Peter Zehntner will seine Errungenschaften öffentlich ausstellen

Einst hat er in einer Fabrik an der Titterterstrasse seine Karriere als Erfinder gestartet: Aus der Not heraus konstruierte Peter Zehntner diverse Mess- und Prüfgeräte im Strassenbereich. Jetzt sollen diese Teil eines Museums in der einstigen Fabrikhalle werden.

Andreas Hirsbrunner

Vergangene Woche fiel im Amtsblatt ein alles anderes als alltägliches Baugesuch auf: In Reigoldswil soll ein Fabrikgebäude in ein Museum samt «Bed & Breakfast» umgewandelt werden. So ungewöhnlich wie das Vorhaben ist der Werdegang des Initianten, dessen Erfindergeist ein Stück weit im geplanten Museum abgebildet werden soll. Dieser Initiant heisst Peter Zehntner (66), im Oberbaselbiet dem einen oder anderen als ehemaliger Vizepräsident von Kilchberg bekannt, als dort Gemeinderäte noch keine aussterbende Spezies waren. Aufgewachsen ist Zehntner aber in Reigoldswil und hierhin ziehe es ihn früher oder später auch wieder zurück, sagt er.

Auch seine Erfinderkarriere startete er hier, wenn auch eher aus einer Not heraus. Vor rund 30 Jahren habe er die Feinmechanik-Firma von seinem Vater Gottlieb Zehntner gekauft, erzählt er. Aber kaum gekauft, sei die Hiobsbotschaft gekommen, dass der wichtigste Abnehmer – eine Medizinalfirma im Waldenburgertal – die gelieferten Teilchen künftig selber produzieren werde. Peter Zehntner, gelernter Industrie-Elektroniker, sattelte um in Richtung Prüftechnik und entwickelte Geräte für Strassenmarkierungen wie Stopp-Signale oder Sicherheitslinien, für Verkehrszeichen und für Oberflächenmessungen, um zu eruieren, ob das zu prüfende Objekt wie etwa der Glanz des Strassenbelags den Anforderungen entspricht. Zehntner: «Da half mir mein Erfindergeist, den ich von meinem Vater geerbt habe. Und als die Europäer 1997 die Strassenmarkiergeräte auf eine neue Geometrie harmonisierten, eröffnete mir das neue Absatzkanäle, weil sich der Markt auftat. Zwischenzeitlich war ich sogar weltweit die Nummer eins.»

Um die Entwicklungen antizipieren zu können, sei er in Europa, Amerika und Asien in diversen Normierungsvereinen tätig gewesen. Deshalb war er bis vergangenes Jahr zum Beispiel auch Vizepräsident bei Sistra, dem Schweizerischen Fachverband für Sicherheit auf Strassen; jetzt ist er dort Ehrenmitglied. Dieses Engagement habe bedingt, dass er die Hälfte der Zeit im Ausland verbracht habe.

«Die Zehntners sind schwierig»
Im Jahr 2017 verkaufte er die Firma. Sie zählte damals 33 Mitarbeiter und produzierte in Sissach, wo er eine andere Lokalität gefunden hatte. Denn das Fabrikgebäude in Reigoldswil kaufte er erst vor vier Jahren seinem Vater ab. Die Zusammenarbeit zwischen Vater und Sohn war offenbar nicht einfach und von kurzer Dauer. Peter Zehntner sagt dazu nur: «Wir haben es probiert. Aber die Zehntners sind schwierig.»

Ein Teil des nun geplanten Museums soll Peter Zehntners Firmengeschichte zeigen – er will etliche von ihm entwickelte Prüf- und Messgeräte ausstellen. Der andere Teil beinhaltet ein Sammelsurium von alten Radiogeräten. Dies wiederum ist eine Hommage an seinen Vater, der Radio- und Fernsehgeräte repariert hatte, bevor er seine Feinmechanik-Firma gründete. Dazwischen dürfte noch der eine oder andere Oldtimer zu stehen kommen, denn Zehntner ist Sammler und Fan von alten Autos.

Entgegen kommt ihm bei der Konzeption des Museums, dass er einen grossen Teil der Gegenstände schon heute im heimischen Bauernhaus in Kilchberg aufgereiht hat. Doch diese Ausstellung steht nur seinen Bekannten offen, während das Reigoldswiler Museum öffentlich sein wird.

Etwa in einem Jahr soll es so weit sein. Zuerst werde das Fabrikgebäude nun aber isoliert, mit einer neuen Heizung ausgestattet und im Innern leicht modifiziert. So würden das heutige Büro und der Lagerraum zu zwei «Bed & Breakfast»-Zimmern umgebaut.

Mit ein Grund für das Projekt ist seine Affinität für das ehemalige Fabrikgebäude an der Titterterstrasse, das derzeit einem eingemieteten Occasion-Autohändler dient. Zehntner sagt: «Das Gebäude gefällt mir und ich will es unbedingt erhalten.» Es habe auch eine interessante Geschichte. Es ist 1947 von der Firma Scholer gebaut und 30 Jahre lang als Seidenbandweberei genutzt worden. Davon zeugt noch die Wandmalerei mit der Trachtenfrau mit dem Seidenband. Weitere 20 Jahre habe zuerst sein Vater, dann er darin gearbeitet. Zehntner ist überzeugt, dass sein Museum dereinst den «Touristenort» Reigoldswil aufwerten werde und eine gute Ergänzung zum bestehenden Museum «Im Feld» sei.

Der Erfinder kehrt mit einem Museum zurück

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