Geringere Kirschenernte als üblich erwartet
01.06.2021 Landwirtschaft, WintersingenDie Prognosen der Breitenhof-Tagung
Die Fachtagung der Obstproduzentinnen und -produzenten ging heuer coronabedingt ohne Festwirtschaft über die Bühne. Neben den Referaten zu verschiedenen Themen interessierte vor allem die Prognose über die bevorstehende ...
Die Prognosen der Breitenhof-Tagung
Die Fachtagung der Obstproduzentinnen und -produzenten ging heuer coronabedingt ohne Festwirtschaft über die Bühne. Neben den Referaten zu verschiedenen Themen interessierte vor allem die Prognose über die bevorstehende Kirschenernte.
Otto Graf
Die Coronavorschriften wirkten sich auch auf die traditionelle Breitenhof-Tagung im Steinobstzentrum Breitenhof in Wintersingen aus. Das Schutzkonzept schloss das Führen der sonst üblichen Festwirtschaft aus. Und die Besucherinnen und Besucher wurden in geschlossenen Gruppen zu den einzelnen Posten geführt. Die Frostnächte im April haben vor allem den frühen Kirschensorten zugesetzt. Diese Tatsache widerspiegelte sich in den Aussichten von Hansruedi Wirz, dem Präsidenten Produktezentrum Kirschen und Zwetschgen im Schweizerischen Obstverband und von Swisscofel, auf die diesjährige Kirschenernte. In der Nordwestschweiz schätzte Wirz die Menge der Tafelkirschen auf rund 1700 Tonnen, deutlich weniger als im langjährigen Mittel.
Die ersten Süsskirschen in der Schweiz aus dem Wallis dürften Mitte Juni in den Regalen stehen. Die Haupternte erwartet Wirz im Juli in den Kalenderwochen 27 bis 29. «Eine kleine Ernte gibt nicht weniger zu tun. Sie ist anspruchsvoller als eine grosse, bei der man aus dem Vollen schöpfen kann», gab der Reigoldswiler Obstbauer zu verstehen.
Bei den Konserven spricht er von einer schwierigen Lage angesichts der prognostizierten Menge von 250 bis 300 Tonnen in der Region. Der Handel sei jedoch bereit, die doppelte Menge abzunehmen und zu verwerten. Nicht besser sieht es bei den Brennkirschen aus. Die Corona-Pandemie mit den geschlossenen Gastwirtschaftsbetrieben, rechnete Wirz vor, habe zu einer spürbaren Konsumeinbusse bei den gebrannten Wassern geführt. «Die Lage ist angespannt. Wir passen die Prognosen laufend den Begebenheiten an», fasste der Obstfachmann die diesjährigen Ernteaussichten zusammen.
An einem weiteren Stand setzte sich Projektleiterin Barbara Egger von Agroscope mit den Methoden auseinander, wie dem Pflaumenwickler am besten zu begegnen ist. Die grössten Erfolge misst sie der Verwirrstrategie zu. Dabei werden über Dispenser speziell präparierte Duftstoffe freigesetzt, welche die männlichen Tiere dermassen irritieren, dass sie keine Weibchen finden, was dann zu einer Unterbrechung der Fortpflanzungskette führt. Das vor drei Jahren begonnene Forschungsprogramm, so Egger, sei noch nicht abgeschlossen. Die Methoden würden laufend verfeinert, auch in Kombination mit anderen Mitteln.
Sortenprüfung gross geschrieben
Simon Schweizer, bei Agroscope für die Sortenprüfung der Früchte zuständig, erklärte, Ziel sei es, Sorten zu züchten, die mit den äusseren Bedingungen gut zurechtkommen und ansprechende Erträge generieren. Dazu seien aber ausgedehnte Feldversuche erforderlich. «Wir wollen das Rad nicht neu erfinden», sagte Schweizer. Deshalb arbeite Agroscope eng mit in- und ausländischen Partnern zusammen und pflege einen engen Daten- und Know-how-Austausch im Netzwerk dieser Institutionen. Für den Handel, hob der Referent hervor, sei die Sortenprüfung enorm wichtig.
Georges Kuster und Esther Bravin von Agroscope orientierten über die verschiedenen Methoden der mechanischen Unkrautregulierung in den Obstkulturen mit möglichst geringem Herbizideinsatz. Hackgeräte mit angetriebenen Stahlzinken, zeigten sie auf, zeichneten sich durch eine gute Wirkung aus, auch gegen Mäuse. Sie seien aber relativ teuer und erbrächten nur eine geringe Flächenleistung. Fadenmäher mit Mähfunktion seien effizienter und günstiger, jedoch nur an der Oberfläche wirksam. Zudem brauche es sieben bis acht Durchfahrten pro Jahr.
Auch Thomas Schwizer, Leiter Versuchsbetrieb Agroscope Steinobstzentrum Breitenhof, gehörte zu den Referenten. Zusammen mit seinem Mitarbeiter Mirco Plath erklärte er Sinn und Zweck eines Waschplatzes für Spritzgeräte. Schliesslich verabschiedete Hansruedi Wirz Willy Kessler von Agroscope. Der Leiter Kompetenzbereich Pflanzen und pflanzliche Produkte hat nämlich das Pensionsalter erreicht. Als Dank und Anerkennung erhielt Kessler einen noch leeren «Chiirssi-Chratte» und die Zusicherung, der Kratten werde in absehbarer Zeit mit köstlichen Kirschen aus dem Baselbiet gefüllt werden.