Multisport | Jürg Dummermuth ist der Oberbaselbieter Rekordteilnehmer

Am Wochenende verabschiedet sich die Multisportler-Schweiz beim letzten Gigathlon von ihrem grössten Anlass. Der Oberbaselbieter Rekordteilnehmer Jürg Dummermuth begleitet die Derniere angeschlagen als Supporter.

Sebastian Wirz

«Warum bin ich da nicht dabei?», fragte sich Jürg Dummermuth, als er 2002 vor dem Fernseher sass. Über den Schirm flimmerte die tägliche Übertragung der «Great Challenge around Switzerland». Es war die dritte Ausgabe des Gigathlons, die den Multisportanlass als wöchige Durchführung rund um die «Expo.02» erstmals einer breiten Öffentlichkeit bekannt machte. So auch bei Dummermuth.

In Zunzgen aufgewachsen, hatte er erst mit Mitte 20 angefangen, Rennvelo zu fahren. Durch eine berufliche Weiterbildung, bei der Business und Sport verbunden wurden, fand er zum Multisport. «Zum Abschluss des Workshop-Zyklus sollte ein ‹Quadrathlon› absolviert werden. Mir und einigen Mitabsolventen hat das so gefallen, dass wir in den folgenden Jahren selber solche internen Wettkämpfe organisiert haben», sagt der heute 58-Jährige. In der Folge absolvierte Dummermuth ein paar Triathlons, so richtig geschehen war es um ihn aber erst, als er im Fernsehen den Gigathlon 2002 entdeckte.

«Ich bin kein Triathlet. Ich bin ein Gigathlet», sagt Dummermuth denn auch 20 Jahre später. Es gehe eben nicht nur um die Leistung, sondern genauso um das Abenteuer. «Bei jedem Triathlon sind Distanzen und Strecke Jahr für Jahr dieselben. Beim Gigathlon lernen die Teilnehmenden jedes Jahr neue Orte kennen», sagt der Böckter. Und wer seinen Erzählungen zuhört, ist geneigt, ihm den Nachsatz abzunehmen: «Ich kenne noch jede Strecke, die ich an all den Gigathlons absolviert habe.»

Und das waren einige. Seit dem «Expo-Gigathlon» hat er nur eine Ausgabe verpasst. Er startete als Teil eines Fünferteams, absolvierte den Wettkampf mit einer Partnerin bei den «Couples» und trat zweimal als Einzelathlet an. Beim Gigathlon morgen muss Dummermuth jedoch passen: Das Knie lässt einen Start beim laufintensiven Rennen von Zürich ins Bergell – die umgekehrte Strecke der ersten beiden Austragungen – nicht zu.

Der ausgebildete Einkaufsleiter, der seine Berufskarriere einst als Feinmechaniker bei der Ronda in Lausen begonnen hatte, sammelte mehrfach Erfahrungen bei ähnlichen Sportevents. Doch wie der Biennathlon oder der Megathlon, die Dummermuth mehrfach «gefinisht» hat, wird nun auch der Gigathlon, die Mutter aller Schweizer Multisportevents, zu Grabe getragen. Die Anmeldezahlen gingen zurück, die Absage der Ausgabe 2020 wegen der Pandemie trug das Ihrige dazu bei.

Dummermuth bedauert dies, aber es habe sich abgezeichnet. «Anfang der 2000er ging ich noch von der Arbeit nach Hause, um mich sofort einschreiben zu können, wenn das Anmeldefenster aufgeht. Innert einer oder zweier Stunden war alles ausgebucht.» In den vergangenen Jahren hingegen hatte es immer noch freie Plätze. Die Veranstalter versuchten zu reagieren. Die organisatorisch aufwendigen, aber immer weniger gefragten Inline-Etappen wurden durch Trailrun-Abschnitte ersetzt. Eine Tatsache, die Dummermuth, der den Lauf abseits asphaltierter Strassen als seine schwächste Disziplin bezeichnet, während er sehr gerne Inline fuhr, nicht gerade in die Karten spielte.

Eine Nacht im Spital
Den Grund für den Niedergang sieht der Ausdauersportler aber nicht in dieser Entscheidung. «Es gibt ganz einfach viel mehr solcher Angebote.» Von Mai bis September stünden Interessierten jedes Wochenende mehrere Ausdauersportevents zur Auswahl. Von Trailruns über Iron-Man-Triathlons bis zu Ultracycling-Rennen.

Aber die Breite von Fähigkeiten, die der Gigathlon seinen Teilnehmenden abverlangt, wird bei den übrigen Events ebensowenig erreicht wie das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gigathlon-Familie und die erlebten Geschichten. Es sind nicht nur fröhliche Episoden, von denen Dummermuth erzählen kann. Es gab Aufgaben, die schmerzten, wie ein Unfall auf dem Bike bei der Austragung 2012, als der Oberbaselbieter mit aufgeschlagenem Knie eine Nacht im Spital Olten verbrachte. Es gab hässliche Aufgaben. Etwa, als noch am ersten Tag der Körper komplett streikte und Dummermuth nach der Laufstrecke am Samstag nicht mehr essen konnte. Dem zweiten Tag wohnte er nur noch als niedergeschlagener Zuschauer bei.

In Erinnerung bleiben dennoch vor allem positive Erlebnisse wie der Prolog 2011 mit Inlines und Stöcken von Turtmann nach Leukerbad. 750 Höhenmeter, 19 Kilometer – und das auf Rädchen. Oder die Gigathlons als Zweier-Team – für Dummermuth die schönste Form. «Du bist den ganzen Tag unter Strom, hast aber auch einmal eine oder zwei Stunden Pause», sagt er. Denn im Fünferteam sei jeder Athlet für sich pro Tag nur eine Stunde oder zwei unterwegs. Und da macht er zum Vergleich an einem «normalen» Wochenende oft mehr Sport.

Trotz lädierten Knies: Vor dem Fernseher wie 2002 wird Dummermuth die Gigathlon-Derniere nicht verfolgen. Er hat sich kurzerhand als Supporter eines befreundeten Athleten gemeldet. Und so kann er auch nach der letzten Austragung sagen: «Ich war da dabei.»

Den Gigathlon überlebt

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