Der erfolgreichste Athlet des BL-Olympia-Teams tritt zurück
28.10.2021 SportHandbike | Tobias Fankhauser konzentriert sich auf die berufliche Laufbahn
Über zehn Jahre hielt sich Handbiker Tobias Fankhauser an der Weltspitze. Nun gibt er nach reiflicher Überlegung seinen Rücktritt vom Spitzensport bekannt. Ein Blick in die Zukunft zeigt eine ...
Handbike | Tobias Fankhauser konzentriert sich auf die berufliche Laufbahn
Über zehn Jahre hielt sich Handbiker Tobias Fankhauser an der Weltspitze. Nun gibt er nach reiflicher Überlegung seinen Rücktritt vom Spitzensport bekannt. Ein Blick in die Zukunft zeigt eine vielversprechende Nachsportkarriere des Hölsteiners.
Lukas Müller
Silber an den Paralympics in London, Bronze an den Paralympics in Rio de Janeiro, dazu fünfmal WM-Bronze, zwei Siege an Weltcup-Rennen und eine ganze Reihe von Siegen an Europacup-Rennen – Tobias Fankhausers Karriere im Handbiken in der Kategorie MH2 war wahrlich erfolgreich.
Unermüdlich absolvierte der Hölsteiner seine Rennkilometer im In- und Ausland. Er bereiste ferne Länder wie die USA, Kanada und Brasilien. Doch im vergangenen Jahr reifte in ihm der Entschluss, dass es das nun gewesen sei mit dem Wettkampfsport.
«Zum einen waren es gesundheitliche Rückschläge, zum anderen war ich nicht mehr mit dem Feuer dabei, das ich früher in mir verspürte», sagt Fankhauser auf die Gründe seines Rücktritts angesprochen. Weiter erklärt der im November 32 Jahre alt werdende Sportler: «In den vergangenen Jahren habe ich es nicht mehr geschafft, den Rückstand auf die absolute Weltspitze zu minimieren. Ich war oft ‹Best of the Rest›.»
Der zeitliche Rückstand auf die Besten sei in gewissen Rennen doch zünftig gross gewesen. Bei seinen letzten Paralympics in Tokio im August kam Fankhauser trotz eines guten vierten Rangs rund eine halbe Stunde nach dem Sieger ins Ziel.
Weniger Sport, mehr Kopfarbeit
Fankhauser war über Jahre sportlich sehr ambitioniert unterwegs. Ihm war klar, dass für diesen grossen Aufwand am Schluss auch die Chance auf etwas Konkretes herausschauen müsste. Bei den Paralympics 2024 in Paris wäre dann ein Podestplatz mit entsprechenden Medaillen-Ehren im Fokus gewesen. Doch unterdessen sind andere Dinge wichtig geworden. Fankhauser spürte, dass er mehr Kopfarbeit braucht und sich auf die Berufskarriere konzentrieren möchte. Somit hat er ein Master-Studium im Bereich Business Administration begonnen.
Ein Blick auf die Laufbahn zeigt: Mehr als zehn Jahre war der Hölsteiner nun in seinem Sport aktiv. Ab Stufe der Junioren hat er im Handbike-Sport alles durchlaufen und viel erreicht. «Diese supertolle Zeit möchte ich nicht missen», betont er und schiebt im selben Atemzug nach: «Ich bin dankbar, dass ich meine Wettkämpfe mit so guten Athleten bestreiten durfte. Die gute Kameradschaft und die Ambiance an den Rennen – all das wird mir sicher fehlen.»
Durch seine Auslandreisen in Verbindung mit dem Handbike-Sport konnte Tobias oft auf Sightseeing-Touren gehen. Er hat sowohl die riesige Christusstatue in Rio de Janeiro als auch die Caracalla-Thermen in Rom mit eigenen Augen gesehen. Diese Auslandreisen will er im privaten Rahmen fortführen. Dank seines Autos ist er jederzeit mobil.
Immer noch Lust auf Handbike
Jetzt will der Hölsteiner, der dem Sport im Oberbaselbiet alle Ehre gemacht hat, vorwärtsschauen. Er hat für die kommenden zwölf Monate eine befristete Anstellung beim Amt für Kind, Jugend und Behindertenangebote erhalten. Füllinsdorf ist sein neuer Arbeitsort. An diesem Arbeitsplatz geht es für ihn darum, wertvolle Berufserfahrung zu sammeln und für potenzielle Arbeitgeber attraktiv zu werden. «Dieser berufliche Einstieg ermöglicht mir einen fliessenden Übergang», sagt er. «Ich kann so herausfinden, in welcher Branche ich tätig werden möchte.»
Mit dem Handbike-Sport wird Tobias Fankhauser weiterhin verbunden bleiben. Er hält sich offen, auch in Zukunft ganz ohne sportliche Ambitionen das eine oder andere kleinere Rennen im Inland und im Ausland zu fahren. «Ich werde das geniessen», sagt er lächelnd.
«Professionelle Einstellung, grosser Wille und taktisches Geschick«
lm. Christian Saladin, der stellvertretende Leiter des Sportamts Baselland, hat Tobias Fankhauser in seiner Spitzensportkarriere über Jahre begleitet. In seinen Augen verfügte der Handbiker über alles, was einen Weltklasseathleten auszeichnet.
«Seit Tobias in die Sportklasse des Gymnasiums Liestal aufgenommen wurde, stehen wir in regelmässigem Kontakt mit ihm und unterstützen ihn auf seinem Karriereweg. Mit seinen zwei Medaillen an den Paralympics in London und Rio sowie mehreren WM-Medaillen war er die vergangenen acht Jahre Aushängeschild und zugleich erfolgreichster Athlet des Baselbieter Olympia-Teams. Tobias verfügte über alles, was ein Weltklasseathlet auszeichnet: professionelle Einstellung, grosser Wille, taktisches Geschick, hervorragende Technik, mentale Stärke und Freude an seiner Sportart. Beeindruckend war auch, wie sich Tobias jeweils nach Rückschlägen wieder zurückgekämpft hat. Wie jüngst an den Paralympics in Tokyo, wo er trotz körperlicher Probleme Spitzenleistungen erzielte. Wir gratulieren Tobias zu seiner erfolgreichen Karriere und sind überzeugt, dass er weiterhin ein Vorbild für alle jungen Athletinnen und Athleten sein wird. Auf seinem weiteren Weg wünschen wir ihm nur das Beste.»