Ein Rückblick des ehemaligen Patrons Peter Ruepp

Das Ormalinger Bauunternehmen Ruepp AG darf in diesem Jahr auf sein 80-jähriges Bestehen zurückblicken. Peter Ruepp (88), der Sohn des Firmengründers und langjährige Chef des auf Tiefbau und Strassenbau spezialisierten Unternehmens, hat seine Erinnerungen aufgeschrieben.

Peter Ruepp

Es isch im Johr 1917 gsi, in Ammel hets denn circa 50 Hüser gha. Im Dorf wohne 354 Ywohnerinne und Ywohner, öppe 50 Burefamilie und s het 90 Posamenterstüehl.

S Landwirtschaftsland wird vo Hand bewirtschaftet, nit intensiv, vor allem eifach füre Eigebedarf. Alli Erwachsene und Chinder hälfe im Familiebetrieb mit. Alli schaffe im Dorf, i de Hüser am Posamänterstuehl, im Stall und ufem Fäld.

Und um d Schwiz tobt der Erschti Wältchrieg. I der Zyt 1914 –1918 si dur dä Chrieg Millione Lüt umcho. Im Dorf hei fascht alli Familie ärnschthafti finanzielli Problem.

1916 goht der erscht Ammeler uswärts nach Sissach go schaffe. Z Fuess und zum Teil barfis, zum sini Schueh schone.

Uf Dränagearbete spezialisiert
1917 goht mi Vater Arnold, er isch 21 Johr alt, nach Safewil und schafft dört i der Boufirma Otto Wilhelm. Er lehrt dört Dränagearbete vo Grund uf kenne, die Firma Wilhelm isch uf die Arbet spezialisiert. Er chunnt denn wöchentlich übers Wuchenänd hei nach Ammel. I eusem Kanton hets denn keis Bougschäft geh, wo sich uf Dränagearbete spezialisiert hed. D Melioratione si in der Chriegszyt vo de Behörde gförderet worde. Sumpfigs, nasses Land isch entwässeret und bruuchbar gmacht worde für d Bewirtschaftig dur d Landwirtschaft.

Noch öppe 1 bis 2 Johr leitet mi Vater sälbschtständig mit 10 und meh Mitarbeiter Dränagearbete im Gebiet Safewil, Seeland und Zugerland. D Dränagearbete si vo dene Arbeiter vor allem im Akkord usgfüehrt worde. Au viel Ammeler Manne chöme zum Vater nach Safewil zum uf de Boustelle z schaffe und Gäld z verdiene.

Alles vo Hand
D Dränagearbete si vo Hand gmacht worde mit Spate, Pickel, Schuufle, Charscht, Sohlchelle, Leghogge, Röhrebock. Das si d Wärchzüg, wos dezue bruucht het. D Löhn si damals 20 bis 30 Rappe pro Stund gsi. Es Mittagässe het 50 bis 80 Rappe koschtet.

Der Otto Wilhelm, gebore 1876, und si Frau und ihri Chinder si e härzensgueti Familie gsi. Viel Verdingchinder hei bi ihne gläbt. Au Internierti vom Erschte Wältchrieg schaffe uf sine Boustelle. Der Otto und sini Familie läbe bescheide und hälfe villne arme Lüt, de Verdingchinder und Internierte vom Erschte Wältchrieg mit Ässe, Läbesmittel und Underkunft. D Familie Willhelm het so mängisch sälber finanzielli Problem gha.

Ca. 1922 chunnt der Vater wieder uf Ammel zrugg. 1923 bis 1942 het der Vater zäme mit sim Gschäftspartner Börli us Wäislige Tiefbouarbete usgfüehrt. D Firma hed gheisse «Börlin u. Ruepp Tiefbau».

1942 nach dr Trennig gründet mi Vater in Ammel sis eigene Tiefbou-Unternähme. Erneut isch denn wieder Chrieg gsi, der Zwöit Wältchrieg. Mit Unernähmergeischt, Usduur und eme fyne Gspüüri für Kommunikation het er sich Dränage-Ufträg in de Kantön Solothurn, Aargau und natürlich im Baselbiet gsicheret.

1950 het der Vater in Therwil e grosse Uftrag für Dränagearbete übercho, derzue chömme i der glyche Gmäin Fäldwägboute, wo usglöst worde si dur d Fälderregulierig, und so het mi Vater bis 1955 de gröschti Teil vo dene Arbete in dr Gmäin Therwil chönne usfüehre.

Baustelle-Chef isch dr Heini Schaffner, dr «Chüffer-Heini» vo Ammel, gsi. D Firma Ruepp het ihm für dä Erfolg sehr vill z danke. Dr Erfolg goht i der Firma wyter mit em Bou vo Kanalisatione, Bougebieterschliessige und in allne Dörfer hets Kabelgräbe für Elektra und s Teliphon bruucht.

