Altlasten der Uhrenindustrie
14.07.2023 LangenbruckDie ehemalige Revue Thommen wird von Radium befreit
Verschiedene ehemalige Uhrenfabriken im Oberbaselbiet weisen Rückstände des krebserregenden Stoffes Radium auf. Einzelne sind saniert, bei andern sind Massnahmen noch pendent. Beim früheren Gebäude der Revue Thommen in ...
Die ehemalige Revue Thommen wird von Radium befreit
Verschiedene ehemalige Uhrenfabriken im Oberbaselbiet weisen Rückstände des krebserregenden Stoffes Radium auf. Einzelne sind saniert, bei andern sind Massnahmen noch pendent. Beim früheren Gebäude der Revue Thommen in Langenbruck wurden die Arbeiten diese Woche beendet.
Elmar Gächter
In Langenbruck wurden der Aussenbereich sowie punktuell die Garderobe des Kindergartens im Gebäude der früheren Uhrenfabrik Revue Thommen von Radium-Rückständen befreit. Die Sanierung erfolgte im Rahmen des Aktionsplans Radium 2015–2023 unter der Federführung des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Dabei wurde von einem Spezialunternehmen die kontaminierte Erde und das kontaminierte Baumaterial ausgehoben und gesetzeskonform entsorgt und die Liegenschaft anschliessend nach dem Standard der Dekontamination wieder hergestellt. Dies teilt das BAG auf Anfrage der «Volksstimme» mit.
Die Radium-Sanierung soll langfristig sicherstellen, dass der Referenzwert von 1 Millisievert pro Jahr für die Gebäudenutzerinnen und -nutzer eingehalten wird. «Angesichts der derzeitigen Nutzung der Liegenschaft als Kindergarten ist durch die kurzen Aufenthaltszeiten in den betroffenen Bereichen das Gesundheitsrisiko für die Kinder jedoch sehr gering», betont das BAG.
In den Uhrenwerkstätten wurde das schädliche Radium bis Anfang der 1960er-Jahre für das Leuchten von Zifferblättern eingesetzt. Im Rahmen seines Aktionsplans hat das BAG in mehr als 1000 vorwiegend im Jurabogen gelegenen Liegenschaften eine Radiumdiagnostik durchgeführt und bei rund 150 Objekten eine Sanierung als erforderlich beurteilt. Auch das Baselbiet mit seiner ehemals starken Uhrenindustrie weist Sanierungsfälle auf, so gemäss BAG an den ehemaligen Standorten Langenbruck, Tecknau und Waldenburg, keinen hingegen in Bubendorf, Hölstein, Niederdorf, Oberdorf und Ziefen.
An einer Liegenschaft in Tecknau wurde laut BAG der Referenzwert überschritten, die Aussensanierung ist im kommenden Herbst vorgesehen. Auch in Waldenburg wurden drei Liegenschaften untersucht, wobei der Referenzwert in zwei Objekten (einmal im Innenbereich, einmal im Innenund Aussenbereich) überschritten wurde. Die zwei Innensanierungen sind bereits abgeschlossen, pendent sind noch Massnahmen im Aussenbereich. Es handelt sich dabei um eine ehemalige Betriebsabfallgrube, die mit Radium kontaminiert ist. Die Menge der Abfälle werde zurzeit genauer abgeschätzt.
Kein Gesundheitsrisiko
Ziel des Aktionsplans sei es, möglichst alle potenziell kontaminierten Liegenschaften im Kanton Baselland zu untersuchen. «Wir können jedoch nicht ausschliessen, dass nach dem Radium-Aktionsplan noch weitere ehemalige Radiumsetzateliers entdeckt werden», so das BAG.
Die Sanierungsabfälle werden sortiert; die stärksten kontaminierten Abfälle gelangen ins Bundeszwischenlager in Würenlingen. Gemäss den gesetzlichen Bestimmungen können mit Zustimmung des BAG leicht kontaminierte Materialien verbrannt oder an eine Deponie abgegeben werden. Für die Sanierung der Altlasten stehen dem BAG 9 Millionen Franken zur Verfügung. Jene in Langenbruck kostet rund 35 000 Franken, wobei der Grossteil vom Bund übernommen wird. Die Gemeinde Langenbruck beteiligt sich gemäss BAG an den Instandsetzungskosten im Innenbereich.
Langenbruck hat laut Gemeindepräsident Hector Herzig das Gebäude vor etwas mehr als zehn Jahren gekauft. Es wird heute vom Kindergarten, als Gemeindesaal, für die Musikschule, die Spielgruppe, für Sitzungen, Werkshops und Anlässe genutzt. «Als wir das Gebäude übernommen haben, wussten wir nicht, dass es mit Radium belastet ist. Es wurden jedoch turnusgemäss Messungen durchgeführt, deren Resultate jeweils unbedenklich waren», so Herzig. Mit der Sanierung des Aussenbereichs habe man die Gelegenheit genutzt, gleichzeitig den Innenbereich zu sanieren, auch wenn dort die Messungen weit unter dem Referenzwert gelegen hätten. Das ganze Gebäude könne ohne Gesundheitsrisiko weiterhin im bisherigen Rahmen genutzt werden.