Top vorbereitet – ob bei Klitschko oder Hutzgüri
10.02.2023 ZunzgenSina Freiermuth interviewte fürs Fernsehen am WEF die Prominenz
Sina Freiermuth aus Zunzgen steuert beim Schweizer Fernsehen regelmässig Nachrichtenbeiträge bei. Dank einer seriösen Vorbereitung geht die Wirtschaftsstudentin furchtlos an ihre Aufgaben heran – wie schon damals, als sie ...
Sina Freiermuth interviewte fürs Fernsehen am WEF die Prominenz
Sina Freiermuth aus Zunzgen steuert beim Schweizer Fernsehen regelmässig Nachrichtenbeiträge bei. Dank einer seriösen Vorbereitung geht die Wirtschaftsstudentin furchtlos an ihre Aufgaben heran – wie schon damals, als sie bei der «Volksstimme» schnupperte.
Jürg Gohl
Erste Rückblende zehn Jahre zurück: In den Schulherbstferien 2013 treffen sich neun Kinder im Rahmen des Sissacher Ferienpasses auf dem Reithof Corpataux. Sie wollen dort «Pferde erleben», so der Titel der Veranstaltung. Die damals 17-jährige Sina Freiermuth steht daneben, ausgerüstet mit Notizblock und Fotoapparat. Mit dem Ziel, dereinst Journalistin zu werden, nutzt die Gymnasiastin ihre Herbstferien, um vier Tage lang bei der «Volksstimme» zu schnuppern.
Dabei wird sie von der Redaktion zum Abschluss so richtig gefordert: «Sina, besuch diesen Reitanlass, schreibe eine Reportage mit Bild und liefere dazu noch Einzelbilder mit Namen!» Zum Erstaunen des Auftraggebers trifft das Bestellte rechtzeitig und praktisch «pfannenfertig» ein, wie das im Jargon heisst. Sie sollte ein halbes Jahr später in einem Praktikum bei der «Volksstimme»-Redaktion noch öfters für grosse Augen sorgen.
Zweite Rückblende, vor drei Wochen: Am vergangenen World Economic Forum (WEF) in Davos interviewt die inzwischen 27-jährige Sina Freiermuth, ausgerüstet mit Notizblock und Mikrofon, für das Schweizer Fernsehen reihenweise Entscheidungsträger. Neben einem Kameramann zählt noch ein Holzschemel neu zur Ausstattung, damit die 1,63 grosse Oberbaselbieterin beim Interview etwa mit dem gross gewachsenen Thomas Jordan, dem Direktor der Schweizerischen Nationalbank, wörtlich «auf Augenhöhe» sprechen kann. So stimmt im Fernsehen das Bild. Die Pferde von damals sind hohen Tieren gewichen.
Einmal aber reicht ihr in Davos auch der Schemel nicht aus: Ihr Gesprächspartner im Davoser Schnee ist Vitali Klitschko, der Bürgermeister von Kiew. Der frühere Box-Weltmeister misst 2,01 Meter. «Das WEF war für mich natürlich eine einzigartige Chance. Dort begegnest du auf Schritt und Tritt interessanten Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik», erzählt Sina Freiermuth und denkt dabei gerne an ihren Gesprächstermin mit Julie Linn Teigland zurück, die sich leidenschaftlich für die Gleichberechtigung in der Wirtschaft einsetzt. Das sei wichtig und nötig, denn in der Wirtschaft hätten die Männer noch immer klar die Oberhand.
Beim Schweizer Fernsehen gehört sie der Wirtschaftsredaktion an und erarbeitet Beiträge für die Nachrichtengefässe sowie für die Sendung «Eco Talk» mit. Dabei ist ihre Stimme nicht zu hören, weil ihr dafür noch die nötige Ausbildung fehlt. Eilig hat sie es damit nicht. Das Fernsehen bietet so viele weitere Möglichkeiten, sich weiterzubilden und zu entwickeln. Da steht die Sprechausbildung für sie nicht an erster Stelle.
Globi motiviert
Zuvor konnte sie bei SRF bereits einmal ein Praktikum absolvieren und hinterliess bei ihren Vorgesetzten offenbar einen so starken Eindruck, dass sie bei der nächsten Vakanz sogleich angefragt wurde. Die Wirtschaftsredaktion des Hauses, das für viele junge Journalistinnen und Journalisten den Olymp darstellt, schenkt jedem Praktikanten zum Abschied traditionell das Buch «Globi beim Fernsehen». Sina Freiermuth stellte ihr Exemplar zur Motivation zu Hause auf. Sie sei «sehr, sehr dankbar», so über Erwarten schnell diese Chance erhalten zu haben.
Neben ihrer Stelle beim Fernsehen studiert sie seit 2020 an der Universität Zürich Volkswirtschaftslehre sowie Banking und Finance und moderiert daneben noch Gespräche für die Konjunkturforschungsstelle (KOF). Dabei passt sie ihr Pensum beim Fernsehen immer der Belastung durch ihre Ausbildung an. Wie immer man die Prozentzahlen addiert, die sie für SRF, KOF und Uni veranschlagt, die Summe liegt immer über 100 Prozent, und alles dreht sich um Wirtschaft. «Die Vielfalt der Wirtschaft fasziniert mich», sagt die junge Journalistin. Sie weiss, dass das Thema auf viele zu abstrakt und zu zahlenlastig wirkt. «Doch die Wirtschaft betrifft jeden täglich», sagt sie. Und das möchte sie in ihren Beiträgen vermitteln.
«Als ich dann immer noch von Zunzgen nach Zürich pendelte, war die Belastung eindeutig zu hoch», sagt sie. Seit sie aber als Wochenaufenthalterin ganz in der Nähe des Fernsehstudios eine Wohnung beziehen konnte, habe sich die Lage etwas entschärft. «Von meiner Wohnung aus sehe ich sogar das Meteo-Dach von SRF», schwärmt sie. Denn auch wenn ihr Einsatz am Vortag bis spät gedauert hat, so geht es an der Morgensitzung um 9 Uhr bereits um den nächsten Beitrag. Das heisst: einlesen ins Thema, organisieren, ausrücken, zurück in den SRF-Newsroom, fertigstellen.
Feldhasen zählen
Sie berichte «querbeet wie bei der ‹Volksstimme›», sagt sie. Da sei sie auch vom Hutzgüri in Rothenfluh zur Viehschau in Langenbruck und zur Feldhasenzählung auf dem Wenslinger Feld geschickt worden. Die Eltern – ihr Vater ist der frühere Bob-Weltmeister Rico Freiermuth – verrichteten dabei die Fahrdienste. Schon damals sagte sie sich, was für sie auch heute noch gilt: Sich gut vorbereiten und seriös arbeiten, dann gelingt das Werk.
Den grossen Unterschied zur kleinen «Volksstimme» sieht sie erstens im Teamwork, weil beim Fernsehen für einen Beitrag eine Vielzahl von Fachleuten mitwirken müssen. Und zweitens in der Kürze: «Du hast zwei Minuten Sendezeit für deine Kernaussagen. Das heisst: kürzen, entschlacken, straffen», sagt sie. Mit der Zeit falle dies einem immer leichter. Sina Freiermuths Augen leuchten, als ob sie gerade erst beim SRF begonnen hätte. Wie damals vor zehn Jahren bei der «Volksstimme».