Der Biber an der Ergolz – auf Spurensuche
08.02.2019 Anwil, Bezirk SissachDie «Volksstimme» begibt sich ins Gehölz
Dass im unteren Talweiher ein Biber seine Spuren hinterlässt, ist seit Längerem bekannt. Nun soll auch in der Nähe der «Säge» bei Rothenfluh ein Biber «wohnen». Fake-News? Wunschtraum? Der Schreibende macht sich auf Spurensuche – und ...
Die «Volksstimme» begibt sich ins Gehölz
Dass im unteren Talweiher ein Biber seine Spuren hinterlässt, ist seit Längerem bekannt. Nun soll auch in der Nähe der «Säge» bei Rothenfluh ein Biber «wohnen». Fake-News? Wunschtraum? Der Schreibende macht sich auf Spurensuche – und wird fündig.
Peter Stauffer
Das Wetter ist schön, der Boden scheint gefroren und leicht schneebedeckt und frische Luft tut ohnehin gut. «Ja, ich habe Zeit und Lust, den Biber an der Ergolz zu suchen», schreibe ich der «Volksstimme»-Redaktion und mache mich auf.
Am vergangenen Samstag meldete die «Basler Zeitung», an der Ergolz zwischen Ormalingen und Rothenfluh sei in Biber am Werk. Ich maile und telefoniere mit Vorstandsmitgliedern des Natur- und Vogelschutzvereins Anwil-Rothenfluh. Ihnen ist in dieser Sache bisher nichts zu Ohren gekommen. Bruno Erny schreibt: «Nein, vom Biber habe ich nichts gehört. Allerdings wäre es langsam an der Zeit, dass ein Exemplar seinem Kollegen oder seiner Kollegin im Talweiher einen Besuch abstattet.» Auch der Wildhüter Martin Küng hat nichts vernommen und nichts gesehen, obschon er mit anderen vor Kurzem beim Altarm der Ergolz geholzt habe. Weitere Telefonate bringen auch keine Klarheit.
Ich mache mich deshalb mit Wanderstöcken und Fotoapparat «bewaffnet» auf den Weg, dem vermeintlichen Gerücht «Biber im Revier Säge» auf den Grund zu gehen. Ausgangspunkt ist der untere Talweiher. Die ersten paar Meter fliesst die Ergolz der Hauptstrasse entlang. Hier lässt es sich gut wandern. Ich bin zwar anfänglich mehr damit beschäftigt, den entgegenkommenden Autos auszuweichen, als mich dem Gehölz dem Bach entlang zu widmen. Also, runter zum Wasser. Aufmerksam suche ich an beiden Ufern nach angenagten Bäumen. Da ich kein Biberfachmann bin, können mir ja nur solche Nagespuren Gewissheit über das Wirken eines Bibers geben.
Fast aufgegeben
Ich folge jeder Windung des Bachs. Bis Rothenfluh ist nichts zu entdecken. Weiter gehts über Stock und Stein, durch Brombeer- und Staudengestrüpp. Ich stolpere über Maulwurfshügel, weiche Ästen aus, übersteige Zäune und Leitplanken – immer mit Blick auf die Ufer des munter fliessenden Bachs. Wohl liegen immer etwa wieder umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste wie Brücken über die Ergolz. Mitgeschwemmte Zweige und Laub bilden einen Haufen: eine Biberburg? Wohl nicht, denn das Wasser fliesst ungehindert unten durch. Zur Sicherheit wechsle ich beim nächsten Übergang die Bachseite und marschiere zurück. Ich entdecke nichts, was auf einen Biber schliessen lässt.
Nach gut anderthalb Stunden Suchen auf beiden Seiten der Ergolz taucht langsam die Gewissheit auf: Fake-News. Fast gebe ich es auf der Höhe des Restaurants Säge auf, entschliesse mich aber dann doch noch, dem schönen Wetter zuliebe dem Bachlauf bis Ormalingen zu folgen. Zum Glück! Kaum hundert Meter unterhalb des «Sagi-Ranks» werde ich fündig. Fast bin ich versucht «Heureka» auszurufen. Da stehen tatsächlich vier angenagte Weiden und daneben liegen frische Späne. Der Beweis, dass sich tatsächlich ein Biber im Gebiet Säge aufhält, wird fotografisch festgehalten. Leider zeigt sich der Verursacher nicht respektive kommt er mir nicht vor die Linse.
Die Freude über den Fund ist gross und die immer schwerer gewordenen Schuhe, die Kratzer an Händen und auf dem Kopf sind vergessen. Ich kann die Vollzugsmeldung aufsetzen: «Recherchierauftrag erfüllt».