Klassik hält Einzug im Marabu

  05.06.2025 Gelterkinden

Konzert mit Vokalensemble «Voces Suaves» Auf ihre Kosten im Marabu kommen am Pfingstsonntag Freunde von «Alter Musik»: Präsentiert wird ein Konzert mit Musik von Claudio Monteverdi. Zum Basler Ensemble «Voces Suaves» gehört auch der in Ormalingen aufgewachsene Countertenor Jan Thomer.

Brigitte Keller

Die Vorfreude steht Hans Buser, Co-Präsident des Vereins Marabu, ins Gesicht geschrieben. Klassische Konzerte sollten im neuen Marabu ebenfalls ihren Platz finden – so lautete einer der Wünsche, die bei der Bevölkerungsbefragung im Rahmen der «Zukunftskonferenz» im Herbst 2022 geäussert wurden. Es hat etwas gedauert, bis es so weit war. Dass nun gerade ein Konzert mit Alter Musik den Anfang macht, freut Hans Buser als Kenner dieser Gattung besonders.

Auch der im Jahr 1985 geborene Jan Thomer blickt mit Spannung auf den Auftritt im Marabu. Für ihn ist es ein Wiedersehen nach langer Zeit: Als Schüler der Sekundarschule Gelterkinden war er Mitglied des Schülerchors und verbindet damit persönliche Erinnerungen an Auftritte im alten Marabu. Heute lebt Thomer in Freiburg im Breisgau (D), besucht aber regelmässig seine Eltern in Ormalingen – im Marabu war er seither jedoch nicht mehr.

Seine musikalische Leidenschaft wurde früh an der Musikschule Gelterkinden geweckt und gefördert – zunächst im Cellounterricht bei Markus Stolz, dann im Klavierunterricht bei Kamen Kenov und vor allem im Gesangsunterricht bei Beatrice Voellmy. Sie war es auch, die ihm den Kontakt zur Schola Cantorum Basiliensis vermittelte und ihn mit seinem damaligen Vorbild, dem Countertenor Andreas Scholl, bekannt machte. Bereits mit 16 Jahren wurde Thomer zum Vorsingen an die renommierte Ausbildungsstätte für Alte Musik eingeladen. «Auch nach dem Stimmwechsel konnte ich weiterhin mit hoher Stimme singen, also in Alt-Lage.»

Am Gymnasium Liestal hätte Thomer am liebsten den Schwerpunkt Musik gewählt. Auf Anraten seines Cellolehrers Markus Stolz entschied er sich jedoch für das Schwerpunktfach Alte Sprachen – Latein und Altgriechisch. «Ich bin sehr froh über diesen Ratschlag. So konnte ich mich weiterhin mit alten Sprachen befassen – etwas, das mir heute im Berufsalltag sehr zugutekommt.»

Nach dem Gymnasium studierte Thomer von 2005 bis 2008 Gesang an der Schola Cantorum Basiliensis. Danach absolvierte er ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Basel (2008 bis 2013). Parallel setzte er seine Gesangsausbildung an der Zürcher Hochschule der Künste fort und schloss im Jahr 2011 mit einem ausgezeichneten Konzertdiplom ab.

Vertonte Liebesgedichte
Heute ist Thomer als professioneller Sänger und Chorleiter tätig. Er ist festes Mitglied der «Voces Suaves» und wird regelmässig von renommierten Ensembles engagiert oder als Solist eingeladen. Zudem ist er Stiftskapellmeister an der Hofkirche St. Leodegar in Luzern, wo er sowohl den grossen Kirchenchor als auch einen projektbasierten Kammerchor leitet.

Das Vokalensemble «Voces Suaves» wurde im Jahr 2012 gegründet und hat seinen Sitz in Basel. Es besteht aus einem festen Kern von acht professionellen Sängerinnen und Sängern, von denen viele, wie Jan Thomer, einen Bezug zur Schola Cantorum Basiliensis haben. Einladungen führen das Ensemble regelmässig zu renommierten Festivals in ganz Europa – zuletzt etwa in der Karwoche in die Elbphilharmonie Hamburg – und nun auch nach Gelterkinden.

«In unserem Programm in Gelterkinden präsentieren wir Madrigale mit Texten von Francesco Petrarca – vertont von Claudio Monteverdi und einigen bedeutenden Zeitgenossen», erklärt Jan Thomer. Monteverdi zählt zu den bedeutendsten Komponisten der Musikgeschichte. Die Gattung des Madrigals – mehrstimmige Vertonungen von Liebesgedichten, meist für fünf Stimmen – war im 16. Jahrhundert, also zur Zeit Monteverdis, besonders populär.

Jeder Komponist, der etwas auf sich hielt, veröffentlichte mindestens eine Madrigalsammlung. Dabei griff man gerne auch auf Texte berühmter, längst verstorbener Dichter zurück. Die Liebeslyrik Francesco Petrarcas übte dabei besondere Anziehungskraft aus.

Der Auftritt des Ensembles – begleitet vom Instrumentalensemble Capricornus Consort Basel – kam ohne Zutun von Jan Thomer zustande. An einer Veranstaltung des Amts für Kultur Baselland, bei der sich subventionierte Kulturveranstalter der Region austauschen, kamen Tobias Wicky, Mitglied der «Voces Suaves» und Geschäftsführer der Knabenkantorei Basel, und Hans Buser ins Gespräch. Daraus entstand das Konzert – auf das sich nun Musikliebhaber ebenso freuen dürfen wie neugierige Neueinsteiger, die gemeinsam in die kunstvoll vertonten Petrarca-Gedichte eintauchen wollen.


Konzert «Monteverdi und die grossen Dichter», Sonntag, 8. Juni, 17 Uhr, Marabu Gelterkinden.


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