Zu Besuch bei Familie Geiser auf dem Hof Winkel

Der Obstbau ist ein wichtiger Betriebszweig für den Hof Winkel in Bennwil. Die letzten warmen Tage nutzte die Familie Geiser, um die Ernte ihrer Mostäpfel zu beenden. Rentabel ist dieses Geschäft aber nur dank viel freiwilliger Hilfe.

Elmar Gächter

An der Strasse zwischen Bennwil und Diegten ist eine Gruppe vorwiegend älterer Pflückerinnen und Pflücker daran, die wettermässig goldenen Tage Anfang Oktober zu nutzen und den letzten Teil der diesjährigen Apfelernte unter Dach und Fach zu bringen. Es herrscht eine aufgeräumte Stimmung, während die gegen drei Meter hohen Säulenbäume von ihrer roten Fracht befreit werden. Dass nur fröhliche Gesichter auszumachen sind, kann durchaus auch dem mobilen Hilfsmittel zugeschrieben werden. Wie viel einfacher als auf einer Leiter lassen sich die prächtigen Äpfel doch von einer fahrbaren Hebebühne aus pflücken, und das Sturzrisiko tendiert erst noch gegen null.

Die Obstplantage zählt zu einem der verschiedenen Betriebszweige der Familie Geiser, deren Hof Winkel seit mehr als 100 Jahren im Familienbesitz steht. Hier hat Landwirt Christian Geiser vor etwas mehr als 13 Jahren rund 6000 Apfelbäume der Sorte «pro cat» gepflanzt.

Bewirtschaftung wird schwieriger
Der Apfel hat einen angenehm süsssäuerlichen Geschmack und man könnte ihn sich durchaus als attraktives Tafelobst im Laden vorstellen. In Tat und Wahrheit handelt es sich jedoch um eine Sorte, die zu Mostobst verarbeitet wird. Wenige Hundert Kilogramm landen bei Geisers zwar zum täglichen Verzehr im Keller, den Grossteil jedoch führt Christian Geiser auf einer für Traktoren längeren Reise nach Sursee zu einem der grössten Obstverarbeiter der Schweiz.

60 Tonnen sind es durchschnittlich jede Saison, heuer jedoch nur 35 bis 40 Tonnen. «Das Wetter macht die Bewirtschaftung immer schwieriger, vor allem an unserem Standort, wo der Frost den Bäumen zusetzt», sagt Geiser. Zudem habe die hauseigene Quelle dieses Jahr wegen der grossen Trockenheit zu wenig hergegeben, um die Bäume ausreichend zu bewässern.

Ohne Schädlingsbekämpfung geht es auch auf der Plantage im «Winkel» nicht. Zu den entsprechenden Vorschriften, denen sich der Obstproduzent heute gegenübersieht, hat Geiser eine klare Meinung. «Bei den wenigen noch bewilligten Pflanzenschutzmitteln ist die Wirkungsdauer sehr kurz. Die Konsequenz ist, dass ich viel häufiger durch die Plantage fahren muss und der zeitliche Aufwand wesentlich grösser ist als früher.» Neben dem Mehltau machen den Äpfeln die Blattläuse und die verschiedenen Wickler die grössten Probleme.

Was Geiser hingegen freut, ist die grundsätzlich gute Qualität seiner Früchte. Neben den Äpfeln bewirtschaften Edith und Christian Geiser zusätzlich eine Plantage mit rund 1200 Tafelkirschbäumen.

Wichtige Zusatzpacht
Christian Geiser hat im jungen Alter von 22 Jahren den Betrieb von seinen Eltern übernommen. Anstelle der ehemaligen Milchwirtschaft widmet er sich seit fünf Jahren dem Mästen von Swiss-Black-Angus-Rindern. Zu den Betriebszweigen zählen zudem die Haltung von Pensionspferden sowie der Ackerbau mit Raps, Brot- und Futtergetreide.

Als einen «Sechser im Lotto» bezeichnet Geiser den nahe gelegenen Hof Weigist in Hölstein, den er vor ein paar Jahren pachten konnte. Dort führt er in einer kleinen Halle eine Pouletmast mit rund 4500 Hühnern. «Diese Möglichkeit sicherte neben der Obstproduktion den Weiterbestand unseres Betriebs.»

Gedanken um die Zukunft
Als Kleinbetrieb war es sehr schwierig, einigermassen wirtschaftlich zu arbeiten», hält Geiser offen fest. «Ich bin zwar gerne Landwirt, aber ob ich bei allem, was ich erlebt habe, diesen Schritt nochmals wagen würde, stelle ich infrage. Nicht zuletzt macht mir die Tatsache, dass die Landwirtschaft für alles und jedes als Sündenbock herhalten muss, seit längerer Zeit Mühe.» Mit seinen 62 Jahren macht sich Christian Geiser Gedanken über die Zukunft seines Hofes. Er hegt die berechtigte Hoffnung, dass sein junger Mitarbeiter aus Lampenberg, auf den er grosse Stücke hält, in seine Fussstapfen tritt.

Auf der Plantage ist es inzwischen Zeit für eine kurze Zvieripause bei selbst gebackenem Süssem und – selbstverständlich – dem eigenen Most. Christian Geiser nutzt die Gelegenheit, seinen Helferinnen und Helfern einen grossen Dank auszusprechen. «Die Obsternte, ob Kirschen oder Äpfel, gibt finanziell nur etwas her, weil Verwandte und Bekannte unentgeltlich mithelfen. Dies ist eigentlich traurig», sagt der Landwirt.

Die Apfelernte 2023

emg. Laut Ernst Lüthi, Präsident des Baselbieter Obstverbandes, ist die Tafelobsternte 2023 in der Schweiz tief ausgefallen. Sie beträgt nur etwa zwei Drittel eines normalen Jahres, noch tiefer als in den Vorjahren sei die Menge an Mostobst. Gesamtschweizerisch sei die Bedeutung der Kernobstproduktion im Baselbiet mit einem Anteil von einem Prozent allerdings marginal. Als hauptsächlichste Ursache der unterdurchschnittlichen Erträge nennt er die über zwei Monate dauernde Nässe im Frühling. Bei Regen sei die Schädlings- und Krankheitsbekämpfung sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Dazu komme die Bodenverdichtung durch Fahrzeuge und die grosse Sommerhitze, die auch zu Sonnenbrand auf den Früchten führen kann. Auch der Apfelwickler könne zu einem Riesenproblem werden, weil er bei hohen Temperaturen zusätzliche Generationen bilde und sich mehr und mehr gegen die heute bekannten Bekämpfungsmittel resistent zeige.
Für seinen Betrieb in Ramlinsburg mit rund 3,5 Hektaren Äpfeln und rund 50 Aren Birnen spricht Lüthi von einer guten Ernte. Sie hätten letztes Jahr gut ausgedünnt und könnten die Bäume aus dem eigenen Teich genügend bewässern. Dies sei auch jetzt noch nötig, da die Bäume momentan ihre Blütenknospen für nächstes Jahr bilden. «Es ist matchentscheidend, was gerade läuft», so der Obstbaufachmann. Schädlinge bekämpft der Betrieb vor allem mit Verwirrung, und gegen den Sonnenbrand zeigen sich die Hagelnetze wirksam.
Lüthi Obstbau produziert bis zu 150 Tonnen Tafelobst, die praktisch ausschliesslich im eigenen «Öpfelhüsli» bei der Station Lampenberg verkauft und verarbeitet werden.

Mostäpfel als wichtiger Betriebszweig

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