Neue Nutzung von Gewächshäusern
05.01.2023 Landwirtschaft, OrmalingenWeiteres Standbein für das Familienunternehmen Itin
Der Hofladen der Familie Itin in Ormalingen ist weitherum geschätzt. Der Direktverkauf ist mittlerweile das wichtigste Standbein des Biobetriebs. 2020 betrat man Neuland mit dem Pachten von Folientunnels und dem Anbau von Setzlingen und ...
Weiteres Standbein für das Familienunternehmen Itin
Der Hofladen der Familie Itin in Ormalingen ist weitherum geschätzt. Der Direktverkauf ist mittlerweile das wichtigste Standbein des Biobetriebs. 2020 betrat man Neuland mit dem Pachten von Folientunnels und dem Anbau von Setzlingen und Indoor-Gemüse. Jetzt läuft ein Antrag um Anerkennung und Förderung als PRE-Projekt.
Brigitte Keller
Ins Rollen kam die Idee vor ziemlich genau drei Jahren. Damals stellte Alfred Schaffner, Besitzer der benachbarten Gärtnerei, die Idee in den Raum, ob seine Folientunnels oberhalb vom Dorf nicht etwas für die Produktion von Gemüse wären. Seine Frau und er wollten langsam kürzertreten, da es Richtung Pension ging.
Marcel Itin stand damals kurz vor der Übernahme des elterlichen Hofs. Im ersten Moment schüttelte er ungläubig den Kopf, als sein Vater Andreas mit der Idee ankam. Doch er erkannte schnell die Chancen, die sich durch diese einmalige Gelegenheit für den Biobetrieb ergaben. «Ich habe sofort abgeklärt, ob wir es noch in die beginnende Saison reinnehmen könnten. Stichtag ist immer Ende Februar wegen der Datenerhebung beim Kanton.»
Guter Zeitpunkt
Als das Okay da war, startete die Familie den Versuch mit fünf gepachteten Folientunnels. Bekanntlich war 2020 auch das Corona-Jahr. Für den neuen Geschäftszweig wirkte sich die Pandemie für einmal positiv aus. Lockdown und Homeoffice sorgten dafür, dass sich viel mehr Menschen zu Hause verpflegten und parallel dazu die Wertschätzung für biologisch produzierte Produkte aus der Region stieg.
2021 übernahm Marcel Itin zusammen mit seiner Frau Karin den Betrieb von seinen Eltern. Dazu gehörten dannzumal bereits sämtliche Gewächshäuser der Gärtnerei. Denn schnell war für alle Beteiligten klar gewesen, dass deren Nutzung für den Gemüseanbau eine sinnvolle Lösung darstellte, und der Kauf war bereits über die Bühne gegangen. Itin kann weiterhin vom grossen Know-how von Alfred Schaffner profitieren. «Was er weiss in Sachen Erde und der Anzucht von Setzlingen, ist gewaltig. Wir schätzen es sehr, dass er uns noch mit Rat und Tat zur Seite steht. Und wenn einmal Not am Mann ist, sogar Hand anlegt.»
Das neue Geschäftsfeld sprach sich herum. Und so wollte es ein weiterer Glücksfall, dass Itin in Kontakt mit einem Gemüsebauern aus dem Fricktal kam. Marco Denz vom «Vielfaltshof» in Eiken war gerade dabei, seine EFZ-Ausbildung zum Gemüsebauern abzuschliessen und war auf der Suche nach Infrastruktur und weiteren Anbauflächen. Fachliches Wissen, ähnliche Ziele und unternehmerisches Denken ergänzten sich. Das erste Jahr der Zusammenarbeit geht gerade zu Ende: «Synergien nutzen und das Risiko auf mehrere Schultern verteilen», lautet die gemeinsame Devise.
Denz ist Hauptverantwortlicher für die Pflege der Kulturen in den Gewächshäusern. «Die gegenseitige Unterstützung ist toll. Ich kann viel profitieren und schätze den Wissensaustausch sehr, beispielsweise auch in Sachen Obst», sagt er. Er ist regelmässig mit seinem Stand an verschiedenen Märkten anzutreffen. Unter anderem ist er am Genussmarkt in Liestal und am «Fyrobemärt» jeweils donnerstags in der Markthalle in Basel dabei. Darüber hinaus nimmt Denz an verschiedenen Setzlingsmärkten in der Nordwestschweiz teil.
Bis die Gewächshäuser der ehemaligen Topfpflanzengärtnerei den neuen Bedürfnissen entsprechen, müssen sukzessive Anpassungen vorgenommen werden. Dort, wo vorher Kiesboden war, wurde dieser durch Erde ersetzt. Darin wuchsen dieses Jahr diverse Gemüse wie beispielsweise Salate, Tomaten, Peperoni, Melonen, Chilis und Bohnen. Und jetzt, durch den Winter, wachsen Nüsslisalat und asiatische Schnittsalate.
Regionale Entwicklung
Um die Abläufe arbeitstechnisch sinnvoll und damit auch wirtschaftlich bewerkstelligen zu können, müssen weitere Investitionen getätigt werden. Neben der über kurz oder lang notwendigen Erneuerung der Hüllen der Gewächshäuser steht ganz zuoberst auf der Liste von Marcel Itin die Anschaffung diverser Einrichtungen für die Setzlingsproduktion.
Für die mögliche Unterstützung mit Fördergeldern als PRE-Projekt läuft gegenwärtig die Projektausschreibung im Amtsblatt. Denn die Produktion von biologischen Setzlingen im Gewächshaus ist auch ein innovatives «Projekt zur regionalen Entwicklung» (PRE). PRE sind vom Bund anerkannte Projekte zur Steigerung der landwirtschaftlichen Wertschöpfung. Im Baselbiet koordiniert und bündelt der Verein «Genuss aus Stadt und Land» die einzelnen Projekte.