedsrichter: Züllig, Herrmann. Tore: 11. Imhof 1:0; 17. T. Niederhauser 1:1; 37. Lanz 2:1; 42. Spreyermann 3:1; 43. Gyger 4:1; 48. Dietrich 5:1. Strafen: 3-mal 2 Minuten gegen ZS; 2-mal 2 Minuten gegen Zuchwil.
Zunzgen-Sissach: Lepori; B. Schneider, Gusset; Lenz, Dietrich; Dörig, Malik; V. Di Biase; Hunziker, Seiler, Gyger; Gfeller, R. Müller, Spreyermann; Niederhauser, Model, Lanz; Bertschy, D. Müller, Imhof; Dintheer.