Wohlwollen jederzeit greifbar
22.09.2023 Arisdorf, Hersberg, Gemeinden, PolitikMit 110 Ja- zu 14 Nein-Stimmen Ja zur Fusion
Zwei Wortmeldungen, keine Fragen und ein eindeutiges Resultat: Die Einwohnergemeindeversammlung Arisdorf sagt klar Ja zur Fusion mit Hersberg. Sie begann mit über einer halben Stunde Verspätung, dauerte dann aber nur eine ...
Mit 110 Ja- zu 14 Nein-Stimmen Ja zur Fusion
Zwei Wortmeldungen, keine Fragen und ein eindeutiges Resultat: Die Einwohnergemeindeversammlung Arisdorf sagt klar Ja zur Fusion mit Hersberg. Sie begann mit über einer halben Stunde Verspätung, dauerte dann aber nur eine Stunde.
Jürg Gohl
Einen so deutlichen Entscheid hatte niemand erwartet, zuletzt der Arisdörfer Gemeindepräsident Markus Miescher: Die Einwohnerversammlung von vorgestern Mittwoch hat mit 110 Stimmen der Fusion mit Nachbar Hersberg zugestimmt. 14 Personen sagten Nein, eine enthielt sich der Stimme. Auch der Gemeinderat stimmte demonstrativ ab – geschlossen mit Ja. Ziemlich genau 10 Prozent der Stimmberechtigten erschienen zur Versammlung, die aus Platzgründen in die Mehrzweckhalle verlegt wurde – und, um Hersberg im Gemeindesaal Gastrecht zu gewähren.
Der Gemeinderat bemühte sich, um jeden Preis einen Formfehler zu vermeiden, und liess deshalb jede Besucherin und jeden Besucher kontrollieren. Das führte dazu, dass die Versammlung mit 36 Minuten Verspätung begann. Und als der Präsident auf das Haupttraktandum «Zusammenschluss Einwohnergemeinde Arisdorf und Einwohnergemeinde Hersberg per 1. Januar 2025» zusteuerte, waren die Würfel nebenan im Gemeindesaal gerade gefallen.
Als Präsident Miescher vor der Abstimmung den neunseitigen Fusionsvertrag durchging, fielen aus der Versammlung keine Verständnisfragen. Einzig bei der abschliessenden Fragerunde kam es zu zwei Wortmeldungen. Unter anderem vermisste Einwohner Kurt Frei im Vertrag einen Passus, den wir im Fussball Ausstiegsklausel nennen. Miescher entgegnete, dass selbstverständlich alle demokratischen Mittel zur Verfügung stünden, um die Fusion rückgängig zu machen, sollte sie sich nicht bewähren.
Doch davon geht er nicht aus, wie aus seinen Ausführungen zuvor herauszuhören war. «Ein schlagendes Argument, das für die Fusion spricht, gibt es nicht, aber es gibt viele kleine», warb Miescher. Das hänge auch damit zusammen, dass die beiden Gemeinden längst eng zusammenarbeiteten: «Bis jetzt zahlt Hersberg einfach dafür, bei einer Fusion kann die Gemeinde mitbestimmen.»
«Leider» keine Fachstelle
Der Präsident schickte auch noch einen feinen Seitenhieb nach Liestal, wo immerhin 14 kantonale Fachstellen das Vertragswerk der Heiratswilligen begutachtet hätten: «Leider» gebe es dort noch keine Fachstelle für Gemeindefusionen, bis jetzt. «Wenn wir dem Zusammengehen jetzt zustimmen, dann wäre es bestimmt nicht der dümmste Entscheid, den wir je getroffen haben», schloss er seine Ausführung.
Im Nachhinein war das ausführliche Werben Mieschers für die Fusion gar nicht nötig, zumal Nachbar Hersberg, bei dem im Vorfeld mehr Opposition als in Arisdorf erwartet worden war, das Prozedere in der halben Zeit geschafft hatte. Das Wohlwollen der Versammlung gegenüber der Fusion war stets greif- und spürbar. Sie hatte bereits die Verzögerung zu Beginn ausgesprochen gelassen aufgenommen. Am Ende dokumentierte sie mit ihrem Applaus nach der eigenen Abstimmung, nach dem Vermelden des Resultats von nebenan sowie am Ende der «historischen» Versammlung, dass sie mit dem Abend sehr, sehr zufrieden war.
Nach dem für ihn unerwartet klaren Votum sagte Miescher nach seiner nunmehr 19. Einwohnergemeindeversammlung: «In Arisdorf ticken wir so. Wenn der Gemeinderat ein Geschäft wirklich seriös vorbereitet, dann wird ihm vertraut. Und das ist hier der Fall.» Der Präsident betonte aber, viel Respekt vor dem «Zusammenwachsen» zu haben: «Völlig reibungslos geht das nie.»
Dass die anwesenden Einwohner nebenbei noch erfuhren, bei der aufwendigen Sanierung der Kantonsstrasse stehe die dritte von sechs Etappen vor dem Abschluss, rundete für sie den Abend ab.