«Off-Kilter»-Festival überzeugt mit diversem Programm
nsc. Die Diskrepanz hätte kaum grösser sein können, als die ehemalige SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky auf der Nebenbühne des «Off-Kilter»-Festivals in Thürnen von ...
«Off-Kilter»-Festival überzeugt mit diversem Programm
nsc. Die Diskrepanz hätte kaum grösser sein können, als die ehemalige SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky auf der Nebenbühne des «Off-Kilter»-Festivals in Thürnen von ihren Erfahrungen in der Ukraine berichtete. Das liebevoll gestaltete Gelände des alternativen Musikfestivals glich einem verwunschenen Garten, der eine friedliche Stimmung ausstrahlte, während auf der Hauptbühne nationale und internationale Acts gefeiert wurden.
Tschirky, 2021 als «Journalistin des Jahres» ausgezeichnet, wurde beim Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 landesweit bekannt. Damals lebte sie in Moskau und hielt sich für eine Reportage zufällig in Kiew auf. «Als ich die dumpfen Geräusche der Raketeneinschläge hörte, wusste ich, dass das eine Zäsur ist», erzählte sie rund 70 Zuhörenden, die sich unter einem Sonnensegel im Halbkreis um sie versammelt hatten. Ohne zu zögern, machte sie sich mit ihrem Kameramann Witalji auf, das Stadtzentrum zu verlassen. Ihre Schilderungen – nüchtern, unpathetisch – machten das Grauen greifbar.
Tschirky sprach über Orte wie Irpin oder Butscha, die sinnbildlich für russische Kriegsverbrechen stehen. Anhand persönlicher Anekdoten – etwa über den Alltag ihrer Kollegen – zeichnete sie ein eindringliches Bild: dass viele Journalisten in Kriegsgebieten bei Autounfällen sterben, weil sie übermüdet fahren. Oder dass Menschen die App für den Raketenalarm, um der Angst zu entkommen, deinstallieren – und so ihr Leben riskieren.
Spezialeinheit im Nacken
Die gefährlichste Situation erlebte sie gleich zu Beginn des Kriegs: Während einer Live-Schaltung für die «Tagesschau» des SRF landeten russische Truppen 10 Kilometer entfernt auf dem Flughafen Hostomel – Tschirky ahnte nichts davon, weil die russische Armee die Radarüberwachung zuvor zerstört hatte. Zum Schluss las sie aus ihrem Buch «Live aus der Ukraine» vor. Die anschliessende Fragerunde fiel kurz aus – viele Zuhörerinnen und Zuhörer waren ab dem Geschilderten wahrscheinlich sprachlos.
Mit der wieder einsetzenden Musik wurde das Schaudern weggetanzt. Das «Off-Kilter» bot ein buntes Potpourri aus Rap, Indie-Rock sowie langsamer und schneller elektronischer Tanzmusik. Mit dem Berner Rapper Baze, der seit mehr als zwei Jahrzehnten eine feste Grösse in der Schweizer Rap-Szene ist, und der Basler Rapperin La Nefera, die mit ihrer einprägsamen Stimme und tanzbaren Beats auf den nationalen Bühnen dem Publikum landesweit einheizt, versuchte das «Off-Kilter», mit bekannteren Namen an Gewicht zuzulegen. Mit dem bekannten Berliner DJ Monkyman und «Kalabrese», als einer der Säulen der Zürcher Technoszene, gelang dies auch in andere Genres. Workshops und Kunstinstallationen rundeten das immersive Festivalerlebnis ab. Nicht zuletzt dank seiner Nennung in der Festival-Geheimtippliste des «Tagesanzeigers» lockte der Event auch Besuchende mit Autonummern aus der ganzen Schweiz nach Thürnen.