Die drei von der «Tankstelle»
13.06.2025 Bezirk Waldenburg, Gesellschaft, Gemeinden, Kultur, Verkehr, NiederdorfPick-ups und Rock ’n’ Roll Eintauchen in Amerikas Zeit der 1950er-Jahre – das wird am Sonntag in Niederdorf möglich sein. Wer Freude an Oldtimer-Pick-ups hat, wie einst die Waltons aus der US-Kultserie einen fuhren, der und die pilgert nach Niederdorf ans 3. ...
Pick-ups und Rock ’n’ Roll Eintauchen in Amerikas Zeit der 1950er-Jahre – das wird am Sonntag in Niederdorf möglich sein. Wer Freude an Oldtimer-Pick-ups hat, wie einst die Waltons aus der US-Kultserie einen fuhren, der und die pilgert nach Niederdorf ans 3. Pick-up-Treffen.
Brigitte Keller
Einen, den das Pick-up-Fieber schon vor längerer Zeit gepackt hat, ist der Ormalinger Bruno Bussinger (56). Passiert ist es, als er vor Jahren, damals noch als Harley-Fahrer, an einem Treffen von US-Classic-Autos vorbeischaute. Die Szene gefiel ihm auf Anhieb und er sattelte alsbald um auf einen Pick-up. Den ersten nahm er eigenhändig auseinander, restaurierte ihn und baute ihn auf Hochglanz poliert wieder zusammen. Das konnte er, weil er ursprünglich einmal Automechaniker gelernt hatte.
Doch das mit dem Hochglanz ist so eine Sache. «Da gehst du fahren, und wenn Dreck drankommt, gehst du putzen», erklärt Bruno Bussinger. «Das war nicht ich. Ich wollte fahren, nicht putzen.» Abgesehen davon seien nasse Strassen in Sachen «Bremsweg» auch nicht gerade optimal für die Technik von anno dazumal. Bussingers Herz schlug für einen Pickup, dem man seine lange Lebenszeit ruhig ansehen durfte – oder erst recht sollte. Da gab ihm jemand den Tipp, doch mal bei der Garage Jovi in Niederdorf vorbeizuschauen.
Weshalb, wurde Bussinger schnell klar, als er genau das Objekt seiner Begierde auf deren Vorplatz entdeckte. Gute anderthalb Stunden später war der Kauf beschlossene Sache und eine neue Freundschaft mit dessen Besitzer Jovica Todorovic, besser bekannt als Jovi, war entstanden.
Ab da war Bussinger Feuer und Flamme und fuhr als stolzer Besitzer des «neuen» gebrauchten Ford F1 Pick-ups, Jahrgang 1948 – «in der Szene sagt man ‹Rat-Truck› dazu» – an Treffen von amerikanischen Oldtimer-Autos in der ganzen Schweiz und auch im nahen Ausland. Dort traf er auch immer mal wieder auf Patrick Ursprung, der ebenfalls ein grosser Pick-up-Fan ist. «Wie wäre es, wenn es ein Treffen nur für alte Pick-ups gäbe?» Und zusammen mit Garagist Jovi wurde aus diesem Gedanken rasch ein konkretes Vorhaben. Zusammen gründeten die drei den Verein «US Classic Trucks Switzerland».
Einziges Treffen für Pick-ups
Es fanden bereits zwei Ausstellungen statt und am Sonntag, 15. Juni, steht der dritte Pick-up-Treff «pre 1970» an. «Es ist das einzige Treffen in der Schweiz und auch im angrenzenden Ausland ausschliesslich für Pick-ups», erzählen die drei Organisatoren, und die Freude darüber steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Neben den Pickups, die sie ihr Eigen nennen, werden rund um die Garage Jovi in Niederdorf noch viele weitere Oldtimer von Leuten aus der Szene aufgereiht sein.
Apropos eigene Pick-ups: Drinnen im Eingangsbereich der Garage Jovi steht ein prächtiges, glänzendes Exemplar von einem Pick-up. «Das ist meiner», sagt Jovi. «Das sagt er zu jedem Auto, das er restauriert hat», sagen seine zwei Freunde schmunzelnd. «Wenn jemand ein gutes Angebot macht, wäre er wohl bereit, sich davon zu trennen», sind sie überzeugt. Und was wäre ein gutes Angebot? Ab 70 000.
Neben diesem Pick-up, der vielleicht zu kaufen ist, stehen vier weitere Exemplare bereit zum Verkauf an Liebhaber. Etwas abseits steht einer, der noch auf seine «Auferstehung» wartet. Diesen hat Garagist Jovi kürzlich in Amerika aufgetrieben und importiert. Jetzt steht er ziemlich «entblösst» da und wartet darauf, dass ihn erfahrene Hände restaurieren und wieder zum Laufen bringen. «Der ist dann für mich», sagt er dazu. Die Lacher seiner Freunde sind ihm sicher.
Geübtes Auge
Um eine Occasion wieder auf Vordermann zu bringen, brauche ein versierter Mechaniker rund 6 Monate. Auch beim Kauf in den Vereinigten Staaten sei ein geübtes Auge nötig. «Ich kenne da jemanden in den USA, der sich auskennt. Wenn der etwas ausfindig macht, ruft er mich an», sagt Jovi. Viele seien beim Kauf schon reingefallen, beispielsweise, weil die Autos viel stärker verrostet waren als angegeben oder daran herumgebastelt wurde und die Originalteile nicht mehr vorhanden waren. Einen Oldtimer durch die Schweizer Motorfahrzeugkontrolle zu bringen sei aber nur möglich, wenn Originalteile verwendet würden. In Amerika sei das anders. «Hat es eine Beleuchtung, Blinker und Bremsen, dann darf damit gefahren werden», erklärt der Fachmann weiter. «Alles andere spielt dort keine Rolle.»
Worauf es in der Schweiz sonst noch ankommt, darüber können sich Fans und solche, die es vielleicht noch werden wollen, am kommenden Treffen austauschen. Für musikalische Unterhaltung sorgt die Band «Pig Ass and the Hoodlums», die schon im vergangenen Jahr mit Rock ’n’ Roll und Rockabilly aus den 1950er-Jahren zum authentischen Ambiente beitrugen. An diversen Ständen werden auch alte Blechkanister, Büchsen und Schilder gehandelt. Nun freuen sich die Macher auf möglichst schönes Wetter, damit sich ganz viele Pick-ups und deren Fahrerinnen und Fahrer aus nah und fern «on the road» nach Niederdorf begeben.
3. Pick-up-Treffen, Sonntag, 15. Juni, 9 bis 17 Uhr, Hauptstrasse 77, Niederdorf. Weitere Informationen unter www.us-classic-trucks.ch