Gute Rechnung, hohe Nettoschuld
19.06.2025 HölsteinDie Gemeindeversammlung zeigte sich zustimmungsfreudig
Wenn budgetierte rote Zahlen sich in tiefschwarze verfärben, freut sich auch der Steuerzahler. Zu denken gibt allerdings die Schuldenlage der Gemeinde: Hölstein könnte bald zu den Gemeinden mit den höchsten Pro-Kopf-Verschuldungen des Kantons gehören.
Elmar Gächter
Gemeinderat Andreas Schäfer hatte an der Gemeindeversammlung vom vergangenen Montagabend leichtes Spiel, denn eine positive Rechnung lässt sich (meist) angenehmer begründen als ein dunkelrotes Ergebnis. Statt eines budgetierten Mehraufwands zeigt die Jahresrechnung 2024 der Einwohnergemeinde Hölstein einen satten Überschuss von rund 400 000 Franken – das sind rund 550 000 Franken mehr als budgetiert. Die vom Finanzchef wie gewohnt kurz und prägnant präsentierten Zahlen gaben keinen Anlass zu Fragen aus dem Plenum.
Weniger erfreulich ist hingegen die Nettoverschuldung der Gemeinde. Sie bewegt sich heute schon auf mehr als 2100 Franken pro Kopf und wird sich laut Schäfer wegen zwei laufenden grösseren Gemeindebauten (Aufstockung Schulhaus Holde 2 und Neubau Reservoir) bis Ende Jahr nochmals markant erhöhen. Hölstein dürfte damit zu den Gemeinden mit der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung im Kanton zählen.
Grosse Abweichungen zeigen sich sowohl beim Aufwand als auch beim Ertrag. Lagen die Kosten für den Kindes- und Erwachsenenschutz (Kesb) vor zwei Jahren noch unter 200 000 Franken, ist der Aufwand mittlerweile auf fast 300 000 Franken gestiegen. Richtig «explodiert», so Gemeinderat Schäfer, sind die Aufwendungen in der Pflegefinanzierung, die sich in einer Summe von 1,15 Millionen Franken – einem Anstieg von 410 000 Franken gegenüber dem Vorjahr – niederschlagen.
Erfreuliche Steuereinnahmen
Der Gemeindehaushalt darf sich an höheren Steuereinnahmen freuen. Hölstein verzeichnete in vielen Jahren keinen wesentlichen Anstieg an Steuererträgen. Stiegen sie zwischen 2015 und 2021 nur gerade um insgesamt 3,7 Prozent, so sind sie in den vergangenen drei Jahren um fast 5 Prozent jährlich angewachsen. Der Steuerertrag 2024 von 5,7 Millionen Franken weist Mehreinnahmen gegenüber dem Budget von 766 000 Franken aus. «Dies liegt nicht daran, dass wir grundsätzlich sehr vorsichtig budgetieren; wir sind in den vergangenen beiden Jahren einfach positiv überrascht worden», hielt Andreas Schäfer fest.
Der Anstieg mache die Gemeinde weniger anfällig für Schwankungen beim Finanzausgleich, der 2024 aufgrund der höheren Einnahmen bereits deutlich tiefer ausfiel als im Vorjahr. Worin der starke Zuwachs genau begründet ist, lässt sich laut Schäfer nicht eindeutig sagen. Es sei jedenfalls nicht auf einen einzigen Grosszahler zurückzuführen, sondern eher auf mehrere «mittelgute».
Für Diskussion sorgte der Antrag des Gemeinderats, vertreten durch Kurt Karrer, das Vermögen des Fonds der Gemeinschaftsantenne – rund 1,1 Millionen Franken – von der Spezialfinanzierung in den allgemeinen Haushalt zu überführen.
Ein Versammlungsteilnehmer äusserte unter anderem die Befürchtung, dass mit diesem Schritt die Kostentransparenz verloren gehe. Die Mehrheit der Anwesenden liess sich jedoch nicht zuletzt von der Argumentation des Gemeinderats überzeugen, wonach der Schritt die Schulden der Gemeinde reduziere. Zudem wurde der Vorschlag zur Halbierung der monatlichen Antennengebühr auf 4 Franken klar angenommen.
Gänzlich unbestritten waren im Plenum die von Gemeindepräsidentin Andrea Heger präsentierten Statuten des Zweckverbands Versorgungsregion Waldenburgertal. Diese machen, sollten alle 13 beteiligten Gemeinden zustimmen, die Versorgungsregion zur juristischen Rechtsperson, also zu einem Zweckverband mit eigener Verfügungs- und Entscheidungsbefugnis.
Mit warmen und herzlichen Worten verabschiedete Andrea Heger Gemeinderätin Marina Saladin, die seit Oktober 2017 das Ressort Bildung und Kultur leitete. Ihre Nachfolgerin Janett Allewohl tritt das Amt am 1. Juli an.