«Ich glaube ganz fest an die Liebe»
20.06.2025 ThürnenFreie Zeremonienleiterin Salome Elsener traut unterschiedlichste Paare
Salome Elsener aus Thürnen führt nicht kirchliche Trauund andere Zeremonien durch. Sie geht auf jedes Paar individuell ein und ist auch offen für unkonventionelle Wünsche. Ihre frühere ...
Freie Zeremonienleiterin Salome Elsener traut unterschiedlichste Paare
Salome Elsener aus Thürnen führt nicht kirchliche Trauund andere Zeremonien durch. Sie geht auf jedes Paar individuell ein und ist auch offen für unkonventionelle Wünsche. Ihre frühere Berufserfahrung als Polizistin kommt ihr dabei zugute.
Marianne Ingold
In mittelalterlichen Gewändern gibt sich ein Paar das Jawort. Statt Ringe bezeugen Tätowierungen das Eheversprechen. Ein Paar mit landwirtschaftlichem Hintergrund schüttet Erde von beiden Bauernhöfen in einen Topf mit einem Olivenbäumchen, das darin gedeihen soll. Zwei Frauen mixen Gin und Tonic als Sinnbild für ihre unzertrennliche Verbindung. Ein Paar hat sich für das «Handfasting»-Ritual entschieden: Dabei werden drei Kordeln um die Hände der beiden gelegt und zu einem Knoten zugezogen, um ihren Bund für alle sichtbar zu machen.
All diese Trauungen hat Salome Elsener aus Thürnen geleitet. Zu ihr kommen die unterschiedlichsten Paare, die nicht kirchlich heiraten wollen oder können. Ihnen ist die Unterschrift auf dem Standesamt allein aber zu wenig feierlich. Es sind Paare, die sich auf ihre eigene Art und Weise und an einem Ort ihrer Wahl zueinander bekennen möchten.
Der individuelle Charakter von Elseners Angebot kommt in ihrem Firmennamen «Zeremonien-Manufaktur» zum Ausdruck: «Jede Zeremonie bei mir ist handgemacht», betont sie. Bei Bedarf knüpft sie sogar die Kordeln für das Handfasting-Ritual selber.
Der Ablauf einer freien Trauzeremonie sei ähnlich wie in der Kirche, erläutert Salome Elsener. Nach dem feierlichen Einzug, bei dem die Braut von einer engen Bezugsperson hereingeführt wird, erzählt die Traurednerin die Liebesgeschichte des Paars: «Wo sie herkommen, wo sie sich getroffen und warum sie sich verliebt haben. Der erste Kuss, Stolpersteine, Hindernisse und Highlights.» Ein solches Highlight ist der Antrag: «Viele Paare haben eine unglaubliche Fantasie, wie man einen schönen Heiratsantrag machen kann.»
Der Ablauf
Danach tragen die Brautleute gegenseitig eine selbst formulierte Liebeserklärung vor: «Das sind ganz persönliche Botschaften, die immer wieder zu Tränen rühren.» Es folgt das Trauversprechen, gesprochen von der Traurednerin. Grundlage dafür ist ein mehrseitiger Fragebogen, den beide getrennt voneinander ausgefüllt haben: «Das Jawort formuliere zwar ich», sagt Elsener, «aber die Basis dafür sind die Antworten auf Fragen wie: Wann fühlst du dich deinem Partner am nächsten? Was bedeutet deine Partnerin für dich? Was wünscht ihr euch für die Zukunft?» Zum Abschluss werden, falls erwünscht, Ringe getauscht.
Der Vorbereitungsaufwand für eine freie Trauung beträgt insgesamt etwa eine Arbeitswoche. Nach einem Kennenlerngespräch gibt es ein längeres Planungsgespräch, bei dem das Paar Salome Elsener seine Liebesgeschichte erzählt. Ebenfalls zur Planung gehören das Formulieren der persönlichen Liebeserklärung und die Auswahl der Musik.
Vor der eigentlichen Hochzeitszeremonie gibt es eine Hauptprobe: «Da wird zum Beispiel geübt, den Ring an den Finger zu stecken.» Sie wolle den Brautpaaren auch die Angst davor nehmen, dass etwas schiefgehen könne, sagt Elsener: «Dann lachen wir alle herzlich darüber, improvisieren und machen einfach weiter.» Ein allfälliges Missgeschick werde so zu einer ganz besonderen Erinnerung für zukünftige Hochzeitsjubiläen.
