In einer Woche startet das «Eidgenössische» in der Westschweiz

Rund 65 000 Turnerinnen und Turner werden im Juni in Lausanne zum Eidgenössischen Turnfest erwartet. Gut 3300 davon stammen aus dem Baselbiet. Die grösste hiesige Delegation stellt der TV Gelterkinden mit insgesamt 207 Turnenden.

Sebastian Wirz

In sieben Tagen geht in Lausanne der grösste polysportive Anlass der Schweiz los: Am ersten von zwei Wochenenden des Eidgenössischen Turnfestes (ETF) stehen die Einzelwettkämpfe, die Spiele sowie die Vereinswettkämpfe der Jugend im Zentrum. Eine Woche später gehen die Vereinswettkämpfe der Aktiven über die Bühne. Insgesamt erwarten die Veranstalter rund 65 000 Turnerinnen und Turner. Das sind zwar weniger als 2019 in Aarau (69 000), das Ausmass des Anlasses bleibt aber dasselbe.

Die Abnahme der Zahlen zeigt sich auch bei den Anmeldungen aus dem Baselbiet: Vor 6 Jahren waren noch 4212 Teilnehmende ins nah gelegene Aarau gereist, auf den Weg in die Westschweiz machen sich gemäss Veranstalter gut 3300. Dabei «schenkt» vor allen die Abnahme beim Nachwuchs ein: Rund 670 Kinder und Jugendliche weniger aus dem Baselbiet werden 2025 dabei sein. «Lausanne ist weniger zentral gelegen als Aarau. Für die Jugend macht das schon einen Unterschied», sagt ETF-Wettkampfdirektor Julien Crisinel auf Anfrage.

Ähnlich sieht das Daniela Baumgartner: «Bei der Jugend kann ich die Anreise als Argument verstehen», sagt die Präsidentin des Baselbieter Turnverbands (BLTV), die selbst ihr fünftes ETF absolvieren wird. «Als Turnerin ist das ETF das Grösste», sagt Baumgartner. Entsprechend hat sich auch der BLTV eingesetzt: Er hat die Mitgliederbeiträge gesenkt und zusätzlich Rückstellungen gemacht. Für die 30 Vereine, die mit der Jugend anreisen, gibt es einen Vereinsbeitrag von 50 Franken und pro Festkarte Jugend noch einmal 10 Franken Reduktion. Insgesamt habe der BLTV 72 000 Franken in das ETF-Jahr investiert. Damit sollte auch dem moderaten Anstieg der Festkarten-Preise in Lausanne gegenüber «Aarau 2019» entgegengewirkt werden.

Zeglingen als Statistik-Riese
Die grösste Baselbieter Delegation stellt wiederum der TV Gelterkinden, der in Aarau als zweitgrösster Verein überhaupt angetreten war und entsprechend vom Schweizer Fernsehen begleitet wurde: 109 Aktive (Festkarte A) stellt der TVG, wie die Veranstalter auf Nachfrage mitteilen. Rechnet man die 98 «Festkarten B» für Kinder und Jugendliche – auch das Bestwert im Baselbiet – dazu, werden 207 Gelterkinderinnen und Gelterkinder am «Eidgenössischen» im Einsatz stehen.

Wer die Anzahl Festkarten mit den Einwohnerzahlen der Gemeinden verrechnet, erhält erstaunliche Resultate. Etwa dass der TV Zeglingen 64 Turnende nach Lausanne schickt, was mehr als 12 Prozent der Dorfbevölkerung entspricht. Jeder achte Zeglinger nimmt somit statistisch am Eidgenössischen Turnfest teil – und das, obwohl die Zeglinger auf den Vereinswettkampf der Jugend verzichten. «Bei uns gibt es nicht nur im Dorf, sondern auch im Turnverein einen starken Zusammenhalt», sagt Silvio Dolder auf Anfrage, «wir bemühen uns, die Jungen schon früh in den Turnverein hochzunehmen. Es entstehen Freundschaften, und die Turner bleiben auch im Verein, wenn sie nicht mehr in Zeglingen wohnen», sagt der Vereinspräsident.

Dolder schätzt, dass rund die Hälfte der 64 angemeldeten TVZler noch im Dorf wohnen. In dieser Statistik helfe Zeglingen zudem nicht nur, dass es im Dorf keine Konkurrenz durch andere Sportvereine gebe, sondern bestimmt auch, dass Kilchberg keinen Turnverein habe. Die dortigen Bewegungswilligen landen entsprechend im Nachbardorf.