Lukas Müller
Man nehme eine Prise Wortwitz, eine Prise Gags und eine weitere Prise Situationskomik – und fertig ist das Menü, das vom Schweizer Duo mit dem schönen Namen Pasta del Amore aufgetischt wird. Christian Gysi und Bruno Maurer haben es faustdick ...
Lukas Müller
Man nehme eine Prise Wortwitz, eine Prise Gags und eine weitere Prise Situationskomik – und fertig ist das Menü, das vom Schweizer Duo mit dem schönen Namen Pasta del Amore aufgetischt wird. Christian Gysi und Bruno Maurer haben es faustdick hinter den Ohren. Sie schauen dem Durchschnittshelvetier genau aufs Maul. Und sie verpacken unzählige politische Anspielungen und Spässchen in ihre abendfüllende Show. Bereits zum dritten Mal gastierten «Pasta del Amore» im Restaurant Ochsen im Dorfzentrum von Oltingen. Das Ganze ging am Samstagabend als Open-Air-Happening vonstatten, der Publikumsraum war bis auf den letzten Sitzplatz gefüllt. Klein und Gross erfreuten sich dabei zuvor an einer unterhaltsamen Zauber- und Gedankenlese-Show des Sissachers Mauro Lessa. Der Magier hantierte mit Spielkartenschnipseln und anderem mehr, und er bot magisch-mathematische Kunststückchen mit Knalleffekt.
Anschliessend legten die beiden Hauptakteure des Abends dann so richtig los. Sofort sah man sich in eine Bergbeiz versetzt, wo sich zwei Schluckspechte zu mehr oder weniger gemütlichem Beisammensein zusammengefunden hatten. Am Stammtisch lässt sich trefflich lospalavern – über Wichtiges, weniger Sinnvolles und absolut Abstruses. Dass man sich gegenseitig beim Zutrinken sprachlich missversteht, gehört seit jeher mit dazu.
Heinz und Werni, so heissen die beiden urchigen Beizenhöckler, treiben die Kunst des Aneinander-Vorbeiredens buchstäblich auf die Spitze. Wenn der eine sagt: «Mitti Mai gangi in d Ferie», versteht der andere: «Mit dim Ei gangi in d Ferie». Oder wenn der eine sagt: «I mach e Städtetrip», hört der andere die Formulierung «I mach e Städtestrip» heraus. Auf dieser begriffsstutzigen Basis entspinnt sich dann ein ausufernder Dialog, der in höherem Blödsinn gipfelt und beim Publikum unweigerlich die Lachmuskeln animiert.
Kamel mit Impfstoff
Doch bald schon wird es ernst – und zunehmend politisch. In einem hervorragend gedrechselten Sprachpuzzle vernimmt man unter anderem, was die Oberen aus den Behörden in der Lockdown-Zeit alles hätten besser machen können. Man erfährt halbgare News über Chips und Schutzmasken, über die Rolle der Medien im Staat, über Polit-Cracks im Inland und Ausland und anderes mehr. Und überhaupt: «Es wär Berset, es würde alli dehaim blyybe. Mir Koch-e alli numme mit Wasser.» Auch das oft zitierte Wort Diktatur wird aufs Tapet gebracht, zudem wird gewerweisst, wie man den jeweiligen «Gegner Amherd-ischte cha träffe».
Ganz nebenbei wird man beispielsweise darüber aufgeklärt, was denn ein Kamel heute in seinen beiden Höckern transportiert. Die Antwort, für diejenigen, die das nicht wissen, lautet kurz und bündig: «Impfstoff» – womit wir wieder bei der Rubrik «Neuigkeiten aus Absurdistan» wären. Die ewigen Besserwisser und Untergangstheoretiker, die sich in den vergangenen Monaten als Epidemiologen aufspielten, werden hier sanft und doch beharrlich aufs Korn genommen.
Die Absicht des Comedy-Duos Pasta del Amore ist klar: Die beiden wollen saftige, satirische Unterhaltung bieten und damit auch Überraschungseffekte generieren. Wenn es da und dort im Zuschauerraum zu Irritationen kommt, dann ist das von den Komikern durchaus erwünscht. Das Publikum soll zum Nachdenken animiert werden und sich idealerweise selber hinterfragen. Abgerundet wurde dieser Abend mit feinsinniger Theatralik und romantischem Variété-Zauber, unterlegt mit entsprechender Musik. Mit «Show zäme!» haben Christian Gysi und Bruno Maurer das Publikum auch bei ihrem dritten Auftritt in Oltingen vollends in ihren Bann gezogen.