Polizistin wird Traurednerin
Salome Elsener wurde 1981 geboren und wuchs in Hägendorf auf. Schon als kleines Mädchen faszinierte sie der Polizeiberuf. Nach der Matura absolvierte sie in Basel die Polizeischule, wo sie auch ihren Mann kennenlernte. Danach arbeitete sie 13 Jahre lang bei der Kantonspolizei Basel-Stadt im Aussendienst. Ihre Offenheit für alle basiert unter anderem auf ihren Erfahrungen aus dieser Zeit: «Als Polizistin hatte ich mit Leuten unterschiedlichster Couleur zu tun, von Obdachlosen bis zu VIPs. Jeder Mensch hat seine Lebensgeschichte und Respekt verdient.»
Als ihre Kinder ins schulpflichtige Alter kamen, gab Elsener die Polizeiarbeit schweren Herzens auf: «Man kann nicht morgens um 7 Uhr in Basel zum Dienst antreten, wenn der Kindergarten in Thürnen um 8 Uhr beginnt.» Auch feste Arbeitszeiten seien im Polizeiberuf nicht möglich.
Fast sieben Jahre lang betreute sie anschliessend als Tagesmutter neben ihren eigenen drei Söhnen drei bis vier weitere Kinder. Während der Corona-Zeit entstand dann der Wunsch, sich nochmals beruflich neu zu orientieren: «Zusammen mit einer Berufsberaterin analysierte ich, welche Voraussetzungen ich mitbrachte, was mich interessierte und welche Möglichkeiten es gab», erzählt Elsener. Dabei habe sich das Eventmanagement herauskristallisiert.
Einige Jahre zuvor war sie «Tätschmeisterin» bei einer Hochzeit gewesen und hatte auf Wunsch des Brautpaars eine Zeremonie in einem Garten mit einer freien Traurednerin organisiert: «Ich bekam hautnah mit, wie diese arbeitete, und es war eine der schönsten Hochzeiten, die ich je erlebt habe», sagt sie. Im Findungsprozess für ihre Neuorientierung erinnerte sie sich daran und dachte: «Warum eigentlich nicht das?» An der «Zeremonien-Akademie» absolvierte sie eine mehrmonatige Ausbildung. Die praktische Abschlussprüfung bestand aus einer vollständigen Trauzeremonie. Seit Herbst 2022 ist Elsener zertifizierte Traurednerin und Zeremonienleiterin.
Trauzeremonien führt Salome Elsener in der ganzen Nordwestschweiz durch. Anfragen kommen vorwiegend über Mund-zu-Mund-Propaganda, aber auch über ein Portal für freie Trauungen. Daneben bietet sie weitere Zeremonien an: Lebensfeiern für Menschen, die eine schwere Krankheit überwunden haben oder einen bedeutenden Übergang im Leben zelebrieren möchten, Versöhnungszeremonien, Willkommensfeiern für Neugeborene und Menarchefeiern, die jungen Mädchen nach ihrer ersten Periode ein positives Gefühl mit auf den Weg zur Frau geben sollen. Ende Mai hat Elsener zudem erfolgreich die Ausbildung als Trauerrednerin abgeschlossen.
Spiritualität und Liebe
Sie sei streng katholisch aufgewachsen, erzählt Salome Elsener, habe sich aber schon als Kind an der Ausgrenzung von Andersgläubigen durch die grossen Weltreligionen gestört. Spiritualität sei jedoch immer schon wichtig für sie gewesen. «Ich glaube daran, dass wir nicht alleine sind. Irgendetwas ist da, das uns gern hat.» Eine Schlüsselrolle spielt für sie der erste Hauptsatz der Thermodynamik: «Energie kann weder erschaffen noch zerstört werden. Energie wechselt nur von einer Form zur anderen.»
Sie glaube auch ganz fest an die Liebe, betont Elsener. «Ich bin eine hoffnungslose Romantikerin und glaube, dass zwei Menschen füreinander bestimmt sein können und sich in diesem Leben finden.» Das Schönste für sie sei, wenn sie bei einer Trauzeremonie in strahlende Gesichter blicke und merke: «Wir haben wirklich die Liebe gefeiert – das ist ein richtiges High!»