Visionen für ein sicheres Velofahren
19.06.2025 Bezirk Sissach, Baselbiet, GelterkindenStefanie Zehnder setzt sich für den Zweiradverkehr ein
Stefanie Zehnder ist passionierte Velofahrerin. Als neue Co-Präsidentin von «Pro Velo beider Basel» möchte sie sich für ein sicheres Velofahren für alle einsetzen. Gerade im Baselbiet sieht die gebürtige Gelterkinderin noch viel Potenzial.
Tobias Gfeller
Stefanie Zehnder beobachtet das Verkehrstreiben beim Kreisel Rosenegg in Gelterkinden. «Würden Sie hier ein elfjähriges Kind mit dem Velo durch den Kreisel fahren lassen?», fragt sie mit besorgtem Blick. «Eher nicht», beantwortet sie ihre Frage gleich selbst. Abzusteigen und das Velo über den Fussgängerstreifen zu schieben, wäre wohl ihr Rat. «Das kann es aber nicht sein», mahnt sie und will damit sagen, dass es auch für ein elfjähriges Kind möglich sein soll, sich mit dem Velo im normalen Verkehr zu bewegen.
Die 36-Jährige wurde Mitte Mai an der Mitgliederversammlung zur neuen Co-Präsidentin von «Pro Velo beider Basel» gewählt. Der 1975 in Basel gegründete Regionalverband von «Pro Velo Schweiz» setzt sich politisch und gesellschaftlich für das Fahrradfahren ein. Zehnder, aufgewachsen in Gelterkinden und mittlerweile wohnhaft im Kleinbasel, hat sich zum Ziel gesetzt, sich für ein sicheres Velofahren zu engagieren.
«Es kann nicht sein, dass es Menschen gibt, die nicht Velo fahren, weil sie sich im Strassenverkehr nicht sicher fühlen.» Dies betreffe gerade Kinder und ältere Menschen. «Der Schulweg sollte mit dem Velo sicher und bequem absolvierbar sein», fordert sie. Daran mangle es auch im Baselbiet.
Für sie ist klar, dass nicht jede Gemeinde grössere Infrastrukturmassnahmen vornehmen kann. «Manchmal braucht es auch nicht viel, damit eine Strasse oder eine Kreuzung sicherer wird. Schon nur wenige Markierungen auf der Strasse können viel bewirken.»
Freiheit zurückgewonnen
Für die Verbandsfunktionärin geht es primär darum, dass das Velo bei Sanierungs- oder Neubauprojekten höhere Priorität geniesst. Dafür brauche es ein Umdenken in der Politik, bei Behörden von Kanton und Gemeinden sowie bei Verkehrsplanern. Das Velo müsse schon aus Klima- und Gesundheitsaspekten in der Verkehrsplanung mehr Gewicht erhalten, betont Zehnder.
Die Oberbaselbieterin nutzt das Fahrrad selber im Alltag, zum Sport, auf Ausfahrten und in Veloferien. Nach einem folgenschweren Unfall – nicht mit dem Velo – suchte sie nach einem neuen Hobby, weil Tennis spielen nicht mehr so wie zuvor möglich war. Vor allem durch ihren Götti fand sie zum Velofahren als Sport. «Es verleiht mir ein Stück Freiheit. Ich habe immer mehr Freude daran gefunden.» Ihr Götti führte sie langsam an die Pässe heran, bis sie gemeinsam das Alpenbrevet absolvierten.
Mit dem Rennvelo ist Zehnder auch regelmässig im Oberbaselbiet unterwegs. So weiss sie aus eigener Erfahrung, dass das Thema Sicherheit für Velofahrende auch im Baselbiet ein drängendes Thema ist. Sie hofft, dass sie mit ihrer Herkunft gerade auch in ländlichen Gefilden auf die Probleme aufmerksam machen kann.
Durch ihre Beziehung zum Velo schrieb sich Stefanie Zehnder als Mitglied bei «Pro Velo beider Basel» ein.
Co-Präsidentin Anina Ineichen, eine Bekannte, fragte die Gelterkinderin für das Präsidium an. «Das Thema liegt mir am Herzen und man kann nicht einfach nur kritisieren, man muss sich auch einsetzen. Deshalb habe ich zugesagt.» Zehnder spricht immer wieder von der Vision, im Baselbiet mehr für das Velo zu tun.
«Jahrzehntelang wurden die Strassen vorwiegend für das Auto geplant. Jetzt braucht es unbedingt mehr Einsatz für das Velo», fordert Zehnder. Es gehe dabei nicht immer nur ums Geld, sondern grundsätzlich um den Willen, wirklich etwas tun zu wollen. «Manchmal braucht es Fantasie, um an einer komplexen Stelle mehr für die Velosicherheit herauszuholen.» Dafür müsse die Politik gleichzeitig den schnellen E-Bike-Fahrer und das langsame Schulkind im Auge haben. «Es braucht mehr Massnahmen für alle Velofahrenden», stellt sie klar.
«Wir müssen angehört werden»
«Pro Velo beider Basel» solle nicht als Opposition wahrgenommen wird, betont Zehnder, im Gegenteil: «Ich möchte in den Diskurs mit allen kommen und meine Visionen gemeinsam vorantreiben. Dafür müssen wir aber angehört werden. Wir haben viel Fachwissen zu bieten, von dem die Gemeinden und der Kanton profitieren können.»
Die Co-Präsidentin von «Pro Velo beider Basel» profitiert dabei von ihren beruflichen Erfahrungen als wissenschaftliche Mitarbeiterin und stellvertretende Geschäftsführerin bei «Public Health Schweiz». In dieser Funktion setzt sie sich für bessere Rahmenbedingungen für die Gesundheit der Bevölkerung in der Schweiz ein, insbesondere in Sachen Ernährung und Bewegung. Dabei hat sie immer wieder Berührungspunkte mit der Politik. Auch aus ihrer Zeit als Jungschar-Leiterin in Gelterkinden weiss Stefanie Zehnder, was es bedeutet, voranzugehen und andere Menschen für ihre Ideen zu begeistern.