Aus dem Wasser in den Sattel
24.01.2025 Sport, SportDie 15-Jährige Jael Plattner gehört zu den besten Mountainbikerinnen der Schweiz in ihrer Altersgruppe. Dabei fokussiert die Nachwuchshoffnung des Veloclubs Gelterkinden erst seit zwei Jahren auf den Radsport – sie war zuvor Schwimmerin.
Timo ...
Die 15-Jährige Jael Plattner gehört zu den besten Mountainbikerinnen der Schweiz in ihrer Altersgruppe. Dabei fokussiert die Nachwuchshoffnung des Veloclubs Gelterkinden erst seit zwei Jahren auf den Radsport – sie war zuvor Schwimmerin.
Timo Wüthrich
Es ist noch gar nicht lange her, seit sich Jael Plattner voll dem Radsport verschrieben hat. Doch die 15-Jährige zählt bereits zu den schnellsten Mountainbikerinnen des Landes in ihrem Alter. Eine Verletzung war der ausschlaggebende Grund, weshalb Plattner vor zwei Jahren vom Schwimmsport auf das Velo umsattelte. «Ich durfte den Arm nicht voll belasten, was im Schwimmen praktisch unmöglich ist. Ich habe gemerkt, dass ich einen definitiven Entscheid für eine der beiden Sportarten treffen muss. Da ich neben dem Schwimmen immer schon Velorennen gefahren bin und dies mehr Spass gemacht hat, wurde es das Mountainbike», erklärt die Wenslingerin. Auch im Wasser war Plattner ambitioniert. Laut ihren Trainern wäre eine Karriere als Schwimmerin denkbar gewesen.
Geschadet hat die Vergangenheit im Becken sicherlich nicht, denn das Schwimmen wird wie der Radsport zu den Ausdauersportarten gezählt. Somit erstaunt es nicht, dass Plattner nach dem endgültigen Entscheid für den Radsport im Jahr 2023 keine Anlaufschwierigkeiten hatte.An der U15-Schweizermeisterschaft fuhr sie gleich auf Rang 3. Bald gelang ihr die Aufnahme in den U17-Nationalkader. Bei dem für die Selektion erforderlichen Leistungstest konnte die Wenslingerin auf eine ihrer Stärken zählen: «Einer der physischen Tests wird in Form eines Bergsprints ausgetragen, bei dem mehrere Minuten komplett am Limit gefahren wird. Da ich am Berg stark bin, konnte ich gut abschneiden.» Zusätzlich galt es, diverse Technikübungen zu absolvieren.
Bis zu 20 Stunden Training
Ihre Bergfahrerqualitäten kommen Plattner bei ihrem Steckenpferd, dem olympischen Cross-Country, zugute. In dieser Disziplin wird auf einem technisch anspruchsvollen Rundkurs über Stock und Stein gefahren. Dabei werden auch steile Anstiege bewältigt. Die Schweiz gehört im Cross-Country zu den erfolgreichsten Nationen, unvergessen bleibt der Dreifachtriumph der Schweizer Frauen an den olympischen Spielen vor vier Jahren.
Bis zu Olympia ist es noch ein weiter Weg für Plattner. Vorerst versucht die 15-Jährige, an nationalen Meisterschaften weiterhin auf dem Podest zu landen. Ein anderes Ziel ist die Selektion für das Europäische Olympische Jugendfestival (EYOF) im Sommer, das im nordmazedonischen Skopje stattfinden wird.
Um diese beiden Vorhaben umzusetzen, arbeitet Plattner hart. Je nach Phase trainiert die Wenslingerin 12 bis 20 Stunden pro Woche. Angesprochen darauf, dass das Oberbaselbiet nicht gerade als Radsport-Mekka bekannt ist, entgegnet Plattner, dass dies kein Nachteil sei. Neben den Zusammenzügen mit dem Nationalkader trainiert die Mountainbikerin zwei Mal wöchentlich in Aarau beim lokalen Talentstützpunkt, dazu kommen vier Stunden Krafttraining sowie weitere ergänzende Einheiten, die Plattner alleine absolviert.
Um in der Schule entlastet zu werden, besucht das Nachwuchstalent die Sportklasse des Liestaler Gymnasiums. «Das hilft mir auf jeden Fall. Durch den nicht so vollgepackten Stundenplan habe ich genügend Zeit für das Training und die ebenso wichtige Erholung.» Genügend Schlaf und eine gesunde proteinreiche Ernährung sind für die Mountainbikerin zentral für die Regeneration. Wenn sie nicht auf dem Velo oder in der Schule sitzt, dann trifft sich Plattner mit Freundinnen. Je nach Saisonphase bleibt neben Rennen, Training und Schule dafür allerdings wenig Zeit.
Stammklub in Gelterkinden
Für ein Profi-Team fährt Plattner noch nicht, allerdings startet sie neu für die Nachwuchsequipe des «Thömus maxon Swiss Mountain Bike Racing Team». Ihr Stammverein bleibt der Veloclub Gelterkinden, bei dem ihr Vater als Sportdirektor amtet. Mit ihm will sie in den nächsten Jahren ein anderes Ziel erreichen: Vater und Tochter wollen zusammen das legendäre «Cape Epic», ein achttägiges Etappenrennen in Südafrika über eine Distanz von mehr als 600 Kilometern, im Team absolvieren.
Auch wenn sich die 15-Jährige momentan auf das olympische Cross-Country konzentriert, schliesst die Mountainbikerin nicht aus, dass sie sich in anderen Disziplinen ausprobieren wird. Auch eines ihrer grossen Idole hat dies im Verlauf ihrer Karriere getan: «Jolanda Neff ging auch schon an Downhill-Rennen an den Start. Ich könnte mir das auch vorstellen, allerdings nicht als Hauptdisziplin», so Plattner.
Nicht nur im Downhill fährt immer ein gewisses Risiko mit: Auch im Cross-Country hat die Wenslingerin bereits unangenehme Erfahrungen gemacht. Während eines Rennens landete sie nach einem missglückten Sprung auf dem Kopf. Ihr Helm sei zerbrochen und habe sie vor Schlimmerem bewahrt. «Klar flösst so etwas ordentlich Respekt ein. Es ist wichtig, dass danach keine Angst entsteht. Darum habe ich mich nach dem Sturz schnellstmöglich wieder auf das Mountainbike gesetzt.»
Schnellstmöglich will Plattner auch in der kommenden Saison unterwegs sein. Weitere Erfahrungen sowie gute Resultate sollen die bald 16-jährige Ex-Schwimmerin zu einer kompletteren Radfahrerin machen.