Zwei Zentren für Corona-Verdachtsfälle eröffnet

  19.03.2020 Lausen

Verantwortliche rechnen mit einer Betriebsdauer von zwei Monaten

Die beiden Abklärungszentren für Corona-Verdachtsfälle sind seit gestern früh in Betrieb. Die Verantwortlichen rechnen zunächst mit bis zu 400 und später mit maximal 900 Patienten pro Tag.

Christian Horisberger

Fieber ab 38 Grad, Atemnot und Husten: Wer unter den typischen Symptomen des Coronavirus leidet und transportfähig ist, kann sich ab sofort an zwei Stellen im Kanton auf die Erkrankung testen lassen: In der Sporthalle Stutz in Lausen und im Kuspo Münchenstein haben Zivilschutz und Kantonsspital Baselland (KSBL) zwei Abklärungsstationen für Verdachtsfälle aufgebaut. Gestern Morgen um 8 Uhr nahmen sie den Betrieb auf.

Kommen kann, wer will. Eine hausärztliche Überweisung oder Anmeldung ist nicht erforderlich. Wer das Zentrum besucht, muss sich aber auf lange Wartezeiten einstellen. Dies einerseits wegen des zu erwartenden Ansturms: In der ersten Phase wird an beiden Standorten mit insgesamt 250 bis 400 Patienten täglich gerechnet; bei Vollausbau haben die Einrichtungen eine Kapazität von bis zu 900 Personen. Andererseits müssen Patienten, die in ein Spital geschickt werden, vor Ort fünf Stunden auf das Ergebnis des Tests warten. Dann wird entschieden, ob sie ins Corona-Referenzspital auf dem Bruderholz oder in ein reguläres Krankenhaus gebracht werden.

Die Verantwortlichen rufen die Bevölkerung dazu auf, die Zentren bereits vormittags aufzusuchen. Ausserdem wird darum gebeten, den Krankenkassenversicherungsausweis mitzunehmen, um das Aufnahmeprozedere effizient abwickeln zu können. Die Informatik der Abklärungsstationen ist an jene des KSBL gekoppelt, es handelt sich sozusagen um Aussenstellen.

Abstand halten
Medizinischer Leiter der Einrichtung ist der Zunzger Hausarzt Reto Misteli. Er machte mit Medienschaffenden am Vorabend der Eröffnung einen Rundgang. Ausserhalb der Mehrzweckhalle wurde eine Eingangs- und Wartezone aufgebaut. Linien am Boden und weit auseinander platzierte Stühle mahnen an das Gebot, Abstand zu halten. Nach dem Aufnahmeprozedere werden die Patienten gebeten, auf einem Formular ihre Symptome sowie Vorerkrankungen aufzuführen. In mit schwarzen Plastikplanen abgetrennten Boxen nehmen Samariter die Vitalfunktionen der Patienten auf, Ärzte nehmen Untersuchungen vor und medizinisches Fachpersonal macht Abstriche.

Je nach Beurteilung der Ärzte werden die Patienten heimgeschickt oder in ein Spital überwiesen. Die Wartezeit bis zum Vorliegen des Testergebnisses verbringen Patienten in Betten oder auf Stühlen, die in der zweiten Sporthalle aufgestellt sind.

Die Abklärungsstation in Münchenstein wird von 8 bis 20 Uhr betrieben, die in Lausen rund um die Uhr. 50 Personen halten den Betrieb in Lausen in drei Schichten aufrecht. Dabei kann Misteli auf 26 medizinische Fachkräfte und Helfer sowie neun Ärzte zählen. Der Zivilschutz steuert für logistische Aufgaben 15 weitere Kräfte bei. Für den Patiententransport werden Armeekräfte eingesetzt. Misteli rechnet mit einer Betriebsdauer der Abklärungsstationen von zwei Monaten.


Glühende Telefondrähte bei Arztpraxen

ch. Baselbieterinnen und Baselbieter haben seit einer Woche die Möglichkeit, sich bei sich zu Hause auf Corona testen zu lassen. Seit gestern stehen dafür bei begründetem Verdacht auch die beiden Abklärungsstationen in Lausen und Münchenstein zur Verfügung.
Erste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten bei einer möglichen Corona-Infektion bleibt der Hausarzt. Dort laufen die Telefondrähte heiss. Etwa jeder zweite Anruf bei den Praxen steht derzeit im Zusammenhang mit dem Virus. Oft würden Patienten wegen ihrer Risikofaktoren nachfragen, sagt der Zunzger Hausarzt Matthias Bachmann. Sie seien von «verunsichert bis stark verängstigt». Der Sissacher Allgemeinmediziner Martin Schwab beantwortet häufig Fragen, die neue Informationen vom Bund und aus dem Fernsehen aufwerfen. Dies insbesondere dann, wenn sich gemachte Aussagen widersprächen. Es würden sich auch Patienten melden, die wegen eines Risikofaktors von ihrem Arbeitgeber heimgeschickt worden seien, aber lieber arbeiten gehen wollten.
In der Gelterkinder Praxis Handschin erhofft man sich von den Testzentren eine gewisse Entspannung: «Wir müssen die Anrufenden für Tests nicht mehr auf die Infonummer des Kantons verweisen, bei der sie nicht durchkommen und nachher wieder verzweifelt bei uns anrufen.»

 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote