Hauskonzerte in der Stadtkirche Liestal
26.06.2025 Kultur, Bezirk LiestalBlick hinter die Kulissen des Vereins «Stimmen zu Gast»
Seit fünf Jahren holen Andrea Suter und Riccardo Bovino bekannte Vokalkünstlerinnen und -künstler im Rahmen der Konzertreihe «Stimmen zu Gast» nach Liestal. Genauso lange gibt es den Verein gleichen ...
Blick hinter die Kulissen des Vereins «Stimmen zu Gast»
Seit fünf Jahren holen Andrea Suter und Riccardo Bovino bekannte Vokalkünstlerinnen und -künstler im Rahmen der Konzertreihe «Stimmen zu Gast» nach Liestal. Genauso lange gibt es den Verein gleichen Namens.
Brigitte Keller
«Corona.» Dies ist die spontane Antwort von Andrea Suter auf die Frage, was den Anstoss zur Gründung des Vereins «Stimmen zu Gast» gegeben hat. Die Corona-Zeit hat vieles zunichtegemacht, aber eben auch viel Neues hervorgebracht. Andrea Suter, Co-Leiterin des Vereins, hat den Verein vor fünf Jahren zusammen mit ihrem Lebenspartner Riccardo Bovino, der als künstlerischer Leiter fungiert, gegründet. «Da damals ja alles stillstand, hatten wir überhaupt erst die Zeit, uns Gedanken zu machen.»
Aber natürlich brauchte es einige Zutaten mehr, um die Konzertreihe «Stimmen zu Gast» aus der Taufe zu heben. Da war die schöne Liestaler Stadtkirche St. Martin gleich neben dem neuen Zuhause des Paars. Schon bei ihrem Einzug ein paar Monate zuvor dachten sie, dass es sehr schön wäre, dort, wo sie selber schon einige Male aufgetreten waren, Konzerte mit bekannten Künstlern aus dem Umfeld zu organisieren. Die Verantwortlichen zeigten sich offen und eine sehr gute Zusammenarbeit ist entstanden. «Ohne diese tolle, hilfsbereite Zusammenarbeit, im Besonderen auch mit den beiden Hauptsigristen, wäre das Ganze nicht möglich», ist sich das Paar einig.
Bovino und Suter sind beide in der klassischen Musik zu Hause und bestens vernetzt in der Szene. Riccardo Bovino, geboren in Turin, ist Pianist und Dirigent. Seit 2008 ist er als Dozent an der Hochschule der Künste in Bern tätig, davor war er zwölf Jahre an der Hochschule in Basel. Daneben leitet er zwei Chöre – einer davon der «Espace Choral», einer der grössten Chöre im Juragebiet – und spielt viele Konzerte, unter anderem regelmässig mit dem Kammerorchester Basel.
Sopranistin Andrea Suter, in Sissach aufgewachsen, schloss ihre Studien 2011 mit dem Master of Music Performance ab. Seither trat sie in den verschiedensten Opern und Operetten auf, unter anderem am Theater Basel und am Theater Winterthur. Ebenfalls am Herzen liegt ihr seit jeher die Kammermusik. Sie initiiert im Namen des Vereins auch regelmässig ein Programm für Kinder. Des Weiteren unterrichten beide im gemeinsamen Studio in Basel auch passionierte Chorund Hobbysängerinnen und -sänger.
Eine Bühne für Liedduos
Aus der Idee, eine Konzertreihe für klassische Vokalmusik zu lancieren, wurde schnell ein konkreter Plan. «Alles passte und war einfach stimmig», erzählt Andrea Suter. Der professionelle Sologesang sollte eine Bühne erhalten und ganz speziell in der Form des Liedduos. Davon ausgehend sollten die Programme in verschiedene Richtungen gesponnen werden. «Gerade die Liedduos haben es nicht so leicht, passende Auftrittsorte zu finden. Dafür wollten wir eine Bühne bieten», erklären die beiden Gründungsmitglieder des Vereins weiter.
Um die Ernsthaftigkeit und langfristige Ausrichtung zu unterstreichen, wurde gleich zu Beginn der Verein «Stimmen zu Gast» gegründet. Dabei hätten sie zum Glück auch auf die Unterstützung ihres Vaters Georg Suter zählen können. Etwas später stiess Noëmi Crain Merz als Präsidentin dazu. Ebenfalls eine wichtige Rolle nimmt das Patronat ein. Dabei handelt es sich um weltbekannte Künstler, die in Fachkreisen grosses Ansehen geniessen. «Sie agieren auch als Mentoren, beraten uns, geben uns objektives Feedback und stehen dafür ein, dass wir unsere Sache gut machen», erklärt Bovino.
Und schon bald, noch während der besonderen Bedingungen durch die Coronavirus-Pandemie, startete der Verein mit ersten Liederabenden. «Als Ursprungsidee zu der neuen Konzertreihe standen Hauskonzerte», fährt Suter fort. Diese hatten ihre Blütezeit in der Zeit von Schubert und waren nie für die grossen Konzertsäle, sondern für intimere Rahmen gedacht. Dort konnten Lieder ausprobiert und Gedichte einander vorgetragen werden.
«Diese Idee, dieses Ambiente wollten wir auch mit unseren Konzerten pflegen», sagt Suter. Deshalb sind auch die auftretenden Künstlerinnen und Künstler sowie das Publikum im Anschluss an die Konzerte jeweils zum gemeinsamen Austausch und – eigenhändig kreierten – Apéros eingeladen. Das sei in Künstlerkreisen nicht selbstverständlich, doch «die Besucherinnen und Besucher sollen Fragen stellen können und sehen, dass die Künstler auch ganz normale Menschen sind», so Bovino.
Eine weitere Besonderheit der Konzertreihe «Stimmen zu Gast» sei, dass man offen für jegliche Ideen der Künstlerinnen und Künstler sei. Sie müssten in das Ambiente der Kirche passen, aber abgesehen davon seien kreative Ideen willkommen. «Es gibt weltbekannte Künstlerinnen und Künstler, denen ein Herzensprojekt vorschwebt, wie etwa ein Auftritt als Duo mit einem befreundeten Künstler», erzählen die beiden Musikliebhaber. Dessen Format würde jedoch oft nicht in die gängigen Konzertreihen oder Säle passen. «Und so etwas passt dann vielleicht genau in unser Konzept und zu unserem Publikum.»
Den Verantwortlichen des Liestaler Vereins liegt auch viel daran, mit anderen lokalen Veranstaltern zusammenzuarbeiten. Veranstaltungen ausserhalb der Stadtkirche, nämlich Kinderkonzerte im Museum.BL und im Theater Palazzo, fanden ebenfalls schon statt. Auch Open-Air-Veranstaltungen im schönen Kirchhof oder gar an einer noch nie bespielten Stätte, wie etwa im Wald, stehen auf der Wunschliste der Macher. «Das steht sogar in den Statuten, aber bisher haben wir uns noch nicht getraut», bekennen Suter und Bovino. Der Respekt ob all der Unwägbarkeiten hat bisher noch überwogen.
Diesen Sonntag, 29. Juni, steht das Saison-Schlusskonzert mit Marie-Claude Chappuis und Nuria Rial zusammen mit dem fünfköpfigen Ensemble «Musicadorata» auf dem Programm. Das sei mit der grossen Kelle angerührt: Opernliteratur aus der Zeit der Spätrenaissance. «Es wird üppig, prachtvoll, gross», freuen sich Andrea Suter und Riccardo Bovino.