Nicht nur für Töffli-Fans
27.06.2025 WaldenburgDer «Leue» öffnet sein neu gestaltetes Solex-Museum
Das Velo-Solex war das Symbol französischer Lebensart. 25 Exponate aus einer anderen Zeit sind im Keller des Restaurant Leue in Waldenburg zu bestaunen. Morgen Samstag öffnet das Museum nach einem Umbau ...
Der «Leue» öffnet sein neu gestaltetes Solex-Museum
Das Velo-Solex war das Symbol französischer Lebensart. 25 Exponate aus einer anderen Zeit sind im Keller des Restaurant Leue in Waldenburg zu bestaunen. Morgen Samstag öffnet das Museum nach einem Umbau wieder.
Elmar Gächter
«Le VéloSoleX – la bicyclette qui roule toute seule». Getreu diesem Werbeslogan aus den 1950er-Jahren fuhr das Zweirad, besser bekannt als Solex, mit seiner leichten und einfachen Konstruktion und einem Benzinverbrauch von 1 Liter auf 100 Kilometer wirklich fast von alleine. Das vom Vergaserhersteller Solex entwickelte Gefährt zeichnet sich durch seinen einzigartigen Reibradantrieb auf das Vorderrad aus und erlangte in vielen Ländern Kultstatus, insbesondere in Frankreich, wo es als Ikone der Nachkriegszeit gilt. 700 Prototypen und Vorserienmodelle sollen zwischen 1946 und 1988 produziert und 8 Millionen Exemplare vom Band gelaufen sein. Längst ist die Produktion des sparsamen und günstigen Transportmittels eingestellt worden, das Solex ist aber oder gerade deswegen zu einem raren Liebhaberstück mutiert. Dank dem begeisterten Sammler Roland Blättler sind im Kellerraum des Restaurants Leue in Waldenburg eigentliche Raritäten aus einer anderen Zeit zu bewundern.
Der Nidwaldner, der unter anderem das Restaurant Stanserhorn führte, hat im Jahr 1977 den «Leue» übernommen und im Gewölbekeller inmitten von jahrhundertealtem Gemäuer ein einmaliges Museum geschaffen. Schon in jungen Jahren erfasste ihn der Solex-Virus, wenn er jede freie Minute als Schüler vom Wohnort Stans in die Stadt fuhr, wo sein Onkel eine Solex-Vertretung mit Werkstatt betrieb. Er tat dies solange, bis böse Buben ihm sein erstes Solex klauten und es im Vierwaldstättersee versenkten.
Stammtischfreunde im «Leue» Waldenburg vermittelten ihm Jahre später Ersatz. Sie waren für Roland Blättler allemal Grund, eine Sammlung anzulegen, die 25 Kultobjekte vom ältesten Modell 1947 bis zu einem der letzten produzierten von 1985 umfasst.
Sohn hält Erbe am Leben
Roland Blättler ist 2024 im Alter von 85 Jahren gestorben. Für Marcel Blättler, der den Betrieb zusammen mit seiner Frau Sabine bereits vor längerer Zeit übernommen hat, war klar, das Museum im Sinne seines Vaters weiterzuführen. Es sei, wie er erzählt, ein schleichender Prozess gewesen. Zwar habe er bereits als Jugendlicher Motoren von alten Solex, für die sein Vater keinen Bedarf mehr hatte, in Seifenkisten eingebaut. «Aber ich war nie der handwerkliche Schrauber. Mich haben vor allem die einfachen Motoren und die spannenden Geschichten hinter den Objekten fasziniert», so Marcel Blättler. Und an solchen lässt er auch gerne all die vielen Interessierten teilhaben, die er bei seinen Führungen durch das Museum begleitet.
Zu einem der Highlights der Sammlung zählt Marcel Blättler das «Flash», Baujahr 1974, das einzige Töffli mit einer Kardanwelle, Trommel- und Scheibenbremsen sowie einer Membranpumpe. «Dieses technisch sehr fortschrittliche Gefährt gefällt mir von der Innovationsfreudigkeit her ganz besonders», sagt Blättler, der sich schon längst selber als innovativer Koch und Braumeister einen Namen gemacht hat. Alle 25 Exponate sind im Übrigen fahrtüchtig, werden regelmässig auf dem eigenen Prüfstand getestet und könnten jederzeit eingelöst werden. Selber auf einem seiner Raritäten fahren sieht man den «Museumsdirektor» jedoch selten. «Ich bin lieber mit dem Töff unterwegs.»
Marcel Blättler hat sein Museum in den vergangenen Wochen neu gestaltet. Unter dem Motto «Frisch geölt und neu gedacht» wird es morgen Samstag, 28. Juni, von 10 bis 17 Uhr, feierlich wiedereröffnet. Die Besucherinnen und Besucher erwartet ein «erlebnisreicher Tag voller Nostalgie, Genuss und Handwerk». Das Museum kann künftig wieder nach Voranmeldung bei Gratiseintritt besichtigt werden, zudem bietet Marcel Blättler gerne Führungen an.