«Brot für alle»-Gottesdienst mit Schülertheater

vs. Die Bibel enthält eine auffallend grosse Sensibilität für die Opferperspektive. Wo Menschen leiden, leidet Gott mit. Wer über Gebühr profitieren will, nötigt andere, mit wenig auskommen zu müssen, oft mit zu wenig. «Gott hebt auf den Dürftigen aus dem Staub, dass er ihn den Thron der Ehre erben lasse», heisst es deshalb im Lied der Hannah, einem der wohl ältesten Texte der Bibel.

Seit der Mensch das Herrschen entdeckt hat, denkt er Freiheit mit Macht zusammen, mit schnellem Wohlstand sowie den Mechanismen, um diesen zu sichern. Macht allerdings steht auf tönernen Füssen, Diktatoren führen es uns vor Augen. Sie halten sich auf den Stühlen, indem sie überall bereits die leiseste Kritik ausschalten. Mit Repressionen aller Art. Seit dem 24. Februar 2022 wieder in unmittelbarer Nachbarschaft im Ukraine-Krieg.

Die Autoren der Bibel haben dieses Prinzip bereits Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung entlarvt – in zahlreichen Geschichten. Und dass ihre Kritik durch die Jahrhunderte immer wieder neu eingekleidet wird, zeigt, dass der Fluch von Macht- und Allmachtsfantasien von jeder Generation neu erkannt und benannt werden muss.

Die Kinder der 6. Klasse der Primarschule Zunzgen führen eine dieser Machtkritik-Geschichten der Bibel am «Brot für alle»-Gottesdienst in Zunzgen als Theater auf. Die Erkenntnis dabei: Wahrhaft frei sind nicht die Mächtigen, denen alle Türen offen zu stehen scheinen, wahrhaft frei sind die Beständigen. Sie wissen, dass sie sich nicht auf sich selbst verlassen müssen. Und sie wissen deshalb auch, was sie wollen, selbst wenn es nicht dem Mainstream zu entsprechen scheint. Sie haben die Kraft, Nein zu sagen, wenn es gegen ihre Überzeugung ist.

Im Anschluss an den Gottesdienst in der Mehrzweckhalle gibt es feine Gerstensuppe und ein Dessertbuffet.

«Brot für alle»-Gottesdienst, Sonntag, 19. März, 10 Uhr, Mehrzweckhalle Zunzgen.