Stickstoff bremst Wald-Wachstum

  04.12.2015 Basel, Baselbiet, Natur

Bei Mangelernährung werden Bäume anfälliger für Schädlinge, Trockenheit und Sturmschäden, wie das Amt am Freitag an einer Medienkonferenz in Bettingen mitteilte. Stickstoffeintrag verändere zudem die Zusammensetzung der Flora; profitieren würden etwa Brombeeren, die andere Pflanzen zunehmend verdrängten.

Gemäss Erkenntnissen des Lufthygieneamtes beider Basel stammt die Stickstoffbelastung hauptsächlich aus zwei Quellen: zu zwei Dritteln aus der Intensivtierhaltung der Landwirtschaft und zu einem Drittel vom Strassenverkehr. In allen regionalen Wäldern lägen heute die Stickstoffeinträge 50 bis 150 Prozent über dem kritischen Wert.

Viehbauern im Fokus

Im Luftreinhalteplan 2016 seien denn auch Massnahmen gegen die Stickstoffbelastung vorgesehen, vor allem in der Landwirtschaft. Bei bereits belasteten Böden kann die Waldwirtschaft ihre Tätigkeit anpassen. Dies sei indes meist Symptombekämpfung und bringe Zusatzkosten, die nicht die Verursacher tragen müssen, hiess es weiter.

Basis der Erkenntnisse ist eine interkantonale Waldbeobachtung, die seit 30 Jahren läuft. Das Institut für angewandte Pflanzenbiologie in Schönenbuch hat im Auftrag des Bundes 74 Waldbeobachtungsflächen von 2006 bis 2014 in einer Studie untersucht und Negativeffekte der Stickstoffbelastung detailliert beschrieben.

Neben dem Stickstoff identifiziert diese Studie auch Ozonbelastung, Klimawandel und Holznutzung für Heizzwecke als Faktoren für die Waldgesundheit. Die Entnahme von Biomasse zum Heizen entziehe dem Wald ebenfalls Nähstoffe, insbesondere Phosphor. Phosphormangel von Waldbäumen sei jedoch wohl auf die Stickstoffbelastung des Bodens zurückzuführen.

Holzkraftwerke vertretbar

Diese Erkenntnisse zur Stickstoffproblematik und der Holznutzung stellen Pläne für weitere Holzkraftwerke in der Region nicht in Frage, wie der Leiter des Amtes für Wald, Ueli Meier, auf Anfrage sagte. Die Waldgesetze seien schon recht streng.

Im Wertholz-Teil steckten nur acht Prozent der Nährstoffe eines Baumes; das meiste sei in den Kronen. Heutige moderne Maschinen nutzten auch jene effizient. Mehr Schonung zugunsten des Nährstoffhaushalts bedeute demnach weniger Effizienz und höhere Kosten für die Waldwirtschaft.

Die Gesellschaft müsse sich ihrer Prioritäten bewusst sein. Dem Wald echt helfen würde, wenn in der Schweiz nur halb soviel Fleisch wie heute produziert würde, sagte Meier. So fiele weit weniger Gülle an – die hiesige Futterproduktion reiche ja ohnehin nicht aus; viel werde importiert. (sda.)


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