«Wenn ich nicht fit bin, habe ich keine Chance»
28.01.2022 FussballLara Marti will sich in der Bundesliga an die EM spielen
Die «Speerspitze» des Oberbaselbieter Frauenfussballs bildet aktuell Lara Marti (22). Die Lupsingerin sammelt bei Bayer Leverkusen fleissig Bundesliga-Einsatzminuten – und will mit dem Nationalteam im Sommer an die EM ...
Lara Marti will sich in der Bundesliga an die EM spielen
Die «Speerspitze» des Oberbaselbieter Frauenfussballs bildet aktuell Lara Marti (22). Die Lupsingerin sammelt bei Bayer Leverkusen fleissig Bundesliga-Einsatzminuten – und will mit dem Nationalteam im Sommer an die EM in England fahren.
Sebastian Wirz
nit den neun Bundesliga-Einsätzen in der Hinrunde haben Sie Ihre eigene Marke aus der kompletten Vorsaison fast schon erreicht. Sind Sie in Ihrem zweiten Jahr so richtig angekommen in Leverkusen?
Lara Marti: Die Umstellung, die ich im vergangenen Jahr hatte, habe ich extrem gemerkt. Körperlich, vom Umfeld her – alles muss sich einpendeln. Die zusätzliche Belastung habe ich nicht nur körperlich gespürt; ich war immer mal wieder von kleineren Verletzungen geplagt. Ich konnte in diesem Jahr aber gut Fuss fassen, habe gemerkt, was mein Körper braucht, und schaue optimistisch auf die Rückrunde, die für uns am 5. Februar losgeht.
Inwiefern haben Sie den Niveauunterschied zwischen Bundesliga und der Schweizer Women’s Super League zu spüren bekommen?
Der grösste Unterschied ist, dass jeden Spieltag 100 bis 150 Prozent von mir abverlangt werden. Ich bin nach jedem Spiel komplett ausgepowert, was ich in der Schweiz nicht so kannte. Durch die intensiven Spiele brauche ich mehr Regenerationszeit, aber gleichzeitig sind die Trainings vom Tempo und dem Körperlichen her auf einem ganz anderen Niveau als zuvor.
Sie haben beim FC Lausen mit dem Fussball begonnen und sind über den FC Liestal zum FC Basel gelangt, ehe Sie 2020 zu Bayer Leverkusen gewechselt haben. In welchem Alter sollte der Wechsel zu einem Grossklub erfolgen, wenn es etwas werden soll mit dem Profi-Fussball?
Ich finde es schwierig, den perfekten Moment zu definieren. Es gibt so viele Geschichten von Fussballern, die erst in höherem Alter zu den Profis gefunden haben. Wichtig ist, dass man selber bereit ist für diesen Schritt und ein gutes Gefühl hat dabei. Das ist ein grosser Teil, der helfen kann, dass man Fuss fasst und sich gut einlebt. Man muss sich ready fühlen, nicht nur körperlich, sondern auch vom Umfeld her. Man muss persönlich so weit sein, sich diesem Druck aussetzen zu wollen.
Mit dem Schweizer Nationalteam haben Sie sich für die EM qualifiziert, die im Juli stattfindet. Wie stehen die Chancen, dass Sie in England dabei sein werden?
Erste Priorität hat, dass ich fit sein muss, um überhaupt eine Chance zu haben. Dann hängt es davon ab, wie ich im Verein abliefere. Mir ist es wichtig, dass ich den Fokus darauf lege, dass es im Verein gut läuft und es mir körperlich gut geht. Denn wenn das nicht stimmt, kann ich nicht erwarten, an der EM ein Teil des Kaders zu sein.
Wie funktioniert der Kontakt zu Nati-Trainer Nils Nielsen? Gratuliert er nach einem guten Ligaspiel? Mahnt er, dass die Selektion auf der Kippe steht, wenn Sie nicht eingesetzt werden?
Ich bin nicht nur mit dem Trainer und dem Athletiktrainer in Kontakt. Wir müssen Trainingsdokumentationen ausfüllen oder Reflektionen, wie ein Spiel für uns war und wie viel wir gespielt haben. Oft schaut der Trainer auch die Spiele, aber es ist nicht meine Erwartungshaltung, dass er bei all den Spielerinnen und all den Ligen jeden Einsatz von mir sieht. Aber wir sind in einem stetigen Austausch.
U16, U17, U19, Aktive – Sie gehören seit Jahren zum jeweiligen Nationalteam. Was bedeutet es für Sie, zu den Zusammenzügen zu fahren und Länderspiele zu absolvieren?
Wenn das Aufgebot kommt, ist es immer eine riesige Freude. Es ist eine grosse Ehre, das Land vertreten zu dürfen. Ich freue mich immer, zu den Zusammenzügen zu fahren, die Leute wiederzusehen und einmal einen anderen Trainingsinput zu bekommen. Ich trainiere dort mit Leuten, die sehr erfahren sind. Man kann in der Nati eine Entwicklung auf einer anderen Basis durchmachen als im Verein. Ich bin immer sehr glücklich, wenn ich dabei sein kann, und vertrete das Land mit ganz viel Stolz.