Tagesstrukturen fehlen
27.09.2024 GelterkindenEltern machen Druck – Gemeinderat kündigt neue Vorlage an
An der Gemeindeversammlung vom vergangenen Dezember wurde ein Projekt für eine Tagesstruktur im Lindenhof zurückgewiesen. Nun fordern Eltern vom Gelterkinder Gemeinderat eine neue Vorlage. Mit der Schliessung ...
Eltern machen Druck – Gemeinderat kündigt neue Vorlage an
An der Gemeindeversammlung vom vergangenen Dezember wurde ein Projekt für eine Tagesstruktur im Lindenhof zurückgewiesen. Nun fordern Eltern vom Gelterkinder Gemeinderat eine neue Vorlage. Mit der Schliessung der Kita «Kimi» habe sich die schwierige Situation zusätzlich verschärft.
Tobias Gfeller
Mit über 6000 Einwohnerinnen und Einwohnern und einer vielfältigen Wirtschaft hat Gelterkinden im Oberbaselbiet eine Zentrumsfunktion. Dafür ist die Gemeinde in Sachen familienergänzende Betreuung (FEB) bescheiden aufgestellt. Eine schulergänzende Betreuung, eine sogenannte Tagesstruktur, fehlt komplett. Nach der Schliessung der Kindertagesstätte «Kimi» Ende Juli gibt es mit der «Kita 360» nur noch einen Ort für die Betreuung von Kleinkindern. Dazu kommt, dass das Angebot der «Kita 360» weniger breit ist als jenes von «Kimi».
Dass der Gemeinderat an der Juni-Gemeindeversammlung keinen neuen Vorschlag für eine schulergänzende Betreuung vorgelegt hat, stiess einigen Eltern sauer auf. Sie haben sich formiert und wollen den Gemeinderat nach den Herbstferien mit einem Schreiben dazu auffordern, für die Gemeindeversammlung im Dezember eine neue Vorlage auszuarbeiten.
Einer der betroffenen Väter ist Stefan Portmann. Er ist überzeugt, dass Gelterkinden eine schulergänzende Betreuung braucht, um auch für Familien ein attraktiver Wohnort zu sein. «Langfristig würde sich dies auch finanziell lohnen, wenn Familien nach Gelterkinden ziehen oder hier bleiben, wenn ihre Kinder im schulpflichtigen Alter sind.» Es gehe ihnen keinesfalls darum, dass die Tagesstruktur kostenlos sein soll, stellt Portmann klar.
Vorgestern Abend trafen sich betroffene Eltern zum Austausch. Ziel sei es, den Druck auf den Gemeinderat zu erhöhen. Stefan Portmann glaubt, dass nicht nur betroffene Eltern das Anliegen unterstützen würden. «Wichtig ist uns auch, bei Betroffenen das Bewusstsein zu schärfen, dass man an einer Gemeindeversammlung tatsächlich etwas bewirken kann.»
«Stiefmütterlich behandelt»
Seit 2017 schreibt das kantonale FEB-Gesetz vor, dass Gemeinden eine schulergänzende Betreuung anbieten müssen. Dass Gelterkinden dem noch immer nicht nachkommt, frustriere betroffene Eltern mehr und mehr, mahnt Einwohner Portmann. «Es entsteht ein Eindruck der Untätigkeit. Das Thema wird stiefmütterlich behandelt und geniesst keine Priorität.» Portmann erinnert an die Rolle von Gelterkinden mit über 6000 Einwohnerinnen und Einwohner. «Und es wird gebaut und gebaut. Immer mehr Familien werden kommen.»
Dem Vorwurf der Untätigkeit widerspricht der verantwortliche Gemeinderat Martin Rüegg (SP). Seit das FEB-Gesetz in Kraft ist, sei in Gelterkinden diesbezüglich einiges passiert. Rüegg gibt zu bedenken, dass die Gemeinde finanziell angeschlagen ist. Der Handlungsspielraum ist begrenzt. Der SP-Gemeinderat erkennt das Bedürfnis und hat Verständnis für das Anliegen der Eltern. «Der Bedarf für eine schulergänzende Betreuung in Gelterkinden ist ausgewiesen.»
Rüegg kündigt an, dass es an der Dezember-Gemeindeversammlung eine überarbeitete Vorlage geben wird. Wie das Projekt für eine Tagesstruktur im Detail aussehen soll, entscheidet der Gemeinderat an seiner Sitzung am kommenden Montag. Über den Inhalt seiner Vorschläge möchte Rüegg noch nichts sagen. Geplant ist, dass das Angebot im August 2025 startet.