«Sissach ist ein gutes Pflaster für Kunstschaffende»
29.06.2018 SissachDer Nischenmarkt lockt seit 2013 Kunstschaffende und Besucher aus der Region nach Sissach. Organisiert wird er von der Kunstkommission. Deren Präsident Daniel Wüthrich erklärt, warum der Nischenmarkt für Kunstschaffende sowie das Publikum ein wichtiger Ort des Austausches ...
Der Nischenmarkt lockt seit 2013 Kunstschaffende und Besucher aus der Region nach Sissach. Organisiert wird er von der Kunstkommission. Deren Präsident Daniel Wüthrich erklärt, warum der Nischenmarkt für Kunstschaffende sowie das Publikum ein wichtiger Ort des Austausches ist.
Tobias Gfeller
«Volksstimme»: Herr Wüthrich, der Nischenmarkt feiert heuer ein kleines Jubiläum. Haben Sie das Bedürfnis, den Markt aus der kleinen Nische herauszuholen und ganz gross werden zu lassen? Daniel Wüthrich: Nein, überhaupt nicht. Dann wäre es ja nicht mehr der Nischenmarkt, als den ihn so viele Kunstschaffende und Menschen kennen und schätzen. Wir wollen explizit mit dem Nischenmarkt eine Nische besetzen, die sonst in der Kunst eher zu kurz kommt.
Was ist denn überhaupt Nischenkunst und demnach auch ein Nischenmarkt?
Mit der Nische meinen wir primär den Platz, den ein Kunstwerk braucht. Die Werke am Nischenmarkt sollen von ihrer Grösse her eben in eine Nische passen. Auch sind sie preisgünstiger, als es Kunst für gewöhnlich ist.
Demnach wird am Nischenmarkt kleiner Ramsch verkauft?
Auf keinen Fall! Die beteiligten Kunstschaffenden kreieren oft ganz eigene Werke für den Nischenmarkt. Oft sind es auch Arbeiten, die zwischendurch entstehen, aus einer Idee oder einer Spielerei heraus. Es ist auf jeden Fall nicht gedacht, dass die Künstler und Künstlerinnen am Nischenmarkt ihre grösseren Werke zu einem Aktionspreis anbieten.
Inwiefern ist für Kunstschaffende der Nischenmarkt ein Mehrwert, wenn sie doch nur kostengünstige Werke ausstellen können?
Kostengünstig heisst nicht billig. Die Kunstschaffenden, die sonst oft grosse, zeitaufwendige Arbeiten anbieten, kreieren neue Nischenwerke. Der Leitgedanke ist: Lieber 15 Stück à 150 Franken verkaufen als keines für 3000 Franken. Der Preis pro Werk soll 300 Franken nicht übersteigen. Sie können mit kleineren, kostengünstigeren Werken, für die jede und jeder einen Platz findet, ein grösseres Publikum ansprechen, das sie sonst mit grösseren und teureren Werken nicht erreichen können. So stellen sie eine erste Verbindung zum Publikum her, das sich dann dank des Nischenmarkts für ihr ganzes Schaffen interessiert.
Worin liegt der Mehrwert des Nischenmarkts gegenüber einer Galerie?
Kunst hat oft das Image des Reichen und Elitären.Vor allem für junge, noch unbekannte Kunstschaffende ist es schwer, in einer Galerie ausstellen zu dürfen. Und für das breite Publikum ist der Besuch einer Galerie oft mit einer Hemmschwelle verbunden. Dies wollen wir brechen. Der Nischenmarkt bietet für Kunstschaffende und Publikum ein niederschwelliges Angebot. Die Kunstschaffenden erhalten eine Plattform, an der sie sich und ihre Kunst präsentieren können. Die Besucher treffen an beiden Tagen in einer lockeren Atmosphäre neben der Kunst auch auf die Künstlerin und den Künstler dahinter und können so hinter deren Schaffen blicken. Es ist deshalb ein zwangloser Austausch zwischen ihnen und dem Publikum möglich. Das ist für beide Seiten sehr wertvoll.
Der Nischenmarkt findet im November zum fünften Mal statt. Konnte er sich im Kunstumfeld in seiner Nische behaupten?
Der Nischenmarkt fand von Beginn weg beim Publikum Anklang. Man spürt, dass dieses unverbindliche Aufeinandertreffen geschätzt wird. Für uns ist es auch wichtig, dass immer wieder neue Kunstschaffende dabei sind, damit die Besucherinnen und Besucher jedes Mal auch auf Neues treffen.
Welche Bedeutung hat die Kunst ganz allgemein in Sissach?
Ich schätze Sissach als sehr kunstaffin ein. Sissach ist ein gutes Pflaster für Kunstschaffende, von denen viele hier leben und arbeiten. Ich nehme die Sissacher Kunstszene als sehr vielseitig und lebendig wahr. Dass hier so viele Künstlerinnen und Künstler leben und arbeiten, zeigt, dass Sissach ein Ort ist, der inspiriert und anregt. Man spürt auch im Dorf, allen voran bei öffentlichen Bauten, dass Kunst in Sissach schon immer eine grosse Bedeutung hatte.
Doch gerade diese Kunst am Bau droht zu verschwinden.
Früher war es selbstverständlich, dass bei einem öffentlichen Neubau auch eine künstlerische Arbeit dazugehört. Diese Tradition droht immer mehr zu verschwinden, was ich bedaure. Leider ist dies nicht nur in Sissach der Fall. Für ein Dorf ist es wichtig, dass Kunstschaffende mit ihren Werken einen Bezug zum Ort herstellen und der Bevölkerung gewissermassen auch den Spiegel vorhalten.
Welche Kunst begeistert Sie persönlich? Und haben Sie am Nischenmarkt auch schon zugegriffen?
Ich liebe farbenfrohe und lebensbejahende Kunst. Ich bewundere Kunst, die es schafft, mich anzusprechen und mir Anteil an ihr zu geben. Es ist etwas Wunderbares für mich, vor einem Kunstwerk zu stehen und zum Beispiel zu spüren, wie seine Farben zu leben beginnen und ich in sie eintauchen kann.
Nischenmarkt: Freitag, 9., und Samstag, 10. November, Mineralquelle Eptingen AG, Sissach. Anmeldung für Kunstschaffende bis 31. August 2018 per E-Mail: daniel.wuethrich@refsissach.ch.