«Wenn das in Bewegung kommt …»
12.01.2021 Tecknau, ZeglingenDer alternde Wald wird zum Problem
Wegen eines Felssturzes bleibt die Eitalstrasse zwischen Tecknau und Zeglingen bis zum 22. Januar gesperrt. Auslöser war eine umstürzende Buche.
Ueli Frei
Am Anfang sind es kaum sichtbare Haarrisse. Durch sie dringt Wasser in ...
Der alternde Wald wird zum Problem
Wegen eines Felssturzes bleibt die Eitalstrasse zwischen Tecknau und Zeglingen bis zum 22. Januar gesperrt. Auslöser war eine umstürzende Buche.
Ueli Frei
Am Anfang sind es kaum sichtbare Haarrisse. Durch sie dringt Wasser in den porösen Jurakalk ein. Im Winter treibt der Frost die Klüfte auseinander und über die Jahre werden ganze Felsformationen instabil. Darauf stehende alte und schwere Bäume verschärfen das Problem. Sich lösende und herabstürzende Felsmassen gefährden dann den Verkehr.
So geschehen am 13. Dezember 2020 oberhalb der Eitalstrasse zwischen Zeglingen und Tecknau. Eine umstürzende Buche war denn auch der Auslöser des Felssturzes, bei dem zum Glück niemand zu Schaden kam. Seinetwegen bleibt die Eitalstrasse bis 22. Januar für jeglichen Verkehr gesperrt. Voraussehbar war dieses Ereignis nicht. Der Kanton verfügt zwar über einen Kataster der besonders gefährdeten Strassen, die regelmässig kontrolliert werden. Die Steilhänge entlang der Eitalstrasse zwischen Zeglingen und Tecknau gehörten bisher nicht dazu.
80 Kubikmeter Gestein
Die betroffene Stelle befindet sich in einem Steilhang. «Eine heikle Sache», sagt Ivano Piaia, stellvertretender Leiter Kreis 3 des Geschäftsbereichs Kantonsstrassen beim kantonalen Tiefbauamt. «Da muss man mit System dahinter», gibt er zu verstehen. Der Fels sei unterschiedlich kompakt. Die Buche riss rund zehn Kubikmeter Gestein mit sich, wovon rund ein Kubikmeter auf die Strasse fiel. Nach der Beurteilung durch die Geologen stand allerdings fest, dass insgesamt 80 Kubikmeter Gestein abzutragen sind, um das Gelände längerfristig zu sichern. «Ein Kubikmeter Fels entspricht einem Gewicht von 2,4 Tonnen», gibt Piaia zu bedenken: «Wenn das in Bewegung kommt …». Die Arbeiten nehmen rund drei Wochen in Anspruch.
In einem ersten Schritt entfernte das zuständige Forstrevier Farnsberg den umgestürzten Baum und schuf Platz für die Felsarbeiten in der Gefahrenzone. Am vergangenen Mittwoch begann die dafür spezialisierte Firma Gasser Felstechnik aus Lungern von oben her mit dem Abtragen des Materials. Mit zwei Baggern wird das Gestein hinunter zur Strasse und von dort auf Lastwagen befördert. Sobald der Fels abgetragen ist, sei die Gefahr gebannt. Felsanker seien in diesem Bereich nicht nötig, so Piaia: «Es handelt sich nicht um eine Wand, die speziell gesichert werden muss.»
Beim Wald beidseits der Strasse handelt es sich um einen Schutzwald. «Die Verkehrssicherheit kommt vor der Holzproduktion», erklärt Revierförster Andreas Freivogel. Sobald die Felsarbeiten beendet sind, stabilisiert das Forstrevier die Situation mit quer in den Hang eingebetteten Baumstämmen, die herunterstürzende Steine aufhalten. Ziel sei auch, Steinschläge durch jüngere Bäume und Büsche mit dichtem Bewuchs zu verhindern. «Haselbüsche am Waldrand sind dafür ideal», sagt Freivogel.
Alte, schwere Bäume
Der Wald im Eital ist rund 130 Jahre alt. Die grossen und schweren Bäume würden zunehmend zum Problem, erklärt Revierförster Andreas Freivogel. «Vom Alter her beginnen die Bäume abzubauen.» Das Eital sei besonders exponiert. Die Trockenheit der vergangenen Jahre verschärft das Problem. «Der Zustand der Bäume wird zusehends schlechter», gibt der Förster zu verstehen. Eigentlich müsste das ganze Gebiet entlang der Eitalstrasse durchforstet und auf Gefahrenstellen untersucht werden, sagt Revierförster Freivogel.
Der Kanton trägt in der Regel die Mehrkosten für solche Projekte. Doch die Schäden infolge der Trockenheit beanspruchen das Budget über Gebühr. Da stelle sich die Frage, wo ein Eingreifen am dringendsten und wie das Geld einzusetzen ist. «Wir werden auch in Zukunft mit solchen Ereignissen rechnen müssen», ist Freivogel überzeugt, «ausser man nimmt diese schweren Bäume heraus.»