Ein Blick auf das stille Leben, das unter der Erde auf den Frühling wartet
Haben Sie sich auch schon gefragt, warum wir uns in der Weihnachtszeit so viel Grünzeug ins Haus holen? Wir binden Adventskränze aus grünen Ästen, stellen Sträusse aus Stechpalmen und ...
Ein Blick auf das stille Leben, das unter der Erde auf den Frühling wartet
Haben Sie sich auch schon gefragt, warum wir uns in der Weihnachtszeit so viel Grünzeug ins Haus holen? Wir binden Adventskränze aus grünen Ästen, stellen Sträusse aus Stechpalmen und Tannenzweigen in die Vasen, hängen Mistelzweige auf und verschenken Weihnachtssterne, Christrosen und Amaryllis. Und als Höhepunkt stellen wir uns an Weihnachten eine ausgewachsene Tanne ins Wohnzimmer. Der Grund dafür sind die Hoffnung und die Zuversicht, die diese Pflanzen verbreiten; das Versprechen, dass nach dem kalten, kargen Winter irgendwo der grüne Frühling wartet und die hellen Tage zurückkommen werden.
Schon die Germanen und Kelten schmückten ihre Häuser mit grünen Zweigen. Sie waren überzeugt, dass in den immergrünen Pflanzen ganz besondere Kräfte stecken, weil diese dem Winter trotzen. Und tatsächlich, das Geheimnis liegt an den sehr robusten, ledrigen Blättern und Nadeln, die mit einer Wachsschicht überzogen sind, die diese vor dem Austrocknen schützen. Andere Pflanzen setzen sich mit einer dicken Rinde, mit wolligen Haaren oder einem dichten Wuchs gegen die klirrende Kälte zur Wehr.
Diese Strategien haben aber nur winterharte Pflanzen. Wenn oberirdisch alles kalt und starr ist, zieht sich das meiste Leben in den Boden zurück. Die einjährigen Pflanzen haben sich schon mit dem ersten Frost verabschiedet. Ihre Samen sind jedoch richtige Überlebenskünstler. Sie überwintern unter der Erde, keimen im Frühling und bringen neues Leben hervor, sobald es wieder wärmer wird. Manche Samen können im Boden sogar viele Jahre überdauern.
Die Stängel, Blütenstände, Ähren und Samenkapseln, die zwar dürr und leblos sind, dürfen bis im Frühling im Garten stehen bleiben. Sie bieten den Tieren Unterschlupf und Nahrung, wenn die Natur sonst nicht mehr viel zu bieten hat. Nur hie und da leuchten uns im Winter rote und blaue Beeren aus der Wildhecke entgegen, von Hagebutten, Pfaffenhütchen oder Schlehen, welche die Vögel nähren in der dunklen Jahreszeit.
Mehrjährige Stauden überleben den Winter unter der Erde, wo sie in ihren Wurzeln, Knollen und Rhizomen geduldig auf den Frühling warten. Auch die Zwiebelpflanzen sind gut geschützt im Boden. Wie die Wurzelkinder im Bilderbuchklassiker von Sibylle von Olfers «schlafen» sie behütet von Mutter Erde, bis sie im Frühling wieder austreiben.
«Und als der Frühling kommt ins Land, da ziehen gleich einem bunten Band, die Käfer, Blumen, Gräser klein, frohlockend in die Welt hinein.» Erfreuen Sie sich am ruhigen Wintergarten und der schlafenden Natur, im Wissen darum, dass der Frühling mit Sicherheit zurückkommt und die Tage schon bald wieder länger werden.
Wir wünschen Ihnen eine frohe Weihnachtszeit und ein blühendes neues Jahr!
Gartenkurse und Beratung:
Meret Franke und Koni Gschwind,
Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft,
Natur und Ernährung, Sissach.
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