Nur ein Papiergewinn
05.06.2025 SeltisbergSparsames Haushalten bleibt oberster Grundsatz
Die Jahresrechnung der Gemeinde Seltisberg weist einen Gewinn von 1,1 Millionen Franken aus. Ohne die Neubewertung von Vermögenswerten hätte ein Verlust von 470 000 Franken resultiert.
Willi Wenger
Der Seltisberger Gemeindepräsident Tobias Grieder präsentierte am Montag an der schwach besuchten Gemeindeversammlung eine «positive» Jahresrechnung 2024, die letztlich ohne Wortmeldungen durchgewunken wurde. Mit einem Ertragsüberschuss von 1,113 Millionen Franken bei einem Aufwand von 8,381 Millionen und einem Ertrag von 9,494 Millionen Franken beträgt die Abweichung gegenüber dem Budget mehr als 1 Million Franken.
Dieses Ergebnis täuscht über die effektive Finanzlage von Seltisberg hinweg: Diese ist wie in manchen anderen Oberbaselbieter Gemeinden auch angespannt. Nur dank der Korrekturen beziehungsweise Bewertungskriterien konnte der Gemeindepräsident und Finanzchef einen positiven Rechnungsabschluss vorlegen. «Ohne diese Korrekturen hätte ein Mehraufwand von 468000 Franken resultiert», stellte Grieder klar. Mit Ausnahme der Volkswirtschaft sei der Nettoaufwand in sämtlichen Bereichen höher ausgefallen als budgetiert. Beat Hersperger, Präsident der Seltisberger Rechnungs- und Geschäftsprüfungskommission (RGPK), benutzte die Formulierung «markant höher», um darauf hinzuweisen, dass der Mehraufwand bei der Verwaltung 169 000 Franken, bei der Bildung 195 000 Franken, bei der Gesundheit 154 000 Franken und jener bei der sozialen Sicherheit 70 000 Franken betragen habe.
Liegenschaften höher bewertet
Die einmaligen ausserordentlichen Einflüsse auf die Jahresrechnung «spülten» buchhalterisch knapp 1,6 Millionen Franken in die Gemeindekasse. In dieser Summe enthalten sind unter anderem die Aufwertung der Liegenschaft Liestalerstrasse 4, in der sich die Gemeindeverwaltung befindet, um 920 000 Franken und jene im Winkel 1 um 443 000 Franken. Substanziell war auch die Aktivierung der Arbeitgeber-Beitragsreserve für die Basellandschaftliche Pensionskasse in der Höhe von 182 000 Franken. Auf der anderen Seite hat Seltisberg einen Pensionskassen-Bilanzfehlbetrag in der Höhe von 177000 Franken abgeschrieben.
Im Bereich der Spezialfinanzierungen hat Seltisberg ebenfalls Verschiebungen vorgenommen. So hat die Gemeindeversammlung mit Zustimmung des Regierungsrats 1 Million Franken von der Abwasser- in die Wasserkasse verschoben und diese vorerst «gerettet». Gemeindepräsident Grieder stellte aber klar, dass über diese Spezialfinanzierung Ende Jahr ernsthaft diskutiert werden müsse.
Die RGPK hält in ihrem Bericht fest, dass die Liquidität und die Ertragslage der Gemeinde nach wie vor sehr angespannt seien. Die Kommission sieht nur einen beschränkten Spielraum für Kosteneinsparungen, da viele Parameter von übergeordneten Rechtserlassen vorgegeben seien.
Neuer Verwalter ab Herbst
Der Gemeinderat orientierte, dass mit der Stadt Liestal Gespräche über eine mögliche Verwaltungszusammenarbeit geführt würden. Zurzeit sei man am Erstellen einer Analyse, und es sei vorgesehen, dass die Bevölkerung zu gegebener Zeit aktiv am Prozess beteiligt wird. Die «Gmäini» wurde zudem in Kenntnis gesetzt, dass am 1. September Simone Tuccio – er arbeitet zurzeit bei der Gemeinde Muttenz – als neuer Gemeindeverwalter seine Stelle antreten wird.