Kostbare Perle am Fasnachtssonntag

Wer sich am Sonntagabend aufrafft und nach Mehlsuppe oder Käsewähe in Sissach noch einmal auf die Strasse geht, wird dafür mit einem feurigstimmungsvollen Spektakel belohnt.

ch. Der Sissacher Fasnachtsumzug ist bunt, laut und wild. Der Fackelumzug am Abend ist das Gegenteil davon: gemächlich, andächtig fast, ein bisschen düster. Mehr als 200 Aktive tragen Fackeln und «Chienbäse» durchs Dorf oder ziehen lodernde oder mit Lampions besetzte Wagen hinter sich her. Angeführt wird die Prozession ohne grosses Tamtam von den vereinigten Cliquen. Es ist jeweils ein stimmungsvoller Schlusspunkt des ersten Fasnachtstags.

Obwohl seit Jahren fester Bestandteil der Sissacher Fasnacht, scheint dieser Umzug noch immer ein Geheimtipp zu sein. Entlang der Route Rheinfelderstrasse–Begegnungszone– Bahnhofstrasse–Postplatz versammelt sich verglichen mit dem Umzug am Nachmittag oder dem grossen Bruder in Liestal eine eher bescheidene Menschenmenge. Ungeachtet dessen pflegt die Fasnachtsgesellschaft (FGS) diesen Programmpunkt so gewissenhaft wie den Umzug als ihr Flaggschiff.

Die «Chienbäse» werden jeweils schon im Oktober vorbereitet, sagt Hansi Gyger, im FGS-Vorstand verantwortlich für den Fackelumzug. Zahlreiche Helfer verkeilen in trichterförmigen Metallkörben mit Hammergewalt mehrere lange Holzscheite ineinander.

Die so entstehenden «Bäse» – jeweils 40 bis 50 Stück – werden am Umzug auf langen Stangen durchs Dorf getragen. Als Träger sind alle eingeladen, die kräftig und mutig genug sind, den einige Kilogramm schweren «Chienbäse» bis ins Ziel zu bringen. Wer es zum ersten Mal wagt, dem empfiehlt Gyger gutes Schuhwerk und eine alte Jacke. «Wir geben allen ‹Bäse›-Trägern eine Jutekutte mit Kapuze ab, doch es kann trotzdem passieren, dass sich ein Stück Glut durch die Kutte frisst», erklärt der Umzugs-Chef. Wer sich keinen «Chienbäse» zutraut, darf auch mit einer Wachsfackel in der Hand mitmarschieren. 200 Fackeln liegen bereit.

Den spektakulären Akzent des Umzugs setzen wie auch in Liestal die Feuerwagen. Fünf Gruppen, alles bewährte Kräfte, haben sich gemäss Gyger dieses Jahr angemeldet. Diese bestücken ihre metallenen Wagen selbstständig.

Gyger erwartet zum diesjährigen Fackel-, «Chienbäse»- und Lampionumzug zwischen 200 und 250 Aktive. Um 19.30 Uhr geht die Strassenbeleuchtung aus und Prozession setzt sich auf der Rheinfelderstrasse in Bewegung. Den Schlusspunkt bildet ein Feuerwerk vom Dach des Postgebäudes.

Neues Fasnachtsbeizli in Gelterkinden

vs. Am Sonntag (19.30 Uhr) startet auch in Gelterkinden der fasnächtliche Laternen- und Fackelumzug. Vom Park her führt der Umzug durch das Dorf zur Allmend, wo heuer nicht nur ein Fasnachtsfeuer wartet: In der Vergangenheit fanden die Teilnehmenden wegen der am selben Abend singenden Schnitzelbänke kaum mehr Platz in den Beizen. Deshalb werden die Fasnachtsorganisatoren kurzerhand eine eigenes Beizli einrichten: In einem Zelt beim Allmend-Markt wird es etwas Warmes zu essen und etwas zu trinken geben, ausserdem statten Guggenmusiken und Schnitzelbänkler dem neuen Lokal einen Besuch ab.

«Chienbäse» und Fackeln warten auf Träger

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