69. Eurovision Song Contest eröffnet
13.05.2025 BaselParade durch die Stadt wurde von Buh-Rufen begleitet
Der ESC in Basel wurde am Sonntag offiziell mit einer Parade eröffnet. Neben zahlreichen Schaulustigen waren an der Parade durch die Basler Innenstadt auch Palästina-Aktivisten anwesend. Favoriten auf den ESC-Sieg sind ...
Parade durch die Stadt wurde von Buh-Rufen begleitet
Der ESC in Basel wurde am Sonntag offiziell mit einer Parade eröffnet. Neben zahlreichen Schaulustigen waren an der Parade durch die Basler Innenstadt auch Palästina-Aktivisten anwesend. Favoriten auf den ESC-Sieg sind «KAJ», die für Schweden antreten.
sda. Der Startschuss für den Eurovision Song Contest (ESC) ist am Sonntag mit der Eröffnungszeremonie gefallen. Angefangen beim Basler Rathaus zogen die 37 teilnehmenden Delegationen via Mittlere Brücke zum Eurovision Village in der Messe Basel. Angeführt wurde die Parade von Australien, das Schlusslicht bildete die Schweizer Delegation mit der Freiburger Sängerin Zoë Më.
Es sei ihm eine grosse Ehre, alle am ESC begrüssen zu dürfen, sagte Basels Regierungspräsident Conradin Cramer in seiner Eröffnungsrede am Marktplatz. Die Spannung steige ins Unermessliche und die Stadt sei erfüllt von einer vibrierenden Energie. Er erklärte die ESC-Woche als eröffnet.
Israels Delegation ausgepfiffen
Bei der Parade kutschierten Oldtimer-Trams und -Busse die Delegationen ins Kleinbasel. Dazu gab es eine farbenfrohe Begleitung: Fasnachtscliquen mit Trommeln und Piccolos, Guggenmusiken, Alphornspieler, Tanzgruppen, Schulklassen und Techno-Acts zogen durch die Stadt.
Unter den vielen Schaulustigen hatten sich auch zahlreiche Palästina- Aktivistinnen und -Aktivisten mit der Palästina-Flagge versammelt. Sie verhielten sich zunächst friedlich und still, die omnipräsente Polizei liess sie gewähren. Als dann das Tram mit der israelischen Delegation vorbeifuhr, wurde dieses von den Aktivistinnen und -Aktivisten mit Buh-Rufen und Pfiffen quittiert.
Angekommen im Eurovision Village posierten die Künstlerinnen und Künstler und ihre Entouragen auf dem traditionellen türkisen Teppich. Auch die Schweizer ESC-Moderatorinnen Hazel Brugger und Sandra Studer zeigten sich dort, und das sehr humorvoll. Sie habe Angst davor, wenn der ganze ESC vorbei sein wird, sagte die Komikerin Brugger der Nachrichtenagentur Keystone-SDA: «Ich will, dass es nie aufhört!» Sandra Studer ergänzte: «Wir haben uns so stark an uns gewöhnt, dann bekomme ich ja die Krise, wenn das alles vorbei sein wird in einer Woche.»
Hazel Brugger und Sandra Studer werden die Live-Shows moderieren, wobei sich beim Finale noch Michelle Hunziker dazugesellen wird.
Lied mit Klischees
Auf dem türkisen Teppich offenbarte der australische Musiker Go-Jo, dass ausgerechnet er, der einen wilden, gut gelaunten Popsong an den ESC bringt, den Schweizer Beitrag am liebsten möge. Dieser ist im Vergleich ein ruhiges und zartes Musikstück. «Ich mag Balladen, was man nicht erwarten würde», sagte er.
Auch Estlands Act kam über den Teppich gelaufen, und zwar mit einer Entourage von gespielten Bodyguards. Seine Fahrt durch die Stadt sei «amazing» gewesen, so Tommy Cash. Er sei schon lange nicht mehr Tram gefahren, witzelte er. Mit seinem ironisch angehauchten Song «Espresso Macchiato» geht er beim ESC ins Rennen. Es ist ein Song voller italienischer Phrasen, der mit italienischen Klischees spielt. Im Nachbarland hatte das für Kritik gesorgt. Nun war der Rapper und Musiker in Italien mit Plakaten auf Stimmenfang. «Zwölf Punkte aus Italien!», prognostizierte er Richtung Keystone-SDA.
ESC-Favorit Schweden
Einen «kühlen Kopf bewahren», das wollen derweil die drei Musiker von «KAJ», die für Schweden antreten und seit Monaten als Favoriten gelten. Die Musiker aus Finnland, die der schwedischsprachigen Minderheit angehören, treten am Dienstag für Schweden im ersten Halbfinale an. «Wir bekommen viel Liebe von den Fans zu spüren und haben ein grossartiges Team hinter uns», sagte der Gitarrist der Gruppe, Kevin Holmström. Das helfe, mit dem Druck umzugehen. Am Dienstag wird Schweden die Sauna-Hymne «Bara Bada Bastu» im Halbfinale des ESC performen. Noch bevor der Song überhaupt bekannt war, galt das Land als Favorit.
In der prognostizierten Rangliste sind «KAJ» dicht gefolgt vom österreichischen ESC-Act. Der Countertenor JJ kombiniert in seinem Beitrag Operngesang und technoide Beats, die sich im Verlauf des ruhig startenden Liedes dazugesellen. Auch bei «JJ» ist der Druck zu spüren, wie er sagte. «Aber gleichzeitig freut es mich natürlich sehr, dass der Song so gut ankommt», sagte er.
Mit der Eröffnungszeremonie ist der ESC in Basel nun offiziell gestartet. Fast 1 Million Franken kostete die Zeremonie. Insgesamt lässt sich Basel den ESC 37,5 Millionen Franken kosten.
Die Polizei sprach am Abend von einer «Eröffnungszeremonie ohne nennenswerte Probleme». Sie habe durch ihre Präsenz rund 150 Personen beim Messeplatz stoppen und so verhindern können, dass die offizielle Veranstaltung gestört wurde, hiess es in einer Mitteilung auf «X». Die Sanität der Rettung Basel-Stadt musste fünf Personen medizinisch betreuen und in ein Spital überführen.