Michael Grauwiler hat eine spezialisierte Töffli-Werkstatt eröffnet
Das Töffli feiert seit einiger Zeit sein Comeback. Der Wenslinger Michael Grauwiler betreibt in Gelterkinden ein eigenes Fahrradund Mofa-Geschäft. Kürzlich hat er zusätzlich eine Werkstatt ...
Michael Grauwiler hat eine spezialisierte Töffli-Werkstatt eröffnet
Das Töffli feiert seit einiger Zeit sein Comeback. Der Wenslinger Michael Grauwiler betreibt in Gelterkinden ein eigenes Fahrradund Mofa-Geschäft. Kürzlich hat er zusätzlich eine Werkstatt in Tecknau eröffnet, in der er auch alte Töffli repariert. Porträt einer Leidenschaft.
Sander van Riemsdijk
Das Töffli als Statussymbol bei den Jugendlichen ist längst zum Mythos geworden. War es in den frühen 1980er-Jahren noch das Transportmittel für die Dorfjugend, ist es im Verlauf der Jahre durch Ölkrise, Helmpflicht und die Konkurrenz mit den schnelleren Motorrollern fast vollständig aus dem Strassenbild verschwunden. Wer erinnert sich noch an Marken wie Tomos, Puch, Piaggio oder Sachs?
Seit ein paar Jahren feiert das Töffli eine «Auferstehung». Menschen treffen sich wieder in Scheunen, Kellern und Garagen zum Basteln. Alte Modelle werden restauriert und nicht selten mit viel Fantasie und handwerklichem Geschick zum Unikat umgebaut.
Mit der Eröffnung einer spezialisierten Töffli-Werkstatt in den ehemaligen Räumlichkeiten der Bierbrauerei Gibbon-Bräu in Tecknau ist Michael Grauwiler auf diesen Zug aufgesprungen. Grauwiler (46) ist in Zeglingen aufgewachsen und mit seiner Familie mittlerweile in Wenslingen wohnhaft. Die Werkstatt in Tecknau, die am Samstag vorvergangener Woche eröffnet wurde, ergänzt sein Velo- und Mofa-Geschäft in Gelterkinden.
Benzin im Blut
Wie bei vielen anderen auch, begann Grauwilers Töffli-Karriere in den Jugendjahren. Sein erstes Töffli war ein violett-pinkfarbiger Puch Maxi 2. «Die Leidenschaft ist eigentlich eine Art ‹Revival› der Töfflizeit meiner Eltern», blickt Grauwiler zurück in die Zeit, als im Elternhaus ein nicht mehr gebrauchtes Töffli herumstand. «Die Einfachheit und die Langlebigkeit der Technik haben mich fasziniert. Ich wollte wissen, wie ein solcher Motor funktioniert. Der Griff zum Schraubenzieher, um den Motor zu zerlegen, war da nicht mehr weit. Es war, als fliesse Benzin durch meine Adern», sagt der Oberbaselbieter. Das angefressene Schrauben an der Maschine gab dem Jugendlichen ein Gefühl von Entschleunigung und das Fahren mit dem Töffli eines von grenzenloser Freiheit.
Es war fast selbstverständlich, dass Grauwiler eine Lehre als Velound Mofa-Mechaniker beim Fahrradgeschäft Schaub in Gelterkinden absolvierte. 2016 konnte er das Geschäft an der Ormalingerstrasse 43 in Gelterkinden übernehmen. Heute heisst es «Bikeway». Schon bald wurde Grauwiler Mitglied der «Töfflibuebe Wenslingen» mit ihren heute rund 15 Mitgliedern.
Der Familienvater stellt heute aus Einzelteilen von älteren Maschinen neue Unikate zusammen. «Es ist wie eine Sucht», sagt Grauwiler, «im Internet bin ich stets auf der Suche nach älteren und exklusiven Modellen.» Der Mechaniker besitzt etwa 15 einzigartige Veteranen-Modelle, darunter einige echte «Rohdiamanten» wie ein Oldtimer-Fahrrad mit Hilfsmotor aus den 1950er-Jahren der Marke «Victoria» (siehe Bild). Grauwiler erneuert nicht nur alte Töffli, sondern belebt auch ihre Geschichte wieder. «Letztlich braucht es nur ganz wenig, um sie wieder zum Laufen zu bringen. Die ausgeklügelte wie simple Technik macht es möglich.»
Einer der Letzten
Michael Grauwilers neue Töffli-Werkstatt an der Hauptstrasse in Tecknau hat keine offiziellen Öffnungszeiten. Es dient zusätzlich als Lokalität für spezielle Veranstaltungen. Neben der Reparatur der gängigen Marken bietet der Töffli-Profi das Flicken und den Verkauf von älteren Einzelteilen an. Ebenso setzt er Oldtimer neu auf.
Grauwiler führt eines der letzten Mofa-Geschäfte in der Schweiz, welche die «Kundschaft mit Töffli-Vergangenheit» bedienen können. Für den Oberbaselbieter, der seit Langem auch ein engagierter Sportschütze und Fischer ist, ist damit ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen. Die künftigen Kundinnen und Kunden wird es auch freuen.