Von Hochstämmen und Wieselburgen
30.01.2018 Zeglingen«Erlebnisraum Tafeljura» fördert Biodiversität
vs. Es ist eine Win-Win-Situation, die der Verein Erlebnisraum Tafeljura mit seinem Projekt anstrebt. Seit 2014 setzt er sich das Ziel, die Population von Wieseln im Oberbaselbiet zu sichern und kombiniert ...
«Erlebnisraum Tafeljura» fördert Biodiversität
vs. Es ist eine Win-Win-Situation, die der Verein Erlebnisraum Tafeljura mit seinem Projekt anstrebt. Seit 2014 setzt er sich das Ziel, die Population von Wieseln im Oberbaselbiet zu sichern und kombiniert dies, in Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain, mit professionellen Tipps für den richtigen Schnitt von Hochstammbäumen. Denn: Das Schnittgut kann gezielt für den Bau von Wieselburgen verwendet werden. Rund 20 Interessierte haben einen entsprechenden Kurs am vergangenen Samstag in Zeglingen besucht.
Networking für Mäusejäger
Was Hochstammbäume und Wiesel miteinander verbindet
Der «Erlebnisraum Tafeljura» und das Landwirtschaftliche Zentrum Ebenrain setzen sich gemeinsam für eine verbesserte Biodiversität ein. Sie zeigen, wie man Hochstämme richtig schneidet und dabei erst noch den Wieseln Gutes tun kann.
Elmar Gächter
«Diese Tierchen sehen herzig aus und fressen Mäuse. Sie sind es wert, dass man sie unterstützt und ihnen einen Lebensraum zurückgibt.» Dies sagt Ernst Grieder, Landwirt und Gemeindepräsident in Kilchberg und treibende Kraft, wenn es darum geht, in Zeglingen und Kilchberg Ast- oder Steinhaufen zu erstellen, um dem Wiesel Unterschlupf als Tagesversteck oder für die Aufzucht der Jungen zu bieten. Und damit liegen er und der örtliche Natur- und Vogelschutzverein voll und ganz auf jener Linie, die der Verein «Erlebnisraum Tafeljura» mit dem Projekt «Wieselnetz Tafeljura» anstrebt.
Seit 2014 setzt er sich im Rahmen einer gesamtschweizerischen Kampagne das Ziel, die Population von Wieseln und Mauswieseln zu sichern. Bereits sind laut Geschäftsführerin Jessica Baumgartner in den beteiligten 16 Projektgemeinden des Oberbaselbietes über 100 neue vernetzte Strukturen geschaffen worden.
Zum vierten Mal fanden sich am vergangenen Samstag gegen 20 Interessierte ein, einerseits um Wieselburgen zu erstellen, andererseits um sich professionelle Tipps für den richtigen Schnitt von Hochstammbäumen zu holen. Denn dies ist das ganz Spezielle am gemeinsam vom Verein «Erlebnisraum Tafeljura» und dem Landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain durchgeführten Arbeitseinsatz: Das Schnittgut der alten Hochstämme gezielt für den Bau des «Wohnraumes» für Wiesel, Mauswiesel und andere Kleinlebewesen zu nutzen. «Wir schneiden Bäume, damit sie als wichtiges Element in der Landschaft erhalten bleiben, und schaffen gleichzeitig neue Lebensräume für die Tiere – eine richtige Win-Win-Situation», ist Jessica Baumgartner überzeugt.
Sowohl «Erlebnisraum Tafeljura» als auch der Ebenrain setzen sich seit vielen Jahren für die Förderung der Hochstammbäume ein, mehr als 1000 sind in den letzten Jahren im Rahmen des Hochstammförderprojekts gepflanzt worden. Auch David Muster aus Wenslingen hat selber gegen 40 alte Sorten in das Feld gepflanzt. «Ich habe Freude an den Bäumen», nennt er seinen Beweggrund und holt sich am heutigen Kurstag verschiedene Tipps für die richtige Pflege seiner Schützlinge.
Die beiden Obstbaumexperten Franco Weibel und Dieter Buess vom Ebenrain verstehen es ausgezeichnet, ihr Wissen und ihre Erfahrung im praktischen Einsatz an den Mann respektive an die Frau zu bringen. Profitiert hat auch Jungbäuerin Regina Tanner, die zusammen mit zwei weiteren Personen nächstens einen Hof unterhalb des Passwanggebietes mit vielen alten Hochstammbäumen übernimmt. «Der Baumschnitt gehörte zwar zu meiner Ausbildung als Landwirtin. Junge Bäume schneiden ist jedoch wesentlich einfacher als alte, die schon seit mehreren Jahren keine Baumschere mehr gesehen haben.»
Landwirt Fredy Rickenbacher, auf dessen Land ein Teil der Kursobjekte liegt, gewinnt sowohl den Pflegemassnahmen der Hochstammbäume als auch den Wieselbauten viel Positives ab. «Ich denke, ein paar Bäume darf man durchaus stehen lassen, auch wenn damit kaum noch Geld verdient werden kann. Und ich hoffe, auch von den Wieseln profitieren zu können, denn Mäuse hat es heuer sowohl im Haus als auch auf dem Feld ‹einen Cheib voll›.»
Ob sich im Übrigen die grosse Arbeit der vielen unentgeltlich tätigen Freiwilligen lohnt, wird sich spätestens diesen Frühling bei der ersten Erfolgskontrolle weisen. Ein Spurentunnel aus Holz, platziert in den Bauten und ausgelegt mit Stempelkissen und Papier, soll zeigen, ob den Mäusejägern die von Menschenhand geschaffenen Unterkünfte genehm sind oder nicht.
Zwei Wieselarten – eine davon bedroht
emg. Zwei Arten von Wieseln kommen in der Schweiz vor, wobei das kleinere, das Mauswiesel, wegen seiner vorwiegend unterirdischen Lebensweise seltener zu sehen ist. Es steht auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten und ist in einigen Gebieten der Schweiz höchstwahrscheinlich akut gefährdet. Das grössere und kräftigere Hermelin sieht dem Mauswiesel sehr ähnlich, lässt sich aber anhand seiner schwarzen Schwanzspitze gut unterscheiden. Die beiden Wieselarten sind einander nah verwandt und haben ähnliche Lebensweisen, doch sie können sich nicht miteinander kreuzen.