Ausstellung «Traces» im Kulturraum
vs. Dass im Kulturraum Waldenburg im alten Gerichtsgebäude zwei Künstler aus Russland ausstellen, ist aussergewöhnlich. Aussergewöhnlich sind ebenso ihre künstlerischen Recherchen, die das Politische ...
Ausstellung «Traces» im Kulturraum
vs. Dass im Kulturraum Waldenburg im alten Gerichtsgebäude zwei Künstler aus Russland ausstellen, ist aussergewöhnlich. Aussergewöhnlich sind ebenso ihre künstlerischen Recherchen, die das Politische im Überall verorten. Die Themen, die das Paar Sonia Andrews und Aleksey Shchigalev in ihrer künstlerischen Arbeit beschäftigen, stammen nicht nur aus ihrer Heimat, die sie zu Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine verliessen, sondern auch aus dem Baselbiet.
Shchigalev beschäftigt sich mit vergessenen Erinnerungen. Er begibt sich auf Spurensuche, um Machtstrukturen und Geschichten neu zu schreiben. Wie ein Historiker nimmt er sich eines Themenbereichs aus seiner Umwelt an. Durch Verknüpfungen von dokumentarischem Material aus Archiven und künstlerischen Interventionen macht er Zusammenhänge von historischen Gegebenheiten in sinnlicher Weise für Erfahrung und Erkenntnis sichtbar.
Shchigalevs aktuelle Arbeit «Un morceau de Suisse, 2025» hat seinen Ursprung in der Brockenstube Doris in Balsthal, wo er Diapositive ausgemacht hat, die Landschaften, Orte und vereinzelt auch Menschen aus dem Kanton darstellen, die auf mehr verweisen, als ein kurzer Anblick zu übermitteln vermag. Es sind Landschaften, in die eingegriffen wurde, die umgewälzt wurden für die Erstellung des Belchentunnels und die Anbindung an das Nationalstrassennetz. Am 23. Dezember 1970 fand die feierliche Eröffnung statt. Ein Band wurde durchschnitten, um freie Fahrt zu gewähren.
Dieser Durchbruch durch den Jura brachte nicht nur Fortschritt mit sich, sondern auch Gefahren. Der Bau provozierte im Juli 1969 einen Erdrutsch in Eptingen mit verheerenden Ausmassen. Eine nicht selten vergessene Folge der modernen Errungenschaft wird aus anderen Perspektiven erfahrbar.
Als Auftakt zur Ausstellung verweist eine Komposition aus übergrossen Scheren an der Bauverhüllung des ehemaligen Ärztehauses auf die Eröffnung einer Wunde.
Unvermittelt denkt man an Paul Klee: «Ich suche nicht, ich finde», nicht nur bei Shchigalev, sondern auch bei Andrews Arbeit, die nach Spuren von Vergessenem sucht.
Etwa durch Andrews Blick auf einen Trog und dessen Innenleben auf einem verwilderten Terrain in Langenbruck. Ein Stück verwobene Natur, das sich über Jahrzehnte mit unzähligen Verbindungen neu erschaffen hat.
«Traces»,
Samstag, 21. Juni, bis Sonntag, 6. Juli,
Kulturraum, Waldenburg.