Thomas Immoos
Sowohl Regierungspräsident Thomas Weber als auch Lukas Kilcher, Leiter des Ebenrains in Sissach, zeigten sich stolz über den Erfolg: «Seit 33 Jahren fördern wir Biodiversität in der Landwirtschaft.» Damit habe der Kanton schweizweit Pionierarbeit ...
Thomas Immoos
Sowohl Regierungspräsident Thomas Weber als auch Lukas Kilcher, Leiter des Ebenrains in Sissach, zeigten sich stolz über den Erfolg: «Seit 33 Jahren fördern wir Biodiversität in der Landwirtschaft.» Damit habe der Kanton schweizweit Pionierarbeit geleistet. Auf dem «Neuhof» in Reinach wurde kürzlich eine Bilanz dieser Bemühungen gezogen, und es wurden weitere Fördermassnahmen vorgestellt. Hier nämlich setzt Landwirt Christian Schürch auf Biodiversität, seit er vor 28 Jahren den Hof in Pacht übernommen hat.
Die Förderung der Vielfalt an Pflanzen und Tieren umschreibt er so: Je grösser die Artenvielfalt, desto besser ist dies für die Produktion. Denn so siedeln sich neben den Schädlingen auch die Nützlinge an, sodass vollkommen auf die chemische Bekämpfung etwa des Maiswurzelbohres oder des Kartoffelkäfers verzichtet werden kann. Da die Nützlinge unterschiedliche Reichweiten haben, empfiehlt es sich, die Anbaufelder durch Biodiversitätsstreifen zu unterbrechen. Für Landwirte zahlt sich das Label IP- Suisse aus. Nicht nur weil es von Bund und Kantonen gefördert wird, hielt Schürch fest, sondern auch weil die Konsumentinnen und Konsumenten vermehrt danach fragen.
Gerade der Klimawandel führe zu Umweltveränderungen und neuen Risiken, betonte Thomas Weber. Im Kanton Baselland setzen bereits 88 Prozent der insgesamt 746 Landwirtschaftsbetriebe auf 13,5 Prozent der Nutzflächen auf Biodiversität. Inzwischen arbeiten Landwirtschaft, Kanton und Naturschutzorganisationen eng zusammen: «Miteinander lässt sich mehr erreichen.»
Lukas Kilcher stellte acht Merkblätter für die Landwirte vor. Diese Unterlagen sollen fortlaufend ergänzt werden. Darin erfahren die Bauern, wie sie mit Bunt- und Rotationsbrachen verfahren sollen. Die Pflege von Rotationsbrachen entspricht in etwa der mittelalterlichen 3-Felder-Wirtschaft. Andere Merkblätter enthalten Informationen zu Hochstamm-Obstbäumen, zu Hecken, Feld- und Ufergehölzen.
Artenvielfalt nützt allen
Letztere bieten Vögeln und Kleintieren Unterschlupf. Hecken locken beispielsweise bedrohte Vogelarten an, die schädliche Insekten verzehren, führte Markus Jenny, der frühere Mitarbeiter der Vogelwarte Sempach, aus. Oder Hermeline fühlen sich unter Holzhaufen wohl: Eine Hermelinfamilie verzehrt wöchentlich 50 bis 60 Mäuse: «Das schafft auch ein fleissiger Feldmauser kaum», sagte Jenny. Die Bilanz nach 33 Jahren sei positiv, zog Kilcher Bilanz. Das Angebot an Produkten von Biohöfen sei gestiegen, wie auch die Artenvielfalt bei Flora und Fauna. Die entsprechende Anbaufläche soll weiter gesteigert werden. Die Massnahmen im Rahmen der Biodiversität nützten nicht nur der nachhaltigen Nutzung von Kulturland, sondern seien auch für Mensch und Natur sehr wertvoll. Neben der Artenvielfalt haben sich auch die Wasserqualität verbessert, die Sauerstoffproduktion erhöht und der Erholungswert der Landschaft verbessert, fasste der Leiter des Ebenrain-Zentrums für Landwirtschaft, Natur und Ernährung die Vorteile der Biodiversität zusammen.