Burgzauber auf dem Büchel
11.07.2023 ZunzgenNächtliche Aktion für das Dorffest
In einer Nacht-und-Nebel-Aktion hat eine Aktionsgruppe auf dem Zunzger Büchel eine wahrhafte Burg gebaut. Dies als zusätzliche Attraktion im Rahmen der 700-Jahr-Feier im August.
Sander van Riemsdijk
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Nächtliche Aktion für das Dorffest
In einer Nacht-und-Nebel-Aktion hat eine Aktionsgruppe auf dem Zunzger Büchel eine wahrhafte Burg gebaut. Dies als zusätzliche Attraktion im Rahmen der 700-Jahr-Feier im August.
Sander van Riemsdijk
Im engeren Sinn kann zwar nicht von einer antiken Befestigungsanlage gesprochen werden. Aber was eine Gruppe von Unentwegten in der Nacht vom Freitag auf den Samstag unbemerkt – und mit einem Hauch von Illegalität – auf dem Zunzger Büchel hingestellt hat, kann zweifellos als eine herrschaftliche Burg definiert werden. Ein baulicher Sündenfall unter Missachtung des Baureglements? Mitnichten.
Gewisse Einwohnerinnen und Einwohner glaubten am Samstagmorgen beim Anblick der Burg wohl, dass mit der nächtlichen Aktion die Grundordnung der Gemeinde aus den Angeln gehievt worden sei. Doch die kognitive Disbalance, die sich allenfalls bei einigen bemerkbar machte, kann wieder ins Lot gerückt werden: Nichts ist auf der Schattenseite der Legalität erfolgt, sondern «alles» war mit dem Gemeinderat abgesprochen, wie ein Mitglied der Aktionsgruppe, nennen wir ihn doch Bruno Burgmeister, auf Nachfrage berichtet.
Unter strenger Geheimhaltung
Doch: Was genau heisst «alles», und was ist da in besagter Nacht eigentlich passiert? Bruno Burgmeister weiss – nicht ganz unerwartet – mehr, und er scheint auf die Frage geradezu gehofft zu haben: «Wir wollten für das kommende Dorffest etwas Aussergewöhnliches machen. Dann kam diese Idee mit der Burg und mit den Zacken obendrauf.» Na ja, darauf muss man zuerst einmal kommen.
Am frühen Freitagabend wurden die Fertigteile mit einem Gesamtgewicht von sage und schreibe acht Tonnen die Strasse hinauf zum sagenumwobenen Büchel gekarrt und anschliessend in nächtlicher Arbeit zusammengesetzt. In den vergangenen Monaten haben jeweils durchschnittlich 12 Personen im Alter zwischen 16 und 65 Jahren in engagierter Eintracht und in Schicht- und Fronarbeit die Einzelteile vorbereitet – dies alles unter strengster Geheimhaltung.
«Es sollte eine Überraschung werden. Es galt während der Vorbereitung absolute Verschwiegenheit. Niemand im Dorf sollte vorher davon erfahren», so Bruno Burgmeister. Die Bauherrschaft blieb also vorerst in konspirativer Deckung. Die aus Tannenbauholz vorgefertigten Burgteile mit einer respektablen Gesamtfläche von 36 Quadratmetern und mit einer Höhe von sieben Metern thronen nun für die kommenden Monate weit herum sichtbar auf dem geschichtsträchtigen Zunzger Wahrzeichen.
Ein prägendes Element
Unsere Rechtsauffassung beinhaltet den Grundsatz, dass Eigentum auch verpflichtet, selbst wenn es nur vorübergehend ist. Daran sollten im Dorf keine Zweifel aufkommen, sagte sich das Burg-Bauteam um Bruno Burgmeister. Bis Ende August darf die Burg denn auch nicht betreten werden – erst am Eröffnungstag des Dorffestes steht sie der Bevölkerung zur Besteigung zur Verfügung.
Wie lange der Zeithorizont für das Bestehen der Burg sein wird, steht in den Zunzger Sternen. «Sie bleibt dort sicher nicht bis in alle Ewigkeit», sagt Bruno Burgmeister. Vorerst aber soll sie für jeden und jede von Weitem sichtbar sein und zeigen: Zunzgen bereitet sich auf sein Dorffest tatkräftig und voller Kreativität vor. In Zeiten, in denen die dörfliche Gemeinschaft an Bindungskraft zu verlieren droht, ist das eine lobenswerte Initiative mit hoffentlich grosser, nachhaltiger Symbolkraft. Sie kommt damit buchstäblich «höchst gelegen».
Das mit viel schöpferischem Potenzial ausgestattete Bauwerk wird es mit Sicherheit in eine Fussnote der 700-jährigen Geschichte des Dorfs am Büchel schaffen. Und es wird ein prägendes Element an den kommenden Feierlichkeiten bilden.
Etwas aber bleibt unklar: Ob nämlich der Hunnenkönig Atilla – unter der Baustätte in seiner Grabesruhe gestört – nach Abzug der Bautruppe aus seinem goldenen Grab im Schutze der Dunkelheit unbemerkt hervorgetreten ist und, von nostalgischen Gefühlen übermannt, kurz einen Blick auf die Burg geworfen hat.
Das Dorffest «700 Joor Zunzge» findet vom 25. bis 27. August statt.