Köpferollen bei CABB

  23.11.2016 Baselbiet, Region, Gesellschaft, Bezirk Liestal, Gemeinden, Gesundheit

«Wir brauchen einen echten Neuanfang» am Schweizer Standort in Pratteln, sagte CEO Peter Vanacker vor den Medien: personell, strukturell und bei Abläufen sowie mit weiteren Investitionen. Das ganze Werk werde zudem in den nächsten Monaten durch eine Schweizer Ingenieurfirma auf Konzeption und Sicherheit durchgeprüft.

Standortleiter Robert Dahinden habe die Verantwortung für die Zwischenfälle übernommen und sei zurückgetreten, sagte Vanacker weiter. Vorläufig löst ihn Thomas Eizenhöfer ab; er ist Leiter des Geschäftsbereichs Custom Manufactoring, zu dem der Standort Pratteln gehört.

Einvernehmliches Zeichen

Der Abgang dürfte eher symbolisch denn als Schuldzuweisung zu lesen sein: Dahinden habe im Gespräch selber die Notwendigkeit erkannt, «ein Zeichen zu setzen», sagte Vanacker. So sei es zu einer Trennung im gegenseitigen Einvernehmen gekommen - Dahinden werde indes weiter bei Bedarf seinen Interimsnachfolger Eizenhöfer unterstützen.

Ebenfalls einvernehmlich den Hut nimmt der Betriebsleiter der so genannten Monoanlagen, Dietmar Faber. Ihn löst Christine Sutter ab; sie ist Projektleiterin für den Bau der neuen Elektrolyseanlage, die gerade in Betrieb genommen wurde. Dieses 55-Millionen-Projekt ist laut Vanacker die grösste Einzelinvestition der CABB-Gruppe überhaupt.

CABB mit Sitz in Sulzbach bei Frankfurt (D) beliefert Agro- und Pharmaindustriekunden vor allem mit Chlor- und Schwefelverbindungen. In Pratteln produzieren rund 315 Angestellte jährlich rund 570\'000 Tonnen Chemikalien. Insgesamt beschäftigt die CABB-Gruppe weltweit rund 1000 Personen. 2015 erzielte sie einen Umsatz von 480 Millionen Euro.

Schweizer Standort wichtig

Pratteln sei für die Firma von stretegischer Bedeutung, betonte Vanacker. Deswegen würden dort in den nächsten zwei Jahren weitere 60 Millionen Franken investiert - nach 120 Millionen in den vergangenen drei Jahren.

Die neue Elektrolyseanlage, deren feierliche Einweihung ursprünglich Anlass für die lange im Voraus angekündigte Medienkonferenz gewesen war, soll laut dem Sicherheitsbeauftragten Uwe Herfet die Sicherheit markant verbessern. So erübrigen sich damit im Normalbetrieb die bisher nötigen Chlortransporte. Die neue Anlage spart auch einen Drittel des Stromverbrauchs der veralteten und ab 2018 nicht mehr zulässigen Vorgängerin.

Vanacker entschuldigte sich persönlich bei der Pratteler Bevölkerung für die wiederholten Stoffaustritte. CABB wolle ein guter Nachbar sein; die Ereignisse der letzte Wochen hätten leider nicht dazu beigetragen. Er bat um einen «Vertrauensvorschuss». Eizenhöfer stellte einen aktiven Dialog mit Bevölkerung und Behörden in Aussicht.

Zwei Pannen in 24 Stunden

Bei der Chemiefirma war am Montag letzter Woche wegen Haarrissen in einer Leitung Gas ausgetreten und am Dienstag - nur rund 24 Stunden später - Chlor wegen einer defekten Abluft-Manschette. Die Firma hatte schon früher mit Zwischenfällen Schlagzeilen gemacht. Interne und Behörden-Abklärungen laufen - deswegen war dazu nichts Neues zu erfahren.

Das Industrieareal Schweizerhalle hatte mit dem dramatischen Brandfall bei Sandoz vor 30 Jahren unrühmliche Bekanntheit erlangt. Entsprechend sensibel reagiert die Bevölkerung im Raum Basel auf Zwischenfälle bei dortigen Chemiefirmen. Auch bei anderen Firmen der Branche in Pratteln kam es in der Vergangenheit zu Zwischenfällen. sda.


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