Übergoob im Johr 1965
1954 het mi Vater e grossi Stroosse-Walze vo dr Marke «Kaelble» kauft. Si het 28 000 Franke koscht! Mit de Walze si denn die schöne Wääg guet verdichtet und mit glatter, schöner Oberflächi entstande. 1955 tritt ich i d Firma i, 1965 übergit mir der Vater s Gschäft.

D Firme-Familie und alli Ruepp-Mitarbeiter/-inne danke dir, Vater, für d Firmegründig, für dyn grosse Ysatz und Erfolg und für dys unermüedliche Würke. Wenn du das nid gmacht hättisch, würds d Firma Ruepp nit geh.

Wär het denn no zum Erfolg byträit?

Mini Schwoger Mauro Tozzo, Fredi Rickenbacher, Fritz Schaffner und dr Werner Erny. Alli si in leitende Funktione gsi. Wyter Mitarbeiter vo Ammel, Rotheflue, Oltige, Ormalinge, Gälterchinde und anderne Dörfer. In der Funktion hei si gschafft als Polier, Vorarbeiter, Muurer, Maschinischt, Chauffeure, Mechaniker, Strossebouer und Lehrling. Baufüerer: Murat Uçan, Ramon Völlmin, Sven Bieder, Andi Lorenzoni. Und als Büro-Chef dr Juan Fernandez (pensioniert), Nochfolger Ralph Lerch, Theo Lang, Gschäftsfüerer 1991–2006, pensioniert. Dr Thomas Lang, Gschäftsfüerer ab 2006, het d Firma muetig erwyteret mit eme Standbäi im Hochbau – Bravo! Dr Michael, dr Sohn vom Peter, und syni Frau Jeannette hei d Firma 1998 übernoh.

D Mitarbeiter si in der Firma s wärtvollschte Kapital. Dir alli verdienet es grosses Dankschön und es grosses Lob für euchi Firmetreui und unermüedliche Ysatz i der Firma – dank euch het d Firma Ruepp bis jetz grosse Erfolg gha und dir häit mit eucher Zueverlässigkeit und euchne guete Idee derzue byträit.

Ich bi hüt 88 Johr alt und scho 23 Johr pensioniert und ha alle Grund, mit grosser Freud uf d Firmegschicht und mini Familie zruggzluege. Mi Frau, s Trudi, het i dr Firma au vill mitghulfe, zum Byspiil isch si jede Monet uf d Bank go s Zahltagsgäld hole – es isch vill Gäld gsi. Im Büro het s Trudi das Gäld i d Zahltagstäschli abgfüllt und isch denn zäme mit de Chinder uf d Boustelle und hed jedem Mitarbeiter sis Zahltagstäschli persönlich übergeh. Das si no Zyte gsy!

S Wichtigschti dörf i nit vergässe: d Uftraggäber vo euser Firma, wo eus johrzähntelang mit ihrne Ufträg d Treui ghalte hei. Dank dene Ufträg isch es möglich, dass d Firma ihri circa 60 Lüt beschäftige cha.

Peter Ruepp leitete die Firma Ruepp ab 1965. Er ist seit 23 Jahren pensioniert. Das Baugeschäft war während 48 Jahren in Anwil beheimatet. 1990 zerstörte ein Grossbrand die Geschäftsliegenschaft und die Firma Ruepp verlegte ihr Domizil anschliessend nach Ormalingen, wo die Platzverhältnisse grosszügiger sind.

Peter Ruepp

tho. Im Sommer 2021 hat die «Volksstimme» ein grosses Porträt über Peter Ruepp veröffentlicht. Im Vordergrund stand damals seine Leidenschaft für Oldtimer: Der in Anwil wohnhafte ehemalige Chef des Tiefbauunternehmens Ruepp AG liebt es, an schönen Tagen mit seinem grünen 1928er-«Rolls-Royce 20 HP» auszufahren. Oder mit seinem auffälligen roten Ford-A-Cabriolet mit Jahrgang 1929. Und zuweilen ist er auch mit seinem roten «Essex Super Six» mit Baujahr 1927 unterwegs.
Seitdem das Porträt in unserer Zeitung erschienen ist, pflegen Ruepp, dem seine 88 Jahre nichts anhaben konnten, und die Redaktion der «Volksstimme» ein freundschaftliches Verhältnis. Als er uns kürzlich bei einem gemeinsamen Mittagessen erzählte, dass die Ruepp AG ihren 80. Geburtstag feiern darf, sagten wir spontan: «Schreib doch Deine Erinnerungen auf!» Peter Ruepp setzte sich tatsächlich hin und verfasste handschriftlich sein Manuskript. Dass er dies auf Mundart tat, hat uns zwar überrascht, doch der Text hat seinen Charme: Peter Ruepp schreibt geradezu so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Viel Vergnügen bei der Lektüre!